Heliosphere 2265- Band 19 "Hetzjagd"

Andreas Suchanek

"Hetzjagd" nimmt den Faden vom dramatischen Ende des Vorgängerbandes auf. Andreas Suchanek hält das Tempo sehr hoch. Auf der politischen Ebene spielt sich weniger als auf der Actionseite ab. Der dunkle Welle scheint nicht die alles vernichtende Waffe zu sein. Dabei entwirft der Autor ein interessantes Szenario, das auch ein wenig an "Star Trek II" und "Star Trek III" erinnert. Das Sonnensystem der solaren Republik wird auf jeden Fall anders aussehen, aber die grundlegenden Pläne Sjöbergs scheinen bislang nicht in Erfüllung zu gehen.

Der zweite Schauplatz ist die Verfolgung des Auftragskillers der Ketaria. Er hat die Disk mit den Geheimdaten nicht nur gestohlen, sondern kann sich an Bord eines gekaperten Schiffes - die TORCH II - von der Sonne weg bewegen. Das gerade vom Stapel gelaufene Raumschiff JAYDEN CROSS nimmt die Verfolgung auf. Durch wechselnde Perspektive zieht Andreas Suchanek die Leser mitten hinein in das Geschehen. Dabei verzichtet er auf die üblichen Schwarzweiß Zeichnungen und gibt dem Auftragskiller sogar mehr als eine überzeugende Persönlichkeit. In kurzen fragmentarisch erscheinenden Rückblenden erfährt man mehr über die brutalen Ausbildungsmethoden der Ketaria. Am Ende des Bandes triumphiert auch der Oberste Assassine, wobei dessen Identität hinter der archaisch erscheinenden Holzmaske noch verdeckt wird. Im Verlaufe der Romane hat der Leser die Ketaria Killer mehrfach kennengelernt und ihre opportunistischen Aktionen verfolgen können. In "Hetzjagd" überschreitet der Autor vielleicht ein wenig die Grenze der Glaubwürdigkeit, wenn einige der Szenen an Bord der TORCH II fast an die "Terminator" Streifen erinnern. Überlegenheit auch durch Technik unterstützt ist gut, aber es sollte in einem glaubwürdigen Rahmen bleiben, da schon die eindrucksvolle Ausbildung beginnend mit der Tötung der eigenen Eltern Furcht einflößend genug sein sollte. Das diese Killer auch scheitern, haben einige voran gegangene "Heliosphere 2265" gezeigt. Mit der Mannschaft der TORCH II stellt Andreas Suchanek dem Killer allerdings auch überzeugende Persönlichkeiten gegenüber, wobei das ganze Pendel momentan zu sehr in die entgegengesetzte Richtung schwenkt. Konnten in den ersten fünfzehn/ sechzehn Romanen zumindest die "Helden" und manchmal ein wenig zu oft auch die "Schurken" sich aus der Klemme retten, ist es genau umgekehrt. In zwei aufeinanderfolgenden Bänden sterben zwei nicht unwichtige, über mehrere E- Books aufgebaute Persönlichkeiten im Rahmen ihrer Pflichterfüllung. Dieser Doppelschlag soll die Gefährlichkeit der Situation unterstreichen und auf jeden Fall auch provozieren. Aber es wirkt ein wenig zu übertrieben angesichts ähnlicher Szenarien, in deren Verlauf sich auch mehrmals hintereinander die Guten in letzter Sekunde gegen alle Wahrscheinlichkeiten retten konnte.

Unabhängig von diesem Hang zur Wiederholung innerhalb der Serie ist der im System der solaren Republik spielende Handlungsarm dynamisch geschrieben und endet auch mit einer zufriedenstellenden, wenn auch nicht gänzlich originellen Sequenz am Rande einer dieser Dunkelwolken. Hier rückt Andreas Suchanek ein wenig zu sehr an die Klischees heran und bemüht die Mechanismen des "Actionkinos" zu stark.

Im Vergleich zu den letzten Romanen kommt auch wieder die Haupthandlung ins Spiel. Jaydon Cross liegt immer noch im Koma. In Rückblenden wird sein Leben vor der Übernahme der "Hyperion" beschrieben. Ein rebellischer Junge aus reichem industriellen Haus, der sich gegen die Dominanz insbesondere seiner Mutter wehrt und gegen ihren Willen zur Sternenflotte geht. Diese bislang latente Vorbestimmung wird zu Gunsten eines entschlossenen Willens aufgegeben. Positiv ist, dass Andreas Suchanek dank dieser Rückblenden - nicht selten auch effektiv in die laufende Handlung eingebunden - dem Leser die wichtigsten Hauptfiguren noch näher bringt und ihre gegenwärtige Motivation quasi über ihre nicht immer einfache Vergangenheit definiert. Negativ könnte sein, dass das Bild, das sich der Leser von seinen Helden macht, verschoben wird. Im Falle von Jaydon Cross werden aber die Szenen "perfekt" gewählt. Es ist fast die typische Karriere eines Mannes, der sich seinen Traum zu erfüllen sucht und von Beginn an neugierig/ zielstrebig, vielleicht auch teilweise unbewusst darauf zu steuert. Vielleicht wirkt das abschließende Erwachen zu passend, zu abrupt im Vergleich zur Extrapolation, aber so kann auch diese Zukunftsebene wieder an Tempo gewinnen. Auf den letzten Seiten wird dann auch das entsprechende Ziel angesteuert.

An die Qualität der letzten beiden Abenteuer um die erste Wahl in der solaren Republik und Sjöbergs Aktionen außerhalb des Schutzschirms kann "Hetzjagd" nicht heranreichen. Der Roman ist ohne Frage spannend, aber zu selten kann Andreas Suchanek überraschende Punkte setzen und greift an einigen Stellen - auch der Rückblick wirkt emotional, aber auch schematisch - zu sehr auf bekannte Versatzstücke des Genres zurück. Die Rebellen erzielen wieder nur einen Pyrrhussieg und als Vorbereitung auf den finalen Showdown - der wird sich wie bei der ersten Miniserie über mehrere Romane hinziehen - positioniert der Autor mit dem obersten Assassine des Bundes eine weitere wichtige Figur an einer Schlüsselposition.  Auf der anderen Seite hilft dieses Atemholen auf einem hohen Niveau, um die verschiedenen Brennpunkte gedanklich zusammenzufassen und dem Leser die Möglichkeit zu geben, über die verschiedenen Entwicklungen noch einmal nachzudenken.   

     

 

Heliosphere 2265 - Band 19: Hetzjagd
von Andreas Suchanek
(Cover: Arndt Drechsler, Innenillustrationen: Anja Dyck)


E-Book (121 Seiten), 2,49 Euro
Taschenbuch (2 Romane) - ca. 250 Seiten