Arrival

Originaltitel: 
Arrival
Land: 
USA
Regie: 
Denis Villeneuve
Drehbuch: 
Eric Heisserer
Darsteller: 
Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker
zusätzliche Infos: 
basiert auf auf der Kurzgeschichte "Story of Your Life" von Ted Chiang aus dem Jahr 1998
Kinostart: 
24.11.16

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Arrival 2016 Poster

Die Menschheit steht am Rande eines weiteren Weltkriegs, als rätselhafte Raumschiffe auf der Erde landen. Die Sprachwissenschaftlerin Louise Banks (Amy Adams) und der Mathematiker Ian Donnelly werden damit beauftragt, das Phänomen zu untersuchen und Kontakt aufzunehmen. Doch auf der Suche nach Antworten setzen Banks und Donelly nicht nur ihre eigenen Leben aufs Spiel, sondern vielleicht auch die Existenz der ganzen Menschheit.

Arrival basiert auf auf der Kurzgeschichte "Story of Your Life" von Ted Chiang aus dem Jahr 1998, die 1999 und 2000 für verschiedene Auszeichnungen und Preise nominiert wurde und den Nebula Award und Sturgeon Award gewann. Die Geschichte wurde von Eric Heisserer (The Thing, Lights Out) zu einem Drehbuch adaptiert. Regie übernimmt Denis Villeneuve, der sich zuletzt durch seinen Thriller Sicario einen Namen machte und als nächstes Blade Runner 2 inszeniert.

Gedreht wurde im Sommer 2015 im kanadischen Montréal, mit einem Produktionsbudget von 50 Millionen Dollar. Der Film wurde am 02. September bei den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt.


Kritik

von Claudia Kern

Arrival ist wie ein Traum in einem Traum.

Von der ersten Einstellung an erschafft der Film mit seinen unterkühlten Bildern und langen Einstellungen eine geradezu hypnotische Atmosphäre - und nein, das ist kein Euphemismus für "stinklangweilig". Ganz im Gegenteil, denn Arrival ist einer der besten und spannendsten Filme, die ich in diesem Jahr gesehen habe.

Aber fangen wir am Anfang an. Da lernen wir Dr. Louise Banks (Amy Adams) kennen, eine Linguistin, die ein einsames, isoliertes Leben führt. Der Kontrast ist sofort offensichtlich. Eine Wissenschaftlerin, die sich leidenschaftlich mit Sprache, der Grundlage menschlicher Zivilisation und Kommunikation beschäftigt, kommuiniziert selbst kaum und lebt allein. Als sie von der Landung der außerirdischen Raumschiffe erfährt, kommt es einem so vor, als würde sie aus einem Traum erwachen und in die reale Welt gezogen. Und wir mit ihr.

Das ist nur einer von vielen cleveren Schachzügen, derer sich Regisseur Denis Villeneuve bedient. Da wir zusammen mit Louise die Welt erkunden, haben wir den gleichen Wissensstand. Das befreit ihn von der Last, uns alles erklären zu müssen (dass er an einem Punkt dann doch den Mut verliert und genau das tut, ist der einzige Makel des Films). Und die Welt, die er uns zeigt, ist ebenso von Kontrasten geprägt wie Louises eigenes Leben. Es geht um Angst und Vertrauen, um Liebe und Trauer, um Offenheit und Abschottung. Durch die Begegnung mit dem Fremden lernen wir uns selbst kennen und begreifen, wie stark unser Denken die Kommunikation prägt und umgekehrt.

Das klingt jetzt ein bisschen wie Weisheiten aus dem Yogakurs, aber Arrival verpackt das ungeheuer geschickt. Der Film predigt nicht von einer Kanzel auf uns herab und er hält uns nicht für blöd. Vielmehr gibt er uns durch seine Geschichte und seine Bildsprache die Werkzeuge in die Hand, die wir brauchen, um von selbst zu den richtigen Schlussfolgerungen zu gelangen. Und zwar genau dann, wenn er das will.

Dieses Spiel mit den Erwartungen und Empfindungen der Zuschauer hat Villeneuve schon in Sicario perfekt beherrscht. Da erschuf er eine Atmosphäre der Beklemmung, der man sich den ganzen Film über nicht entziehen konnte. In Arrival will er uns zum Staunen bringen und auch das gelingt ihm. Das außerirdische Raumschiff, das über der menschenleeren Landschaft Montanas schwebt, scheint tatsächlich von einer anderen Welt zu stammen, und alles, was sich darin verbirgt, ist fremd. Obwohl sich aufgrund der Thematik ein Vergleich mit Contact anbietet, musste ich an Alien denken. Nicht, weil sich irgendetwas aus irgendeinem Bauch herausfrisst, sondern weil man auch da, wenn die Besatzung der Nostromo das außerirdische Wrack betritt, dachte: "Was auch immer gleich kommt, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das so noch nie gesehen habe."

Arrival kommt dem sehr nahe. Linguisten werden sich wahrscheinlich schaudernd abwenden, aber mich hat die Vorstellung, wie man mit etwas so Fremden kommuniziert, fasziniert. Jeremy Renner ist als Physiker, der Louise unterstützen soll, zwar etwas unterfordert - seine Funktion besteht eigentlich nur darin, ihre Gedankengänge zu erklären, ohne dass sie die ganze Zeit über Selbstgespräche führen muss -, gibt dem Film aber eine menschliche Komponente, die verhindert, dass er zu kalt wirkt.

Bei all den Superheldenfilmen und anderen Franchises vergisst man fast schon, wie befriedigend es ist, einen Film zu sehen, der einfach zu Ende sein darf, wenn seine Geschichte erzählt ist. Kein zweiter Teil muss vorbereitet werden, keine Figur muss für ihren Spin-off aufgebaut werden, es gibt keine Abspannszene mit Nick Fury. Arrival ist nur sich selbst verpflichtet.

Fazit

Arrival ist ein intelligenter, spannender, atmosphärischer und streckenweise sogar faszinierender SF-Film, der vor großen Fragen nicht zurückschreckt und seinen Zuschauern tatsächlich die gleiche Intelligenz wie seinen Protagonisten zutraut. Einer der besten Filme des Jahres.

ARRIVAL Exklusiv Trailer German Deutsch (2016)

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