Das Leben an sich - Kritik zum Serienfinale von Star Trek: Discovery

SPOILER

Mit "Das Leben an sich" kommt nicht nur die 5. Staffel von Star Trek: Discovery zu ihrem Ende, die Serie selbst verabschiedet sich mit dieser Folge von ihren Zuschauern. Im Serienfinale schafft es Burnham schließlich die Technologie der Progenitoren zu finden, kommt am Ende aber zu dem Schluss, dass diese zu mächtig ist, und gibt sie daher wieder auf. Die Discovery muss währenddessen die Breen abwehren, wobei sie auch Hilfe von Saru bekommt, dessen etwas verrückter Plan tatsächlich aufgeht.

Endlich am Ziel

"Das Leben an sich" ist mit einer Laufzeit von 86 Minuten ein ziemliches Brett, was allerdings auch daran liegt, dass die Macher zum ursprünglichen Zeitpunkt der Dreharbeiten noch nicht wussten, dass die Folge gleichzeitig auch das Serienfinale von Start Trek: Discovery sein würde. Immerhin muss man Paramount+ zugutehalten, dass sie den Autoren und Produzenten noch die Chance für einen kleinen Epilog gaben, um noch einen runden etwas runderen Abschied zu schaffen.

Bis es zu diesem Epilog kommt, ist "Das Leben an sich" aber ein ziemlich holpriges Unterfangen. Dass es am Ende Burnham ist, welche die Technologie der Progenitoren findet, dürfte keinen Zuschauer von Star Trek: Discovery überraschen. Etwas enttäuschend ist allerdings, dass das finale der vielen Rätsel, welche die Suchenden ja eigentlich moralisch testen sollten, ein simpler IQ-Test ist. Immerhin wird dafür aber erklärt, warum es überhaupt eine Schatzsuche gab und diese Erklärung ergibt durchaus Sinn.

Dass Burnham die Technologie dann wieder aufgibt, folgt den typischen Pfaden, wie man sie von solchen Schatzsuchen kennt. Was die Autoren allerdings so gar nicht vermitteln, ist die Antwort auf die Frage, was genau denn nun die Technologie so mächtig macht, dass sie nicht in die falschen Hände geraten darf? Technik, mit der man Leben auf anderen Planeten schaffen kann, scheint in Star Trek doch ohnehin schon möglich, und da die Progenitoren auch nur klonen und keine Toten wiederbeleben können, fehlt hier einfach die Erklärung für die vermeintliche Gefahr. Auch die Tatsache, dass Burnham die Entscheidung praktisch allein und ohne Rücksprache mit der Förderation trifft, wo dann auch anscheinend niemand ein Problem damit hat, wirkt unlogisch. Dass sie zudem das Bewusstsein eines Progenitors bis in alle Ewigkeit verdammt, ihr Schicksal nicht zu erfüllen, obwohl diese ja explizit Burnham als würdig befunden hat, wird ebenfalls nicht thematisiert.

Zu Moll wurde in den vergangenen Kritiken eigentlich schon alles gesagt und auch im Serienfinale gibt es hier nicht viel hinzuzufügen. Die Figur bleibt sich immerhin bis zum Ende treu und hintergeht Burnham, etwas, das vermutlich jeder Zuschauer hat kommen sehen. Dass die Autoren ihr am Ende eine relativ versöhnliche Szene mit Book geben, und dass anschließend für sie auch noch ein neuer Job wartet, macht dann noch einmal deutlich, dass man hier anscheinend eine vollkommen andere Wahrnehmung von der selbstsüchtigen Kriminellen, die für ihre Ziele ohne mit der Wimper zu zucken auch über Millionen von möglichen Leichen geht, hat.

Action Saru wieder in Action

Außerhalb des Portals bestimmt vor allem die Action das Geschehen. Hier gibt es den typischen Mix aus Technobabbel, herumwackelnden Set und jeder Menge Flammen und Funken, die aus den Wänden der Discovery kommen. Langeweile kommt hier definitiv keine auf und auch optisch kann die Folge in diesen Momenten überzeugen. Commander Rayner beweist zudem, wie sehr er im Laufe der Staffel gewachsen ist, und macht zum Abschluss noch einmal deutlich, dass er definitiv der interessanteste Charakter der 5. Staffel war.

Auch Saru darf noch einmal in Erscheinung treten. So albern sein eigentlicher Plan auch sein mag, die Szene selbst ist richtig gut gespielt und gibt Saru noch einmal die Möglichkeit, sowohl seine Cleverness als auch seine Autorität unter Beweis zu stellen. Am Ende bekommen alle Fans von Saru und T'Rina zudem auch das zu erwartende Happy End der beiden, wobei die Hochzeit relativ kurz gehalten ist und damit auch nicht zu viel Platz innerhalb der Folge einnimmt.

Was so gar nicht funktionierte, war dagegen die Auflösung rund um Culber. Dessen Selbstfindung, die generell schon sehr komisch erzählt wurde, mündet am Ende darin, dass er einfach irgendeine willkürliche Zahlenkombination aus dem Kopf weiß, die dabei hilft, Burnham zu retten. Das ist dann doch etwas arg wenig und fühlt sich schon danach an, als hätte die Autoren die Sache aufgebaut, ohne wirklich eine Auflösung im Sinn zu haben und das war dann das Beste, was ihnen am Ende noch eingefallen ist.

Dafür bekommen Fans, die hinter Kovich etwas mehr vermutet haben, als es den Anschein hat, eine durchaus befriedigende Antwort. Die Idee hier ist durchaus nett und dürfte sich vor allem an ältere Star-Trek-Fans richten. Die meisten Ottonormalzuschauer dürften dagegen vermutlich erstmals gegoogelt haben.

Der Abschied

Mit dem Epilog springt die Serie dann noch einmal einige Jahrzehnte in die Zukunft und man zeigt Burnham und die Discovery auf ihrer Abschiedstour. Die Idee ist nett, auch wenn man mal wieder nur Burnham und Book in den Mittelpunkt stellt und die anderen Hauptfiguren lediglich für Umarmungen vorbeischauen dürfen. Abgesehen von Saru darf nicht einmal jemand etwas sagen. Dafür hat man sich aber immerhin daran erinnert, dass es Detmer und Owosekun gibt, deren Abwesenheit über weite Strecken von Staffel 5 nicht ein einziges Mal thematisiert wurden.

Was etwas sauer aufstößt, ist zudem die Tatsache, dass die Autoren unbedingt noch den Bogen zum Kurzfilm "Cylypso" schlagen mussten. Zora, die ja nun einmal ein denkendes Wesen ist, für Jahrhunderte irgendwo allein auszusetzen, wirkt doch grausam, vor allem weil in "Calypso" ja auch nichts passiert, was jetzt in irgendeiner Form weltbewegend ist. Aber zum Glück hat man ja mit der roten Direktive nun ein Mittel gefunden, mit der man einfach alle Dinge weggbüggeln kann, ohne sie erklären zu müssen. Generell gehört Zora auch zu den Figuren, aus denen die Autoren von Star Trek: Discovery überhaupt nichts gemacht haben, sodass es fast schon passend ist, dass die arme Schiffsintelligenz so ein albernes Endes bekommt.

Staffelfazit

Generell lässt sich festhalten, dass der leichtere Ton der 5. Staffel Star Trek: Discovery richtig gut getan hat. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass diese Staffel die beste der Serie war, auch wenn diese Latte zugegebenerweise nicht sonderlich hoch liegt. Die Schatzsuche hat über weite Strecken durchaus Spaß gemacht, auch wenn man die Landung am Ende nicht so richtig hinbekommen hat. Auch konnten die Autoren bis zur letzten Folge einfach nicht aus ihrer Haut heraus. Star Trek: Discovery war von Anfang bis Ende die Michael-Burnham-Show und nichts konnte die Macher davon abbringen. Gerade in Staffel 5 war es noch einmal auffällig, wie wenig die anderen Figuren zu tun bekamen. Im besten Falle durften diese einmal mit Burnham auf ein Abenteuer gehen, viel mehr war nicht drin. So endet Star Trek: Discovery auf einem okayen Level, muss sich allerdings bis zum Ende vorwerfen lassen, dass hier mehr drin gewesen wäre.

Star Trek: Discovery

Originaltitel: Star Trek: Discovery
Erstaustrahlung 24. September 2017 bei CBS All Access / 25. September 2017 bei Netflix
Darsteller: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca), Michelle Yeoh (Captain Georgiou), Doug Jones (Lt. Saru), Anthony Rapp (Lt. Stamets), Shazad Latif (Lt. Tyler), Maulik Pancholy (Dr. Nambue), Chris Obi (T’Kuvma), Shazad Latif (Kol), Mary Chieffo (L’Rell), Rekha Sharma (Commander Landry), Rainn Wilson (Harry Mudd), James Frain (Sarek)
Produzenten: Gretchen Berg & Aaron Harberts, Alex Kurtzman, Eugene Roddenberry, Trevor Roth, Kirsten Beyer
Entwickelt von: Bryan Fuller & Alex Kurtzman
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 42+


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