In Assassin's Creed geht es um den Jahrhunderte alten Krieg zwischen zwei Geheimgesellschaften, den Assassinen und den Tempelrittern. Beide suchen nach Artefakten einer uralten Kultur, die vor den Menschen existierte, aber durch einen gewaltigen Sonnensturm ausgelöscht wurde. Der Protagonist der Computerspiele Desmond Miles entstammt einer Familie von Assassinen, will diesem Leben allerdings zu Beginn der Spiele entfliehen. Er wird von einem Konzern entführt, der ihn zwingt, eine Maschine namens "Animus" zu benutzen, durch die er Zugang zu den Erinnerungen seiner Vorfahren hat und einige ihrer Fähigkeiten erhält.
Für die Verfilmung der Computerspielreihe Assassin's Creed wird kein neues Universum aufgemacht. So hat es Aymar Azaizia, der kreative Kopf des Spiele-Franchise, bekanntgegeben. Der Film von und mit Michael Fassbender (Prometheus) hält sich an die etablierte und mittlerweile sehr ausführliche Kontinuität. Man braucht sich daher auch nicht zu wundern, wenn einem im Film das eine oder andere bekannte Gesicht begegnet.
Michael Fassbender wird in der Verfilmung einen neuen Charakter spielen, der den Namen Callum Lynch trägt. Ähnlich wie in den Spielen soll sich die Handlung auf zwei Zeitebenen bewegen. Aussagen von Azaizia zufolge wird Fassbender daher auch als Aguilar, ein Vorfahre von Callum Lynch, zu sehen sein.
Kritik
von Johannes Hahn
Eigentlich sollte Callum Lynch (Michael Fassbender) tot sein. Nach seiner Hinrichtung wacht er allerdings in den Räumen einer mysteriösen Firma namens Abstergo auf, unter den wachsamen Augen von Geschäftsführer Rikkin (Jeremy Irons) und seiner Tochter Sophia (Marion Cotillard). Sophia eröffnet Lynch, dass er Teil eines Experiments werden wird: Mit Hilfe einer Animus genannten Maschine soll Lynch in das Gedächtnis seines Vorfahren eintauchen und so herausfinden, wo ein mächtiges Artefakt, ein „Eden-Splitter", aufbewahrt wird. Sein Vorfahr war Aguilar, ein Assassine, der im Spanien der Inquisition gegen den Geheimbund der skrupellosen Tempelritter antritt.
Es wird viel gerätselt, warum Videospielverfilmungen meist - gelinde gesagt - nicht wirklich den Erwartungen entsprechen. Die Gründe sind vielfältig, liegen teils bei der Produktion, teils bei der Regie, immer aber auch darin begründet, dass es zwei unterschiedliche Medien sind: Videospiele sind interaktiv, Filme passiv und linear. Für viele ist Assassin's Creed, die Verfilmung einer 2007 gestarteten Videospielreihe von Ubisoft, ein hoffnungsvoller Titel, der den vermeintlichen „Fluch" schlechter Adaptionen brechen soll.
Zugegeben: Als Film-Adaption funktioniert Assassin's Creed ganz gut. Es ist alles da: atemlose Action, flotte Kämpfe, cooles Parcours und riskante Stunts. Außerdem gibt es immer wieder Hinweise auf das Spiel, wie die bekannten Handklingen, das ikonische Outfit der Assassinen und natürlich die Terminologie, mit der die Figuren um sich werfen – Animus, Abstergo, Assassinen, Templer, Eden-Splitter. Allerdings bleibt die Verknüpfung zur Spielereihe lose: Der Film stellt eine eigene Kontinuität dar. Spielefans finden sich jedoch trotzdem sofort zurecht, Neulinge dürften sich dagegen überfordert fühlen.
Weniger Denken, mehr Action
Zum Glück müssen sie aber nicht lange darüber nachdenken, was sie da sehen und hören, denn der Film rast durch seine Handlung, ähnlich gehetzt wie die mit Parcours über spanische Dächer huschenden Assassinen nach einem Anschlag auf die Templer. Allerdings bleiben dabei Handlung, Charaktere oder irgendein größerer Zusammenhang zwischen der Geschichte von Aguilar und Callum Lynch auf der Strecke. Zwar bekommen Lynch, Sophia, Rikkin und die anderen Gefangenen von Abstergo mit kurzen Pinselstrichen skizzenhaft Charakterzüge und Motivationen aufgemalt, aber die Farbe verblasst schnell.
Und das ist sehr schade, denn mit dem Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit hätte der Film eine großartige Gelegenheit gehabt, eine clevere Geschichte zwischen diesen Handlungsebenen zu spinnen und die beiden Stränge am Ende zusammenzuführen. Aber für Cleverness lässt sich Assassin's Creed keine Zeit. Es tut fast schon weh zu sehen, wie die durchaus aufwendigen Kulissen und Stunts im historischen Spanien an relativ hirnlose Action verschwendet werden – Handlung gibt es dort fast gar nicht. Der Dialoganteil in diesen Szenen ist quasi nicht existent – und daher auch nahezu ohne Konsequenz für die Handlung in der Gegenwart.
Die wiederum ergeht sich in ein bisschen oberflächlichem, pseudo-philosophioschen Geschwurbel um Freiheit und den vermeintlichen Hang des Menschen zur Gewalt. Doch in die Tiefe dringt der Film nirgends vor – wie auch, mit Charakteren, deren Motivation vom Drehbuch diktiert wird?
Fazit
Assassin's Creed ist pure Action, mit wenig Hirn, dafür aber einigen Schauwerten. Wer die Spiele kennt, hat mehr Spaß als komplette Neulinge. Wer aber ein bisschen mehr Anspruch an Handlung und Charaktere stellt, wird enttäuscht.