Das Tribut Projekt

Alexandra Trinley & Alexander Kaiser

Zum 60. Geburtstag der Perry Rhodan Serie erschienen zwei von Fans initiierte Projekte, welche neben zahlreichen anderen Veröffentlichungen in Magazinen, Fanzines, Foren oder auf der Leserkontaktseite der Perry Rhodan Serie eindrucksvoll demonstrieren, wie lebendig die Fans noch sind. “Das Tribut Projekt” und der Geburtstagsband des “Terranischen Eden Clubs” repräsentieren mehr als eintausenddreihundert Seiten sowie weit über einhundert Beiträge der nicht selten allerdings in beiden umfangreichen Büchern vertretenen Fans. Wie weit sich der Bogen Perry Rhodan durch die Generationen spannt, zeigt vielleicht am Eindruckvollsten die Selbstvorstellung der Mitarbeiter am Tribut Projekt. Vom Altfan der quasi ersten Stunde bis zu einer neuen Generation, die vor allem über die verschiedenen Foren im Fandom aktiv geworden sind. 

Ein solches Projekt bedarf einer Reihe von Einleitungen. Fünf sind, in denen unter anderem auch der Werdegang des Tribut Projektes - der Titel ist ein wenig sperrig - erläutert wird. Andreas Eschbach hat mit seinen Worten das Phänomen Perry Rhodan gut umrissen. Menschen haben “an der weißen Stadt Terrania” mitgebaut. Nicht nur die Autoren, nicht nur Perry Rhodan mit Hilfe der arkonidischen Technik. Ohne die Millionen von Freiwilligen, die ihre Existenzen aufgegeben und in die Wüste Gobi gereist sind, um ein anderes und natürlich dem Serienkontext folgend auch besseres Leben angefangen haben. Sie bilden den Rückgrad der menschlichen Expansion zu den Sternen. Genau wie  die Fans wie bei STAR WARS, STAR TREK auch bei Perry Rhodan einen fiktiven Charakter mit über die Serie hinausgehenden Leben erfüllt haben. Nils Hirseland leitet anschließend auf die wie schon angesprochen längere Entstehungsgeschichte des Buches über. Betrachtet der Leser den eigentlichen Geburtsband, so hat er aus einer Onlineidee wie beim “Terranischen Club Eden” mehr und mehr an Umfang gewonnen; es flossen viel mehr als nur Erinnerungen den potentiellen Herausgebern zu, als das eine reine Onlineveröffentlichung der Qualität der Beiträge Genüge getan hätte. 

Zum 50. Geburtstag der Serie wollte Roland Triankowski mit dem “Perry Rhodan Reloaded” Schreibwettbewerb der Serie eine erste Hommage widmen. Das Projekt kam vielleicht auch wegen der für viele Interessierte in der Theorie zu hohen Anforderungen “50 Jahre, 50 Geschichten” nicht über eine überschaubarer Anzahl von Storys hinaus, denen zumindest eine kleine Siegerehrung auf dem Weltcon 2011 gegönnt worden ist. 

In ihren Vorwörtern gehen die beiden maßgeblich am Tribut Projekt beteiligten Alexandra Trinley und Alexander Kaiser auf dessen Geburt ein. Wieder basierend auf einer Idee Roland Triankowski sollte es keinen Wettbewerb geben, sondern der ursprünglich olympische Gedanke des Dabeiseins in welcher Form auch immer im Vordergrund stehen. Das Ziel waren sechzig Beiträge jeglicher Art  von Erinnerungen über Kurzgeschichten bis zu Graphiken oder vielleicht auch Videos/ Hörbüchern. Die moderne Technik ermöglicht es, vieles inzwischen zwischen bei Buchdeckel zu platzieren und ggfs. als Scan zur Verfügung zu stellen. Es gab nur zwei kleine Bedingungen. Perry Rhodan und die Zahl 60 sollten vorkommen, was einigen Beiträgen rückblickend erstaunlicherweise auch leichte Schwierigkeiten bereitet hat. Die später hinzugefügten Kriterien sind nicht erwähnenswert. Wie das Buchprojekt des “TCE” war der erste Ansatz ein Online Projekt. Alexandra Trinley geht auf die Details ein. Aber es ist zu schade, diesen vielen und vor allem vielschichtigen Beiträgen keine klassische Buchveröffentlichung zu schenken. Wenn alle Exemplare verkauft und vielleicht auch antiquarisch nicht mehr zu erhalten sind, wird das Projekt wieder über die Onlineplattformen zu seiner ursprünglichen “Gestalt” zurückkehren. Bis dahin können die Leser diesen kleinen, aber handlichen Ziegelstein lesen, durchblättern und als Leitfaden zu den eigenen Erinnerungen nutzen. Alexandra Trinley interviewt am Ende des Buches noch einmal Alexander Kaiser hinsichtlich des ganzen Projekts. Wahrscheinlich wäre ein überarbeitetes beiderseitiges Gespräch sinnvoller, denn die Fragen driften sehr schnell von “Das Tribut Projekt” ab in Alexander Kaisers Convergangenheit und seine Fandomaktivitäten. 

Bei den zahlreichen Tributbeiträgen ist es Erich Herbst, der in “Mein Leben mit Perry” auf wenigen Seiten zusammenfasst, was zahllose Leser der Serie und vielleicht auch dieses Buches immer wieder denken. Wo ist nicht nur die Zeit geblieben, sondern wieviel habe ich durch und vielleicht auch mit der Serie im eigenen Privatleben, aber auch beruflich oder fandomtechnisch erlebt? Wie viel darf ich noch erleben?  Anne Haase zeigt in “60 Jahre PERRY RHODAN und ich oder; My Life with Perry”, wie man aus einer SF und Perry Rhodan begeisterten Familie kommend einigen der Macher von Perry Rhodan bei den Schreibseminaren in Wolfenbüttel begegnet kann, ohne schließlich dem Perry Rhodan Fieber zu verfallen. Und gleichzeitig mit Perry Rhodan einen runden Geburtstag feiern kann.  Andy Schmidt verbindet in “60 Jahre durch Raum und Zeit” die Titel der jeweiligen sechziger Bände aller Perry Rhodan Serien mit eigenen Gedanken und Erwartungen.   “Eine großé diffuse Erscheinung” von Christian Wähler verbindet aus der Perspektive eines Zeitgängers die realen Erinnerungen an Perry Rhodan, an die Lektüre, an Cons und Bekannte mit dem eigenen Leben, wobei das Ende der Geschichte (für einen Con geschrieben) ein wenig bemüht erscheint.  

Auch Thomas Seidel blickt in “Perry Rhodan, mein Leben und zurück” auf die persönlichen nicht selten unbewussten frühkindlichen Erfahrungen mit der Serie zurück. Dabei zeigt er auf, wie sein ebenfalls die Perry Rhodan Serie inklusive eines Lesezirkels liebende Serie ihn eingeführt hat. Inzwischen ist auch seine Enkelin mit einer Schnitzzeichnung in diesem Jubiläumsband vertreten. 

Die mangelnde Zahl der persönlichen Rückblicke distanziert “Das Tribut Projekt” ein wenig sowohl vom “TCE” Band wie auch der Perry Rhodan Leserkontaktseite, auf welcher auch viele Altleser nicht nur auf die Entwicklungen der Serie, sondern vor allem das persönliche Leben zurückblicken und die “dritte Mauer” niederreißen. Der Schwerpunkt des “Tribut Projekt” liegt daher woanders.    

Der größte Teil der Tributbeiträge sind daher die “klassischen” Kurzgeschichten. Klaus N. Frick spielt direkt oder indirekt dabei auch eine Rolle. Alexander Kaiser eröffnet den Reihen von Kurzgeschichten in “Es war einmal in Rastatt” mit einer seltsamen Begegnung zwischen “Klaus” und den Figuren der Perry Rhodan Serie. Rückblickend ist es die Begegnung des Schöpfers mit seinen Geschöpfen, aber auch die Vision des Menschen von seinem Schöpfer. Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch ausschaut, hat mit einer für den Leser überraschenden, aber auch konstruiert erscheinenden Wendung in der Mitte der Kurzgeschichte zu tun. Die Wendung wirkt leider ein wenig bemüht. 

Bevor man aber in die Details geht, sollte alles sorgfältig geplant werden. Selbst in der bayerischen Gemeinde, aus welcher Perry Rhodans Vorfahren stammen. Johannes Rüster hat deswegen das “Protokoll zur Sitzung des Festausschuss vom 18. Juni 1995” der lesenden Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.  Der Titel ist Programm, wobei der Autor die kleinen Befindlichkeiten der einzelnen gut gezeichneten Persönlichkeiten inklusiv des einen markanten Schreibfehlers pointiert, aber nicht despektierlich ausbreitet.    

Kekse sind in “Der Redakteur” von Maxi Krimm wichtig. Alleine im Bürogebäude begegnet der noch arbeitende Redakteur Klaus N. Frick Perry Rhodan. Anfänglich erkennt der Redakteur seinen wichtigsten Protagonisten nicht. Woher er die Visionen vielleicht ausgelöst durch besondere Kekse hat, kann er nicht sagen. Aber zumindest versucht er Perry Rhodan seine Lieblingsmusik nahe zu bringen. Die Dialoge sind ähnlich pointiert und leicht ironisch unterstrichen wie in Alexander Kaisers Geschichte, aber Maxi Krimm verzichtet auf eine unnötige Wendung und lässt die Story sanft ausgleiten. 

Markus Reglers “Kosmische Karenz” basiert auf einen typischen Klischee der Perry Rhodan Miniserien. Perry Rhodan ist alleine an Bord einer Space Jet des diplomatischen Corps. Er muss wegen technischer Schwierigkeiten auf dem Planeten weit ab notlanden und gerät in eine besondere Art der Auseinandersetzung, weil er hilfsbereit sein möchte. Der Wettstreit macht aber den Reiz der Story aus. Gleichzeitig kann Perry Rhodan stolz auf der bisher für die  Menschheit Erreichte sein, aber neben der Erdung ist es die Neugierde auf das, was nicht nur vor Perry Rhodan und seinen Getreuen liegt, sondern dementsprechend auch vor den Lesern. Natürlich darf auch der Geburtstagsgruß nicht fehlen. 

Eva Waiblingers “Spiegelparadies” nutzt ein ebenfalls klassisches, fast klischeehaftes Thema nicht nur der Perry Rhodan Serie, sondern auch generell der Science Fiction. Nicht selten verbergen paradiesische neu entdeckte Planeten dunkle Geheimnisse oder verbergen sich die Gefahren für die neuen Siedler in den nicht gleich entdeckten Details. Das Ende wirkt ein wenig pragmatisch und dient dazu, Perry Rhodan und die Zahl sechzig in die Handlung einzubauen, während die unsichtbare Gefahrenquelle gut entwickelt worden ist. 

Nicht alles konnte in der geplanten Art umgesetzt werden. Rous wollte in seiner Geschichte “Der Flashback Mutant” eine Textcollage verbunden mit einer eigenen Handlung aus 52 Perry Rhodan Heftromanen und Taschenbüchern verwenden. Das war rechtlich nicht möglich, so dass diese Zitate umgeschrieben und als indirekte Zusammenfassungen präsentiert werden muss. Der Flashback Mutant hat die Fähigkeit, Menschen mit ihren eigenen Erinnerungen quasi zu fluten und deren Gehirne damit zu überreizen. So wirkt leider auch die Geschichte. Stilistisch in der wahrscheinlich rudimentären Form expressiv, aber leider auch konstruiert hechelt Rous im ersten von drei sehr unterschiedlichen Beiträgen von einem Zitat zum Anderen. Dabei scheint die Form wichtiger als der Handlungsverlauf zu sein.   

“When I ám sixty, yeah” von Gerhard Huber konzentriert sich auch auf den sechzigsten Geburtstag. In seinem Fall weniger der Serie, sondern Perry Rhodan. Bully und Gucky gratulieren, es werden Lieder gesummt und die Geschenke sind leider vorhersehbar. Gerhard Huber kann dem Thema keine neuen Impulse verleihen, was auch darin begründet ist, daß der Leser innerhalb der Serie derartige Szenen zu oft gelesen hat. 

In “Strohwitwe” entwickelt Perry Rhodans zu oft zurückgelassene Frau Sichu Dorksteiger aus dem legendären Vurguzz und dessen Fähigkeit, Alkohol im Hyperraum zu “speichern”, einen neuartigen Antrieb, dessen Folgen für die Strohwitwe allerdings vorhersehbar sind. Daher wird zumindest auf diesen technischen Fortschritt verzichtet.    

Roland Triankowski geht in “Backup” auf die Zeit der MDIs und der Duplos ein. Dabei stellt der Autor nicht nur wie in der ursprünglichen Serie die Frage nach dem Gehalt einer Persönlichkeit, sondern baut die Geburtstagskomponente ein wenig spärlich ein. Viele Ideen auf zu wenig Raum komprimiert. 

Christian Eckhard Jäckels “Veilchenduft” ist ein utopischer Krimi um eine Harfe spielende Elfe auf dem Weg zu einem wichtigen Konzert, an dem sich auch Perry Rhodan später befinden wird. Eine stringente, geradlinige Handlung mit entsprechend falschen Spuren, aber auch der obligatorischen “Rettung” in letzter Minute.   Der Autor ist auch mit “Eine traurige Geschichte” ein zweites Mal vertreten. Stellvertretend für die Leser wird Perry Rhodan die Geschichte der ersten marsianischen  Zivilisation” erzählt, welche manchen Lesern in ihren einzelnen Phasen mit den stetigen “Verneinern” und renitenten Minderheiten ohne Frage bekannt vorkommt. Es sind diese Verbindungen zwischen der Gegenwart und der nicht immer positiven Zukunft, welche aufzeigen, wie vielschichtig das Phänomen nicht nur geworden, sondern vor allem auch geblieben ist.   

Daniela Hesse nimmt sich einer Verlagstradition an. In “60 Fans” wird aus der Perspektive des Serienhelden berichtet, wie er zu seinem Geburtstag mit 60 in die Serie geschriebenen Fans fertig werden muss, welche der sadistisch veranlagte namenlose Serienautor eben nicht mehr rechtzeitig aus der Actionhandlung entfernt.   “Die vierte Wand” spielt bei Holger Döring eine wichtige Rolle. Perry Rhodan schaut angesichts  seines Geburtstags durch diese die Fiktion von der Realität des Lesers trennende Wand. Er sieht aber nicht  deren Gegenwart, sondern nur eine verzerrte eigene Welt. Während Daniela Hesse mit viel Augenzwinkern ihre Geschichte erzählt, wirkt Holger Dörings zu kurze Story ein wenig schwermütig, aber emotional auch nicht abgeschlossen. Bei Björn Wendes “Perry und das Geheimnis der Klappergasse” möchte der Protagonist in Sachsenhausen nur einen normalen Abend abseits des Trubels erleben. Personenschützer machen das unmöglich. Zu einem richtigen Männerabend gehört allerdings auch der Kater am Morgen…da hilft nicht einmal ES.  

In Marlene von Hagens “Die Passagiere” begegnet Perry Rhodan auf Arkon I Einhörnern, die unter einem falschen Vorwand aus ihrer Sklaverei  befreit worden sind. Die Autorin lässt die Geschichte eher auf einer offenen, dadurch vielleicht auch absichtlich sehr kryptischen Note enden. Die Idee, mystische Wesen mit der Perry Rhodan Serie zu verbinden, ist aber wie in “Veilchenduft” ein interessanter seltener Ansatz.  

Roman Schleifer nimmt das schon einmal in diesem Band angesprochene Szenario an Bord von OLD MAN zum Anlass, “Für eine Handvoll Solar” die bestehende Ordnung zu durchbrechen. Bully und Gucky werden beschuldigt, nicht nur das Urheberrecht verletzt zu haben, in dem sie das Gesangsvideo Perry Rhodans ins intergalaktische Netz stellten, mit dem sich der damalige Großadministrator gegenüber OLD MAN als echt identifizierte. Roman Schleifer ist ein Profi, dessen anfänglich pointierte bis absurde Dialoge kombiniert mit Situationsslapstick allerdings gegen Ende ihre Verweildauer überschreiten. Der Geschichte fehlt am Ende die notwendige Energie.  

Wettbewerbe jeglicher Art musste Perry Rhodan in einigen der hier gesammelten Geschichten überstehen. Bei Alexander Trinley kommt die unwiderstehliche Normandie und die “Zeit für Äpfel” hinzu. Atlan und Perrry Rhodan halten sich vor dem erneuten Abflug der Marco Polo - die Geschichte ist im Cappins Zyklus angesiedelt - zusammen mit einer jungen Frau auf dem Weingut der Familie auf. Sie steht vor ihrem sechzigsten Einsatz. Ein Gedichtwettbewerb soll die Stimmung aufheitern. Natürlich ist der Charmeur Atlan mit seiner langjährigen Erfahrung im Vorteil, während Perry Rhodan sich eher als Arbeiter am Wort erweist. Die nette Atmosphäre, die guten Dialoge können aber nicht überdecken, das die eigentliche Spannungskurve so gut wie nicht vorhanden ist und die Pointe eher schwach erscheint.  

 

In einigen Texten ist Perry Rhodan positiv gesprochen auch nur eine indirekt erwähnte Randfigur. In Alexandra Trinleys “Dem Rhodan werd ich´s zeigen” versucht ein durchgeknallter Garagentüfler das Geheimnis der 5. und 11. Dimension zu lösen, es dem Warringerinstitut zu zeigen und natürlich Perry Rhodan zu verblüffen. Das Experiment geht schief. Die Charaktere sind erstaunlich unsympathisch gezeichnet worden, das Ende wirkt ein wenig konstruiert und der Geschichte hätte wahrscheinlich mehr Umfang geholfen. Vieles wirkt überambitioniert, auch wenn die Grundidee nicht einmal schlecht angerissen worden ist.

“Sternenpracht” aus der Feder Tenessees greift Perry Rhodan als Teil der Mythen/ Legenden auf, die an den Lagerfeuern aus längst vergessenen Zeiten stimmungsvoll erzählt werden.   

Thomas Kass “Der Maske Weg” ist nicht nur eine Alaska Saedelaere Geschichte, sondern eine Hommage an Achim Mehnert, den Fan und viel zu früh verstorbenen Autoren. Der Autor versucht eine Verbindung zwischen den beiden so unterschiedlichen Menschen/ der Perry Rhodan Figur zu erschaffen, aber vieles wirkt bemüht und wird dem Lebemann Achim Mehnert in dieser Form nicht gerecht.  

Christina Hacker präsentiert mit “Xenia” einen der wenigen aus dem NEO Universum stammenden Beiträge dieser Sammlung. Zian Mun-Tian will seine Familie rächen. Dazu muss er Perry Rhodan mit einer besonderen Waffe seiner Vorfahren töten. Beim Einbruch ins Museum begegnet er einem sonderbaren Mädchen. Pointierte Dialoge, gut gezeichnete Charaktere und eine interessante Pointe sind die Stärken dieser Neo Story. 

Peter Wächtlers “Die Wette” konzentriert sich auf die freundschaftliche Auseinandersetzung zwischen Gucky und Bully. Die 60. Wette zum 60. Geburtstag im Jahre 3600 hat weitreichende Folgen für den “Schatz” eines der Beiden. Die Geschichte ist eine hübsche Hommage an die Frühzeit der Serie mit den zahlreichen Klamaukszenen, welche vor allem Walter Ernsting K.H. Scheer immer wieder unterschob.  

Daniela Hesse nimmt wahrscheinlich eher zufällig die Idee der 60 Kuchen in ihrer “Überraschung” wieder auf. Allerdings wirkt der Plot eher aus distanziert erzählten Klamaukszenen zusammengesetzt und die Charaktere wirken in ihren überzogenen Handlungen unrealistisch. 

Eingerahmt von zwei Fußballcomics ist Nils Hirselands “Blutgrätusche aus dem Hyperspace” eine klassische Fußballmannschaft. Zumindest Perry Rhodans Stammverein ist “klar” zu erkennen. Immer am Rande der übertreibenden Parodie beschreibt der auch Sportartikel schreibende Hirseland diese finale Auseinandersetzung um die Fußballmeisterschaft, wobei er den Ton der alten Hörfunkübertragungen zumindest gut trifft.  

Makon Dishbar feiert in Daffi Löwes “Ein außergewöhnliches Jubiläum” nach einer “langen” Karriere natürlich etwas Besonderes. Der Platz reicht nicht aus, um die insgesamt sechzig Ereignisse zu beschreiben. Daher wirkt die Geschichte nicht nur ein wenig unrund, aber ein derartig vom Pech verfolgter Glücksvogel würde wahrscheinlich schon lange einen isolierten Schreibtischjob irgendwo haben. 

Mark Kammerbauer hinterfragt in “Welcher Geburtstag eigentlich?” auch die entsprechenden Perspektiven. Es kommt immer auf die Basis ein, die man sich quasi selbst anlegt. Rous nimmt in “Die besten Jahr meines Lebens” nicht Perry Rhodan zum Anlass, zurückzublicken, sondern beschreibt die Verabschiedung einer Sprachforscherin in den Ruhestand, deren Entschlüsselung einer primitiven aus nur 40 Zeichen bestehenden Sprache an Hand von aufgefundenen Fragmenten - der kundige Leser hat diese Idee schon hundertmal vor sich ausgebreitet gesehen - ihr eigentliches Lebenswerk ist, bevor sie sich zwangsweise in den Ruhestand verabschieden muss.  

Humorvoll zeigt Leo Fegerl in “Perry, Uschi und ein paar Morde” auf, das es immer einen komplizierten Weg gibt, um sein Ziel zu erreichen. Der Titel der Geschichte ist in dieser humorvollen Story natürlich auch Programm. 

Markus Arnold präsentiert mit “Das Universum der 60 Tage- eine Geschichte aus der Anti-Welt” den längsten Beitrag. In Form mindestens einer Novelle, wenn nicht eines Kurzromans geht er auf die Zeit nach dem Experimentierflug der Marco Polo ein, in dessen Verlauf Perry Rhodan und seine Crew in ein Spiegeluniversum verschlagen worden sind. Der Anti Rhodan beginnt wichtige Charaktere wie Bully, Gucky und andere Mitglieder des Mutantencorps zu töten. Unruhe in der Galaxis auszusäen  Alleine Dalaimoc Rovic - sein Partner hatte sich - könnte mit Irmina Kotschistowa - in mehr als einer Hinsicht nicht nur Rovics feuchter Traum- in einer von der Humanita Seuche befallenen Galaxis (die Menschen müssen Masken tragen !) mittels einer verzweifelten, von Deighton angeordneten Mission für Ordnung sorgen. Natürlich ist Ordnung ein Widerspruch in Bezug auf Dalaimoc Rovic.    

Vielen Leser wird die Idee einer Seuche und der Maske als Schutz vielleicht noch vertraut sein. Perry  Rhodan als dunklen Vorboten der Corona Seuche anzusehen, wäre übertrieben. Aber Markus Arnold versucht den sehr komplexen Plot mit eben beiden Universen - das Eine scheint nur so lange zu existieren, wie Perry Rhodan in Berührung mit dem Spiegeluniversum stand -, einer Vielzahl von vertrauten Charakteren und manchmal ein wenig profanen Dialogen stringent zu erzählen. In der ersten Hälfte - quasi der Expansion der Geschichte - funktioniert das auch ausgesprochen gut. Am Ende geht dem Autoren wie einigen anderen an dieser Sammlung beteiligten Fans ein wenig die Luft aus und der Plot wird eher pragmatisch, hektisch abgeschlossen.   

Klaus N. Frick steuert noch die Bonusgeschichte “Schmetterlinge im Park” bei. Perry Rhodan sitzt im Park, von den Menschen in Ruhe gelassen und liest ein Buch. Ihm fällt eine Frau auf, die zu tanzen beginnt und die Schmetterlinge anzieht. Es ist eine stimmungsvolle Anekdote, keine in sich geschlossene Geschichte. Perry Rhodan stellt sich nach dieser Begegnung eine Reihe von Fragen, aber Antworten finden sich in der trotzdem lesenswerten Story keine.  

Graphisch reicht das Spektrum von klassischen Gratulationszeichnungen wie aus der spitzen Feder Joe Kutzners zu Computeranimierten Graphiken (Sonja Boehm, Burkhard Tomm- Bub, Gaby Hylla, Peter Raimund und viele andere mehr), die sich in einem größeren Format auch im Internet betrachten lassen. Einige Fans sind auf beiden Ebenen vertreten. So steuert Christina Hacker nicht nur eine Neo Geschichte, sondern auch ein besonderes Bild hinzu. Wie angesprochen finden sich literarisch und graphisch zwei Seidel Generationen in dem Buch. Olaf König leitet mittels Scan zu einer in dem Civilisations III bespielbaren Version seiner Kaulquappe über. Old Man ist natürlich nicht nur indirekt in mehreren Geschichten, sondern auch als Zeichnung vertreten. Andy Schmid lässt STAR WARS und Co. gratulieren. Optisch reizt das Buch schon zum Durchblättern, verweilen und mittels des Scans auch über den Buchdeckel im wahrsten Sinne des Wortes hinausschauen. 

Es ist erstaunlich, wie viele der kleineren Artikel Einstiege in eine “größere” Welt sind. So kann der Leser Marc A. Herrens Zaubertrick im Netz als Video sehen. Auch Lie H. Ard weist nur kurz auf ihr inzwischen veröffentlichtes Kinderbuch hin. Neben verschiedenen Rätseln mit Lösungen im Anhang kann der Leser eine ganze Podcastwoche zum 60. Geburtstag der Serie verfolgen. 

Teilweise ist “Dass Tribut Projekt” ein ansprechend interaktives Buch, dessen Lektüre nicht nur die Erinnerungen der Leser stimuliert, sondern sie immer wieder auffordert, über den Tellerrand zwischen den Buchdeckeln im Grunde wieder zurück zum Ausgangspunkt als Online- Projekt zu schauen. Dank der Matheaufgabe für Studierende der Hyperphysik wird sogar der Geist überdurchschnittlich gefordert.        

Wie der Jubiläumsband vom “TCE” - da haben mehr gegenwärtige und ehemalige Profis der Serie mitgewirkt - ist “Das Tribut Projekt” mehr als nur “60 Jahre Perry Rhodan”. Auch wenn der Fokus auf Kurzgeschichten und weniger eigenen Erinnerungen liegt, zeigt vor allem der “PRFZ” Zentralesammelband auf, das eine neue jüngere, nicht weniger ambitionierte, aber anders an die Serie und das Fandom herangehende Generation den Staffelstab mit dem notwendigen Respekt, aber auf dem Mut, andere Wege zu gehen, übernimmt. Das macht das Blättern in diesem Band so interessant. In Kombination mit der jeweiligen Vita der Autoren - hier werden manche Wege zu Perry Rhodan kurz und pointiert aufgezeigt - unterstreichen sie, daß das Perry Rhodan Fandom in den letzten Jahren, vielleicht den letzten beiden Jahrzehnten nach einem kleinen Hänger in den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts wieder an Fahrt aufgenommen hat und lebendig, lebenslustig und vor allem innovativ bleibt. 

“Perry Rhodan” ist mindestens ein vertrauter Freund, den viele Altleser in ihren stillen Kämmerchen jeden Freitag -  inzwischen sollten sie sich ja an den Wechsel vom Dienstag zum Wochenende gewöhnt haben - goutieren. Aber für viele andere Menschen ist Perry Rhodan nicht nur das Tor zu den Sternen, sondern zu lebenslangen Freundschaften, zum Organisieren von Cons, zum Austausch in den Foren oder zum Produzieren von Fanzines/ Magazinen/ Fanromanen und schließlich auch zwei sehr umfangreichen Jubiläumsbänden, mit denen das Perry Rhodan Fandom sowohl die STAR TREK Fans als auch die Disneyjünger STAR WARS locker ins Abseits stellen.     




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