In den Ruinen von Atlantis

Earl Warren

"In den Ruinen von Atlantis" ist nicht nur der Abschluss der in "Angriff der Aquakrieger" begonnen Handlung, Earl Warren räumt ein wenig brutal in Roberta Lees Privatleben auf. Kaum ist ihr Verlobter aus der Hand der islamstischen Freiheitskämpfer befreit und mit einem schweren Hirntrauma in die Staaten verschifft worden, stirbt er auch schon. Und das, nachdem Roberta Lee mit einem Marine aus dessen ehemaliger Einheit Dex Kelley einen One Night Stand gehabt hat. Das wirkt in der Zusammenfassung kitschiger als es Earl Warren geschrieben hat. Da sich die Sehnsucht Roberta Lees nach dem einzigen wahren Mann in ihrem Leben durch die immerhin fast ein Dutzend Abenteuer gezogen hat, wirkt die Auflösung stark konstruiert und unnötig. Effektiver und vielleicht auch realistischer wäre es gewesen, den Verlobten schwer krank am Leben zu lassen, so dass Roberta Lee weiterhin zwischen Liebe und Pflicht - auch in "In den Ruinen von Atlantis" wird sie quasi von dessen Grab abberufen, um die in Schwierigkeiten befindlichen, überforderten USA an erster Stelle und schließlich die Welt als Rest zu retten - hin und her gerissen wird. Es ist aber ein kleiner Ausrutscher in einem der besten Robert Lee Romane der Serie.

Unglücklich ist noch, dass ein wichtiger Aspekt des Romans das Ende des Maya Kalenders und damit das Ende der Welt darstellt. In dieser Hinsicht ist der Roman gute sieben Monaten zu spät veröffentlicht worden. Im letzten Jahr hätten die Geschehnisse deutlich dramatischer und nachhaltiger gewirkt. Die Handlung setzt wie es sich für einen derartigen Doppelroman gehört unmittelbar im Anschluss an "Angriff der Aquakrieger" ein. Die Marines unter dem Kommando von Dex Kelley dringen in die unterseeische Hauptstadt der Aquakrieger ein und befreien Roberta Lee, die schon auf den Opferstein gebunden worden ist. Im Verlaufe der blutigen Kämpfe können auch Lees Vater und der Assistent Harry Stuart befreit werden, während der Anführer der Aquakrieger in letzter Sekunde entkommen kann. Die Befreiungsaktion wird von Earl Warren effektiv und pragmatisch zu gleich beschreiben. Archaische Kriegskunst inklusiv mit Fischgift bestrichenen Speere trifft auf moderne Waffen.

Danach nimmt Earl Warren ungewöhnlich für die Serie Tempo aus dem Handlungsverlauf. Er karikiert die Übertreibungssucht der amerikanischen Medien, wobei sich im vorliegenden Roman ungewöhnliche viele aktive wie passive Bezüge auf verschiedene Science Fiction Serien und Filme finden. Geschickt baut er die fiktive Kultur der Unterwasserkrieger in die historische Welt der Maya ein und schlägt den Bogen zu Camerons aufsehenerregender Unterwasserexpedition im letzten Jahr. Das Bermudadreieck wird wieder auf die reale "Größe" geschrumpft und Autoren wie Charles Berlitz als Geschäftemacher entlarvt. Jede Aufnahme des Angriffs der Aquakrieger auf die Ölplattform und den Tanker aus dem ersten Roman wird als gelungenes Fake denunziert. Kaum hat Earl Warren alle losen Handlungsfäden gerafft, schlägt er mit einem verblüffenden, in der Serie bislang nicht da gewesenen Effekt zurück.

Die "Ronald Reagan", ein Flugzeugträger der NIMITZ Klasse, verschwindet im Bermuda Dreckeck mit fast 6000 Mann Besatzung. Ein unheimliches Leuchten hat das Schiff umgeben, bevor es vor den Augen der Begleitschiffe verschwunden ist. Überfordert bitten die Militärs und der Präsident Roberta Lee, nach der Sphäre zu suchen, in welcher der von den Aquakriegern verehrte Dagon aus seinem jahrtausendelangen Schlaf erwachen und die Legende der Mayas vollenden soll. Mit dem Untergang der Menschheit soll unter der Meeresfläche das Volk der Aquakrieger die Herrschaft übernehmen. Auf der Suche nach Dagon und dem Hintergrund der Sphäre kommt es zusätzlich zur Konfrontation mit Rha`gwosh´hlyleh, der Herrin der Fischwesen.

Roberta Lees Abenteuer sind immer am effektivsten gewesen, wenn die attraktive Forscherin fast auf sich alleine gestellt unbekannten Phänomenen nachgegangen ist. Dabei streut der Autor schon seit dem ersten Doppelband immer wieder Science Fiction Element in die Serie ein. Eine Idee, welche den "Indiana Jones" Filmen zumindest teilweise entlehnt worden ist. Die tragische Begegnung mit einem auf der Erde gestrandeten Außerirdischen und die erste, schon einige Abenteuer zurückliegende Entdeckung der Wassermenschen steht in keinem Vergleich zu der fast final erscheinenden Konfrontation mit Kräften, welche zumindest den arroganten und bislang überheblichen Militärs erheblichen und nachhaltigen Schaden zufügen können. Mit dem Verschwinden des gigantischen Flugzeugträgers setzen sie ein eindeutiges Signal. Der Roman bezieht seine Spannung im Folgenden weniger aus der Frage, ob Roberta Lee die Bedrohung für die Menschheit abwenden kann, sondern was hinter diesen Phänomenen steckt und ob die Wasserkrieger vielleicht doch von Priesterin oder einem hinter der Legende von Dagon stehenden Opportunisten manipuliert und in einen zumindest vordergründig aussichtslosen Kampf geschickt worden sind. Zusätzlich muss Roberta Lee ein weiteres Ausbreiten des Konfliktes verhindern, um die Ausrottung des Meeresvolkes rechtzeitig und nachhaltig zu unterbinden.

  

 

Die Schatzjägerin 28

Paperback, 158 Seiten Din A 5

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