Die Weltensegler

Albert Daiber

Alfred Daibers aus zwei kürzeren Romanen bestehender “Die Weltensegler” erscheint im Hirnkost Verlag als Band 2 der Reihe “Wiederentdeckte Schätze der deutschsprachigen Science Fiction”. Der Untertitel der Reihe trifft allerdings auf diese schwäbische Science Fiction nicht ganz zu. Es ist die dritte Ausgabe der vor mehr als einhundert Jahren verfassten Romane im 21. Jahrhundert. 

Der Kleinverlag Dieter von  Reeken hat 2004 sowohl “Die Weltensegler” bzw. “3 Jahre auf dem Mars” betitelt (1910 entstanden) wie auch “Vom Mars zur Erde” (aus dem Jahr 1914) als Einzelausgaben, einige Jahre später mit dem ebenfalls ursprünglich separat veröffentlichten Roman “Anno 2222: Ein Zukunftsroman” noch einmal als Sammelband reichhaltig illustriert publiziert. 

Herausgeber der Reihe Hans Frey begleitet von einem Vorwort aus der Feder Horst Illmers haben sich dennoch geschlossen, diese Geschichte für die reifere Jugend nicht nur noch einmal aufzulegen, sondern sie relativ an den Anfang ihrer Edition zu platzieren. 

Der 1857 in Cannstatt geborene Sohn eines Rektors zog relativ früh nach dem Abschluss der Realschule in die Welt hinaus. Er studierte in Zürich und arbeitete dort als Lehrbeauftragter, bevor er sich zu einem Studium der Medizin entschloss. Im Jahre 1900 reiste er nach Australien und die damaligen deutschen Kolonien Neu- Guinea, Karolinen und Marianen. Die Erlebnisse fasste er in dem Buch “Eine Australien- und Südseefahrt” zusammen.   

1905 erschien mit “Anno 2222 Ein Zukunftstraum” der erste von insgesamt drei utopischen Romanen. Weniger der Drang, eine phantastische Geschichte zu erzählen als die Suche nach einem Ventil, um seine Unzufriedenheit mit den politischen Umständen auszudrücken, prägt diesen über weite Strecken auf die Strukturmuster klassischer Reisestoffe zurück greifenden kurzen Text. 

1909 wanderte Daiber nach Chile aus, wo er am 12. August 1928 auch verstarb. Aus dem Exil heraus mit ein wenig Sehnsucht nach das eigentliche Schwabenland erschien 1910 unter dem heute verwandten Oberbegriff “Die Weltensegler” der zweite utopische Roman “Drei Jahre auf dem Mars” aus der Feder Daibers. Ganz bewusst hat der Autor die zu Beginn bunte Schilderung des Schwabenlandes um eine Variation der bekannten Legende um die sieben in die Welt, in diesem Fall ins Alls reisenden Schwaben ergänzt. Hans Frey geht in seinem Nachwort auch noch einmal neben ausführlichen Zitaten auf diesen Aspekt ein.

 Heute fällt manchem Leser spontan der Werbeslogan "Wir können alles außer Hochdeutsch" ein, um die hier beschriebene Szenerie mit ihren liebevollen Details zu charakterisieren.

Im Gegensatz zu z.B. Kurd Laßwitz' umfangreichem Roman "Auf zwei Planeten", fällt bei Daibers "Bericht für die reifere Jugend" die sehr konzentrierte und nicht minder knappe Aneinanderreihung von spannenden Episoden auf: da ist zum einen die Reise zum Mars mit all ihren nicht eingeplanten Gefahren, dann die populärwissenschaftlichen Fakten, bei denen sich insbesondere der Organisator und geistige Vordenker der Reise, Professor Dr. Stiller hervortut, und die beschaulichen Ruhepausen, die das paradiesische Leben auf unserem Nachbarplaneten beschreiben.

Die patriotischen Anspielungen auf das Deutsche Kaiserreich halten sich in Grenzen. Die Ode an den schwäbischen Geist wirkt auf die heutige Generation eher belustigend, denn manipulierend. Unter dem Eindruck des technologischen Fortschritts entwickelt Daiber hier im Grunde einen Fantasy-Roman. Auf der letzten Seite des “Weltenseglers” schwärmt Stiller von einem "Märchen voll Schönheit, von Zauber und strahlenden Licht" . Diese Einstellung spürt man im ganzen Roman und dies macht den Stoff auch fast einhundert Jahre nach seiner Entstehung noch sehr lesenswert. Selbst die Nutzung eines Zeppelins unterstreicht diesen Charakter. Obwohl die Größe imponierend war, waren die technischen Beschränkungen unübersehbar und eine Reise ins All unvorstellbar.

Doch neben dieser märchenhaften Komponente durchdringen den Text auch die Veränderungen des angebrochenen 20. Jahrhunderts. Noch steht die intellektuelle Oberschicht und nicht die Arbeiterklasse zu Beginn der Handlung im Mittelpunkt des Interesses. Sieben Professoren brechen auf, um den Mars zu erkunden. Was als wissenschaftliche Expedition geplant ist, wird für sie zu einem unerwarteten Läuterungsprozeß.

Betrachtet der aufmerksame Leser den Roman als Ganzes, dann fallen drei Teile auf, die in direktem Zusammenhang mit der persönlichen Entwicklung des Autoren und im übertragenen Sinne prophetisch mit den gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen am Vorabend des Ersten Weltkriegs im Zusammenhang stehen können. Dabei entspricht der Mediziner Daiber eher dem schwermütigen Prof. Dr. Fridolin Frommherz, dessen Spezialgebiete Ethik und Theologie sind, als dem Arzt an Bord Prof. Dr. Paracelsus Piller. Der Autor wanderte um das Jahr 1910 mit seiner Familie nach Chile aus, nachdem er zuvor die Welt bereist hatte. Die sieben Professoren brechen zum Mars auf, einer bleibt auf dem friedlichen roten Planeten zurück. Sowohl Autor, als auch geschaffene Kreatur entsagen ihrem bisherigen Leben. Die bisherige kaiserliche Gesellschaft mit ihrer Zucht und Ordnung, ihrem Drang nach möglichst militärischen Ehren, ist Allen fremd geworden. Auch die sechs Heimkehrer fühlen sich auf der Erde nicht mehr wohl. Ihre Begegnung mit der intellektuell hochstehenden Kultur der Marsianer - vergleichbar einem ganzen Volk griechischer Dichter - hat sie für den Rest ihres Lebens verändert. Daiber könnte ein vergleichbares Schlüsselerlebnis auf seiner Südseereise gehabt haben, die er vor seiner Auswanderung mit seiner Frau unternommen hat.

Das unterscheidet den Roman von den optimistischen Abenteuerstoffen Jules Verne. Seine Helden erreichen zwar nur den Mond, doch sie beweisen, daß dem menschlichen Geist keine Grenzen gesetzt werden können. Während Verne eine Rakete benutzte, greift Daiber auf die augenscheinlich imposanteste Erfindung deutscher Ingenieurskunst zurück: den Zeppelin. Obwohl was technisch selbst mit dem naturwissenschaftlichen Wissen des herauf dämmernden 20. Jahrhunderts unmöglich gewesen ist. Im Gegensatz zu anderen Autoren wie Carl Grunert, aber auch später Hans Dominik will Alfred Daiber die reifere Jugend eher sozial aufklären, als naturwissenschaftlich bilden. 

Jules Verne selbst wird erst in der posthum veröffentlichten Kurzgeschichte "Der ewige Adam" eine Daibers Vision vergleichbare kritische Haltung der Menschheit gegenüber einnehmen.

Dabei beginnt dieser Roman wie viele Texte seiner Zeit als Lobpreisung des deutschen Forschergeistes. Unbarmherzig treibt der Expeditionsleiter Stiller seine Techniker und Planer an, um das Luftschiff - den Weltensegler - pünktlich und mit seinen Plänen übereinstimmend fertigzustellen. Hier schwingt der Geist einer Ära mit, die erst knappe zwei Jahre später mit dem Untergang der Titanic als Symbol des Sieges der Natur über den Menschen und als Warnung vor dem bodenlosen Leichtsinn zu Ende ging. Spätestens in den Materialschlachten des folgenden Ersten Weltkriegs endete die Epoche letztendlich in den oft beschworenen Blut und Tränen. Der die Professoren verändernde Keil in ihrem bislang geordneten Leben ist die Zivilisation der Marsianer, der Mittel- und Wendepunkt dieses Romans.

Daibers Roman entspricht eher einem Bericht denn einer Geschichte. Er bemüht sich, die einzelnen sieben Helden mit kurzen prägnanten Charakterzügen und amüsanten Schwächen zu skizzieren. Auf der Reise selbst begegnen sie einer Reihe von phantasievoll beschriebenen kosmischen Ereignissen: dem kalten, tristen Mond, einem Kometen, sowie dem Marsmond Phobos mit dem es beinahe zu einem Zusammenstoß kommt. Der Mars selbst wird als unsagbar alte, aber hochkultivierte Welt - geistig, als auch technologisch - beschrieben. Bis auf die Marskanäle bleibt Daiber hier sehr vage. Er beschreibt weder fremde Maschinen und noch kratzt er an der Oberfläche der von ihm entwickelten und auf den griechischen Idealen basierenden, aber in dieser Konstellation offensichtlich nicht lebensfähigen fremdartigen Gesellschaft. Zu sehr mischt er die Vorzüge der marxistischen Lehren mit der beständigen Leitung der einfachen Arbeiterschichten durch eine Oligarchie sehr intelligenter Männer. Wie im realen Leben spielen Frauen keine Rolle. Auch wenn sich die Menschen in diesem Paradies zwei Jahre - und nicht drei, wie der Untertitel des Romans fälschlicherweise und vom Herausgeber klar widerlegt suggeriert - aufhalten, wird für den Leser die innere Struktur der fremden Kultur nicht erkennbar. Der Autor schwelgt im Positiven. Vielleicht versuchte Daiber die verschiedenen fremdartigen Sinneseindrücke des einfachen Lebens in Chile in eine überlegene Gesellschaftsordnung zu transferieren.

Der Mensch kann im Vergleich dazu nur seine literarische Vergangenheit und expansive Neugierde in die Waage werfen. Voller Enthusiasmus berichten die Gelehrten vom Stand der friedlichen wissenschaftlichen Forschungen. Auch wenn die Fremden gerne zuhören, sind ihnen zukünftige Besucher zuwider und wenn man es auf den Punkt bringen kann, schmeißen sie die tapferen Schwaben hinaus. Für das kaiserliche Deutschland ein undenkbarer Vorgang. Doch auch die Botschafter der Erde mit ihrer neugierigen, vom friedlichen Forscherdrang geprägten Art und den Vorlieben für schwäbische Weine und deftiges Essen entsprechen mehr den weißbärtigen Professoren eines Jules Verne Romans, denn der Vorstellung eines preußischen Offiziers.

Da Daiber mehr ein weit gereister Erzähler, denn ein trockner Wissenschaftler ist, liest sich sein Roman auch heute noch sehr unterhaltsam. Mit leichter Ironie sind die Dialoge durchtränkt und seine stolze Beschreibung des schwäbischen, wachen Geistes wirkt eher belustigend als antiquiert.

Knappe vier Jahre später erschien die Fortsetzung “Vom Mars zur Erde”, in der er das Schicksal des siebten Schwabens, des Professor Fridolin Frommherz schilderte. Dieser hatte sich vor dem erzwungenen Rückflug von seinen Kameraden abgesetzt und war auf dem Mars geblieben. Zur Strafe muss er ein deutsch-marsianisches Wörterbuch schreiben. Einsam -wie auf der Erde, doch dort zumindest in seinem Lehramt intellektuell gefordert- verliebt er sich in die junge Nichte seines Gastgebers. Bevor er seine Gefühle offen äußern kann, wird er sanft von seinem Freund und ihrem Onkel darauf hingewiesen, dass das niedere Blut der Menschen nicht mit marsianischem Adel verbunden werden darf. Als sich einige Zeit später der Professor selbst zur Rückkehr bereit erklärt, baut Daiber seinen Figuren eine Brücke und weist auf die Richtigkeit der Trennung der beiden Rassen hin. Ungewöhnlich ist nicht nur in diesem Punkt die Arroganz - hier als edle überlegene Gesinnung bezeichnet - mit der der Mensch von den Fremden behandelt wird. Das Motiv wiederholt sich gegen Ende des Romans, als die jungen Marsianer Frommherz wieder in Cannstatt absetzen, aber kein Interesse zeigen, die Erde überhaupt zu betreten. In einer der weniger blumigen Reden weisen sie darauf hin, dass ihre intellektuell hochstehende Zivilisation rein gar nichts von den Menschen lernen kann. Selten wurde in der utopischen Literatur die Waage auf einer Seite nur beladen. Meistens brachten die primitiven Menschen zumindest Emotionen wie Hass oder Liebe den in wissenschaftlicher Präzision erstarrten Hochkulturen. Und dabei handelt es sich bei den Abgesandten der Erde um die intellektuelle Elite der Menschheit, alles Professoren unterschiedlichen Frakturen . Sie lernen auf dem Mars trotz des goldenen Käfigs schnell ihre Grenzen kennen.

Daiber verarbeitet aber auch Motive der sozialistisch- kommunistischen Weltanschauung. Als der Planet Mars zu vertrocknen droht, ergreift das Volk angeführt von einer nebulösen Führung die Initiative und Schultern an Schulter heben sie unendgeldlich neue Gräben aus, überdecken die Seen mit Asbest Hauben und nutzen die unterschiedlichsten Maschinen, die zum Teil von ehemals straffälligen Marsianern als Geschenk an das Allgemeingut entwickelt worden sind. Das diese völkische Bewegung weder wirtschaftlich nachvollziehbar, noch in der hier geschilderten euphorischen Stimmung überhaupt möglich ist, steht auf einem anderen Blatt. Daiber nutzt in der Beschreibung des marsianischen Volkes ausschließlich irdische Tugenden und verbindet diese zu einem erstrebenswerten Ideal.

Vergleicht man diesen Text mit seinem Vorgänger, treten deutliche Unterschiede auf. Obwohl Daiber schon mehrere Jahre in seinem neuen chilenischen Heimat lebte, konnte er die drohenden Wolken des ersten Weltkrieges nicht beiseite schieben. Erinnert der erste Roman eher an die abenteuerlichen Romane Jules Verne mit ihren wissenschaftlich heute nicht mehr vertretbaren, aber immer noch gut zu lesenden Erläuterungen für die reifere Jugend, tauchen mehr und mehr die depressiven Züge von H.G. Wells Romanen in den Vordergrund. Eine Begegnung mit dem kleinen Asteroiden Eros und seinen von Landwirtschaft lebenden menschenähnlichen Wesen wird den darwin´schen Gesetzen folgend als bald nicht mehr lebens- und überlebensfähig dargestellt, die böse deutsche Presse in Form "des Volkmundes" fragt nicht zu Unrecht, aus welchen Gründen die jetzt wieder sieben Schwaben das Paradies aus Milch und Honig verlassen mussten und stellt die klassische Überlegenheit der Marsianer in Frage. Darauf schwören sich die tapferen Raumfahrer, den Menschen in seinem Denken und Wesen zu verbessern. Eine generationenlange und undankbare Aufgabe.

Fast unbemerkt erweist sich Daiber allerdings als ungewöhnlicher Prophet: "Nein, die hoch entwickelte moderne Luftschiffahrt hatte wahrlich Praktischeres zu tun, als fragwürdige Planetenfahrten auszuführen, deren Gelingen nur das Spiel des blinden, launischen Zufalls war."  Erstaunliche Parallelen zur tatsächlichen Entwicklung der Raumfahrt, die nach den Mondlandungen ebenfalls in einen Dornröschenschlaf aus den fast gleichen Motiven gefallen ist.

Für die erste Neuauflage im eigenen Verlag hat Dieter von Reeken in seinem  sehr informativen Vorwort  die Ähnlichkeiten zwischen Fridolin Frommherz und seinem geistigen Schöpfer Daiber hingewiesen. Dieser Gedanke wird in der Neuauflage weder von Horst Illmer noch Hans Frey ausreichend berücksichtigt.

Frommherz gewinnt in diesem zweiten Roman an Konturen. Die innere Unzufriedenheit - erst mit dem Leben auf der Erde, dann schließlich auch mit dem Mars und seinen ihm freundschaftlich - und doch in entscheidenden Punkten distanziert - gewogenen Bewohnern und die neue Aufgabe nach der Rückkehr auf die Erde- ist der Ausdruck eines unterforderten rastlosen Geistes. Als solchen sah sich Daiber selbst. Nach vielen Jahren aus der Freimaurerloge ausgetreten, suchte er in Chile einen neuen Anfang. Es ist fraglich, ob er die gleichen hohen Erwartungen an seine neuen Heimat gestellt hat, die er für den Mars entwickelte, doch fraglos suchte er eine andere Lebensordnung. Wie sich schließlich der Autor von seiner Schöpfung verabschiedet, legt den Schluss nahe, dass er mit den in Chile herrschenden Zuständen auch nicht zufrieden gewesen ist. Genau wie seine Charaktere kommt Daiber zur Erkenntnis, dass der Mensch nur im Streben nach Veränderung seine wahre Bestimmung finden kann. Aus dem Herzen, aus der Heimat heraus sollte er sein Werk angehen. Das machen die überlebenden Professoren, und es ist fraglos schade, dass der Leser sie bei dieser Aufgabe nicht mehr begleiten kann.

Trotz seiner oft antiquierten Erzählungsweise und den teilweise blumigen Dialogen liest sich Daibers Beschreibung einer intellektuellen Überzivilisation, auf den griechischen Prinzipien und der griechischen Lebensart - Tempel, Togen, lange Haare und Bärte und schließlich Harfenspiel- basierend, auch heute noch ungemein unterhaltsam, locker und fesselnd. Die Herzenswärme, mit der dieser Autor insbesondere das Schwabenland mit seinen Tugenden und Untugenden in beiden Romanen charakterisiert , amüsiert den Außenstehenden ungemein und in positiver Hinsicht. Phasenweise glaubt er sich in ein Paralleluniversum versetzt, in dem ein deutscher Jules Verne mit wehendem Bart seinen Flug zum Mars als Bericht zusammenfasst. Inzwischen gehen einige Literaturhistoriker davon aus, dass Daibers Texte mindestens einen mittelbaren Einfluss auf den 1917/1918 entstandenen dändischen Science Fiction Film “Das Himmelsschiff” haben könnten. Die literarische deutlich umfangreiche Adaption des Buches ist zumindest in der Neuauflage antiquarisch erhältlich und schließt quasi den kurzen Reigen von kontinentaleuropäischen Utopien, die auf dem Mars spielen und eine pazifistische Überzivilisation nach dem Vorbild der alten Griechen detailliert, vielleicht aber auch ein wenig naiv verklärt beschreiben. 

Das zeichnet die beiden eng miteinander verbundenen Romane auch heute noch aus. Unabhängig von der technischen Naivität zeichnet Daiber aus dem selbst gewählten Exil ein dunkles Bild der Erde. Seine im Grunde sieben schwäbischen Antihelden sind sich der menschlichen Schwächen durchaus bewusst. Sechs der sieben Mitglieder versuchen mit ihrer Rückkehr im Grunde aus dem Paradies in nicht nur die Heimat, sondern auch das erdrückende Kaiserreich von innen heraus die Zustände zu verändern, während das zurückgebliebene siebente Mitglied der Reisegruppe im zweiten Teil mehr und mehr zu einem begleitenden Kommentator wird. 

“Die Weltensegler” ist angesichts der zwei vorhandenen Neuveröffentlichungen in diesem Jahrhundert nicht unbedingt eine Wiederentdeckung, aber vielleicht wird die Veröffentlichung im Hirnkost Verlag ein breiteres Publikum erreichen als die Kleinauflagen im Verlag Dieter von Reeken. Trotz einiger heute vielleicht naiv erscheinender Stellen reihen sich die beiden Teile in eine kleine Phalanx von pazifistisch orientierter deutschsprachiger utopischer Literatur ein und sie alleine aus  diesem Grund eine Wiederentdeckung mehr als Wert. 

Die Weltensegler: Ungekürzte Ausgabe (Wiederentdeckte Schätze der deutschsprachigen Science Fiction)

  • Herausgeber ‏ : ‎ Hirnkost; 1. Edition (28. Juli 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 352 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3949452370
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3949452376