Superman Returns

Originaltitel: 
Superman Returns
Land: 
USA
Laufzeit: 
154 min
Regie: 
Bryan Singer
Drehbuch: 
Michael Dougherty, Dan Harris
Darsteller: 
Brandon Routh, Stephan Bender, Kate Bosworth, Marlon Brando
Kinostart: 
17.08.06

Bryan Singer hätte es so leicht haben können. Die Erwartungen an den fünften Film des Superhelden in Strumphosen waren simpel: Viel Action, garniert mit ein bisschen singerischen Feinsinn. Der Kultregisseur wollte mehr, neben den effektreichen Szenen auch die Intelligenz ansprechen. Doch wer hoch hinaus will, kann auch tief fallen. Singers Konzept ging nicht auf. Dem Film mangelt es an Bewegung und an Tiefgang.


Filmkritik:
von David Meiländer (für SF-Radio.net)

Am Spagat zerbrochen-
Bei “Superman Returns“ kommen ausnahmsweise sowohl Action als auch Charakterentwicklung viel zu kurz.

Perry White ist ein Genie. Der Herausgeber des Daily Planet, Arbeitgeber für Louis Lane und Supermans Alter Ego Clark Kent, weiß genau, worauf es in der Entertainment-Branche ankommt. „Es gibt drei Dinge, die sich gut verkaufen: Tragödie, Sex und Superman“, sagt er im Film und beschreibt damit den Weg, mit dem Regisseur Bryan Singer ein wahres Meisterwerk hätte schaffen können. Doch Achtung, Konjunktiv: Hätte können! In Wirklichkeit ist alles ganz anders. Im fünften Superman-Kinofilm missachtet Singer das White'sche Geheimrezept. Kein Superheld, kein Sex, dafür eine verkappte und verrannte Liebesgeschichte, ein nervös vor Angst schlotternder Clark Kent und ein Supermann, der seine Kräfte verliert und anschließend von Erzfeind Lex Luthor zusammen geschlagen wird. Was für eine Tragödie – na, wenigstens das.

Dabei gibt es so tolle Szenen, wenn auch sehr selten. Der Titel „Superman Returns“ bekommt in den wenigen gelungenen Action-Szenen eine fast heroische Bedeutung. Die Augen des Zuschauers werden feucht, wenn Superman unter tosendem Applaus der Menge ein Passagierflugzeug in einem Footballstadion ablegt und damit hunderte Leben rettet. Das ist unser Mann! Er ist zurück! Superman! Zurück aus dem Weltall, nach fünf langen Jahren, kämpft er wieder für die Gerechtigkeit.

Dumm nur, dass sich Clark Kent danach wieder umziehen und seine Brille aufsetzen muss. Er ist mehr denn je der unattraktive Trottel, der unsterblich in Lois Lane verliebt ist, aber wohl nie an sie heran kommen wird. „Was für eine Beziehung sollen wir schon haben?“, motzt sie ihn einmal an und stellt damit klar, dass er in ihrer Welt keinen Platz hat. Nie war die Schizophrenie des Comic-Helden offensichtlicher und nie wurde sie derart unkommentiert gelassen. Was bewegt Superman eigentlich, wieder in sein altes Leben zurückzukehren, wo sein Dasein als Held doch soviel attraktiver ist?

Die Liebesgeschichte zwischen Louis Lane und Superman gewinnt nicht zuletzt dadurch an Tragik. Eiskalt benimmt sich Lane gegenüber Kent, sodass irgendwann die Frage auftaucht, warum der sich das überhaupt noch antut. Selbst Superman hat keine wirkliche Chance mehr, denn Louis hat mit ihrem Mann ein Kind und ist somit an ihr neues Leben gebunden. So sehr sie auch will, sie kann nicht zu ihrer großen Liebe zurück. Eine Konstellation die angesichts mangelnder Zeit für die Charakterentwicklung unbefriedigend wirkt. Wenn Superman schon nicht Louis bekommt, warum dann nicht wenigstens eine andere? Wo bleibt der Sex, den zumindest der Action-Liebhaber irgendwo noch erwartet hätet. Doch auch der Charakterzuschauer kann nicht zufrieden sein. Er kommt den Figuren auch nicht nahe. Bryan Singers Spagat zwischen Blockbuster und tiefenpsychologischer Analyse tut dem Film nicht gut.

Auch Hauptdarsteller Brandon Routh kann da nichts reißen. Im Gegenteil: Der Schauspieler ist eine komplette Fehlbesetzung. Sein Gesicht ist zu wenig markant, seine Züge glatt und weich. Das ist kein mächtiger Held, das ist ein bubenhafter Jüngling, der der Größe seiner Rolle nicht gerecht wird. Ein bisschen mehr Christian Bale und ein bisschen weniger Tobey Maguire wäre hier gut gewesen.

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