Vor vier Jahren überraschten Bethesda und Entwickler Arkane Studios mit dem Stealth-Actionspiel Dishonored die Gamingwelt. Die Kombination von Steampunk, einem sehr eigenen Artstyle und wunderbar ausgeklügeltem Gameplay konnte viele Fans gewinnen und Kritiker überzeugen.
In der viktorianischen Welt von Dishonored sind verschiedene Fraktionen wie Adel, Hexen, Inquisition und kriminelle Banden im ständigen Machtkampf verstrickt. Magie ist längst zu einem Mythos geworden, fortschrittliche Technologien wie Zahnrad-Roboter sind dank speziellem Walöl auf dem Vormarsch.
Im ersten Teil wird die Kaiserin der Stadt Dunwall in einem Coup ermordet, was ihrem Leibwächter und Protagonisten Corvo Attano angehängt wird. Dieser kann sich dank neu erlangter magischer Kräfte aus dem Gefängnis befreien und macht sich als Gejagter auf, sämtliche Verräter zu beseitigen und die Thronerbin Emily Kaldwin zu retten.
Für einen Nachfolger gab es natürlich hohe Erwartungen, so muss ein großer Titel wie dieser natürlich erneut revolutionär sein und das Genre neu erfinden, aber auch möglichst wenig verändern, denn das System funktionierte ja schon perfekt. Aber wieviel davon konnte man realistisch umsetzen?
Geschichte und Gameplay: Ein Déjà-vu?
Dishonored 2 hält, was es verspricht: 15 Jahre nach dem ersten Teil werden Kaiserin Emily Kaldwin und Leibwächter Corvo Attano ein weiteres Mal entehrt. Gleich am Anfang übernimmt Hexe Delilah als scheinbar rechtmäßige Thronfolgerin die Herrschaft über das Reich. Der Spieler kann anfangs auswählen, ob er mit Emily oder Corvo schleichen möchte. Die übrige Figur wird versteinert und bleibt den Rest des Spiels aus der Geschichte ausgeschlossen - eine absurde und irgendwie unnötige Entscheidung.
Die Handlung spielt nicht mehr im britisch angehauchten Dunwall, per Dampfer geht es ins südländische Karnaca. Dort muss der Spieler die Verbündeten Delilahs ausschalten und an das Geheimnis ihrer Unsterblichkeit gelangen.
Klingt simpel, und das ist es auch, bietet aber eine gute Grundlage für tolle Schauplätze und spielerische Abwechslung. So geht es nicht nur in ein verfallenes Krankenhaus für Superreiche oder ein prächtiges Museum, wie in ähnlicher Form im Prequel vertreten. Richtig kreativ wird es im Haus eines genialen Erfinders, das mechanisch-bewegliche Wände und Böden besitzt. Wem das noch nicht genug ist, den dürfen dann spätestens eine Zeitreise-Mechanik innerhalb eines verfallenen Herrenhauses mitsamt Konsequenzen und Raum-Zeit-Paradoxen umhauen.
Das Gameplay aus dem ersten Teil wird komplett übernommen und an den richtigen Stellen ergänzt. Corvo und Emily können mit ähnlichen Fähigkeiten blitzschnell und ungesehen durch die Level navigieren und dabei so viele oder so wenig Morde begehen wie beliebt.
Der Spieler kann wieder entscheiden, ob er keiner Menschenseele schaden oder jeden einzelnen Charakter umbringen möchte. Dies hat auch einen großen Einfluss auf das Arsenal des Spielers, das Verhalten von Verbündeten und Feinden sowie den Aufbau späterer Level.
Wird beispielsweise ein Kleinganove früh im Spiel verschont, ist er möglicherweise ein paar Stunden später in einer Wohnung anzutreffen und gewillt, einen alternativen Weg zu öffnen. Entscheidungen mit vielen kleinen und großen Konsequenzen sind in Dishonored 2 gut und gezielt durchgesetzt, was auch den Wiederspielwert ungemein erhöht.
Technik: PC-Spieler bleiben draußen
Es könnte alles so schön sein, wäre da nicht die fahrlässig portierte PC-Version. Eigentlich ist die Engine des Spiels schon durch das firmeneigene Doom überholt, aber die alte Technik macht für die meisten Spieler Probleme.
Das Stichwort sind Frameeinbrüche und Lags. An den Industriestandard von 60fps (frames per second) kommt Dishonored 2 leider selten heran. Selbst auf den aktuellen Topmodellen von den populärsten Grafikkarten-Herstellern Nvidia und AMD sind selten stabile Frames zu sehen.
Schon im Menü, beim Laden eines Speicherstandes, kriegt das Spiel ernsthafte Probleme – man kann mindestens von einer problematischen Portierung reden.
Konsolenspieler können aber beruhigt sein, Dishonored 2 läuft dort seit Release ohne größere Probleme.
Fazit
Dishonored 2 ist ohne jeden Zweifel ein Pflichtkauf für jeden Stealth- und Actionfan. Arkane Studios hat einen hohen Standard beibehalten und konnte an vielen Stellen sogar überraschen, was will man mehr? Ja, eine technisch einwandfreie PC-Version wäre schön gewesen, hier will Bethesda wohl nachliefern, aber solange sollten Fans zu den Konsolen-Versionen greifen.
Dishonored 2 ist seit dem 11. November für Playstation 4, Xbox One und den PC erhältlich.