dc-rebirth-cover-justice-league.jpg
In einer Zeit, in der beinahe monatlich Superhelden die große Leinwand erobern, ist es nicht wirklich verwunderlich, dass einige Filmfreunde, die bisher noch nie einen Comic-Laden von innen gesehen haben, plötzlich mehr über den ein oder anderen Weltenretter erfahren wollen. Wenn diese potenziellen neuen Leser nun allerdings die erste Hürde überwunden und ein „Schlaraffenland für Popkulturbegeisterte” ausfindig gemacht haben, folgt relativ schnell die nächste in Form einer Frage, die sich nicht ganz so leicht meistern lässt. Sie lautet: Wo fängt man am besten an?
Tatsächlich empfinden viele „Erstkontaktler” – nachvollziehbarerweise – die scheinbar nicht enden wollenden Regale voller Hefte, Paperbacks sowie Hardcover meist als einschüchternd. Wer sich sogar etwas näher an die unzähligen Ausgaben herantraut, wird feststellen, dass man alleine dem Dunklen Ritter aus Gotham City eine eigene Abteilung widmen könnte; und wahrscheinlich relativ schnell darüber nachdenken, ob es nicht doch genügt, all die gezeichneten Ikonen im Kino zu bewundern.
All jenen, denen es schon einmal so ergangen ist, kann zumindest jetzt geholfen werden, wenn sie sich für einen oder mehrere Heroen aus dem Hause DC interessieren sollten. 2016 hat die bedeutende Kreativschmiede in den USA nämlich ein mit DC Universe Rebirth übertiteltes neues Kapitel aufgeschlagen, dem es bemerkenswerterweise gelungen ist, langjährige Fans zu überzeugen und gleichzeitig ein idealer Einstiegspunkt für Neuleser zu sein.
Das nächste Reboot?
Wer nun glaubt, dass man vor allem Punkt zwei darauf zurückführen kann, dass es sich dabei um ein Reboot handelt, unterschlägt genau den Aspekt, der diesen Schritt von DC so außergewöhnlich macht und ihn von einem Reboot unterscheidet. Dies zu wissen, ist deshalb wichtig, weil The New 52, an welche die Rebirth-Abenteuer (nahezu) unmittelbar anknüpfen, Züge eines ebensolchen aufweisen und gerade deswegen von den Anhängern durchaus kontrovers diskutiert wurden. Schließlich hatten die Verantwortlichen 2011 im Bestreben, das DC-Universum übersichtlicher zu gestalten, nicht nur so ziemlich jede Heftserie mit einer neuen #1 gestartet, sondern auch inhaltlich gewissermaßen die Uhren in vielerlei Hinsicht gefühlt auf Null gestellt.
Nach und nach wurde jedoch immer offensichtlicher, dass dieser Schritt dazu führte, dass es mit einem Male Charakteren wie Superman, Wonder Woman & Co. an Tiefe fehlte, weil die Autoren nicht mehr auf die reichhaltige Historie der Protagonisten zurückgreifen konnten. Dies bedeutete ebenfalls, dass es schwieriger wurde, die unterschiedlichsten Akteure interagieren zu lassen, weil es eben keinesfalls mehr selbstverständlich war, dass sich Held A und Held B respektive Held C und Schurke A in der Vergangenheit schon häufiger begegnet sind.
Warum Rebirth?
Auf der WonderCon 2016 in Los Angeles gaben die drei DC-Urgesteinen Dan DiDio, Jim Lee und Geoff Johns sogar mehr oder weniger zu, dass genau dieser Umstand letztlich einer der Hauptgründe war, weshalb das Projekt Rebirth überhaupt ins Leben gerufen wurde. Dieses Eingeständnis markierte aber lediglich den Auftakt eines 90-minütigen Panels, das nicht nur deshalb eines war, an das sich Freunde gezeichneter Superheldenabenteuer wohl noch lange erinnern werden.
Besonders war zum Beispiel, dass dieses Event das erste war, das jemals in der Geschichte von DC Comics live gestreamt wurde und daher Fans auf der ganzen Welt in der Lage waren, dieser Veranstaltung beizuwohnen. Ebendiese staunten sicher nicht schlecht, als Geoff Johns das Wort ergriff und erklärte, dass man sich sehr bewusst an seine bedeutenden Werken Green Lantern: Rebirth (2004/05) und Flash: Rebirth (2009) namentlich angelehnt habe. Denn diese gelten schließlich vor allem deswegen mittlerweile als moderne Comic-Klassiker, weil „Mastermind” Johns in diesen epischen Abenteuern beide Charaktere im Grunde genommen neu definiert hat, indem er all das herausarbeitete, was sie seit jeher ausgezeichnet hat, ohne dabei allerdings deren Zukunft aus den Augen zu verlieren.
Wenn man nun weiß, dass nur deshalb so außergewöhnliche Storylines wie Blackest Night oder Flashpoint entstehen konnten, darf man zudem vermuten, dass dieses neue den gesamten DC-Kosmos betreffende Rebirth weit mehr ist als eine reine Rückbesinnung auf all das, was Popkulturbegeisterte seit Jahrzehnten mit den beiden legendären Buchstaben verbinden und ebenfalls auf etwas viel Größeres zusteuert. Das soll jedoch nicht heißen, dass man die Gegenwart lediglich als leidiges Mittel zum Zweck ansieht, dem man sich eben widmen muss. Vielmehr geht es darum, den Lesern zu verdeutlichen, dass man jetzt und in Zukunft den Anspruch hat, sie mit guten Geschichten zu versorgen.
Wer ist mit von der Partie?
Zweifelsohne ein hehres Ziel, aber definitiv kein unrealistisches. Glücklicherweise können sich seit einigen Wochen auch endlich hierzulande diejenigen, die dem US-Rebirth-Hype nach wie vor skeptisch gegenüberstehen, dank Panini Comics davon überzeugen, dass viele der Writer-Hero-Paarungen nicht nur vielversprechend klingen, sondern auch das halten, was sie versprechen:
So kümmert sich unter anderem Greg Rucka, der Mann, dessen erster Kontakt mit Diana Prince vielen bis heute als der beste Wonder-Woman-Run überhaupt gilt, abermals um die Amazonenprinzessin, Dan Jurgens, der für Der Tod von Superman verantwortlich zeichnete, als einer von mehreren Kreativen wieder um den Mann aus Stahl und Christopher Priest, der Kreative, dessen Name wohl auf ewig mit Marvels Deadpool in Verbindung gebracht werden wird, um Deathstroke, DCs Kopfgeldjäger, und wechselt somit quasi von Wade Wilson zu Slade Wilson – welcher dieser zwei Söldner schon länger existiert, wird an dieser Stelle nicht verraten.
Auf alle Autoren kann hier selbstredend nicht eingegangen werden, jedoch muss man natürlich noch auf die Personalie zu sprechen kommen, die die meisten Fans umtreiben dürfte: Ja, Scott Snyder ist weiterhin – sogar mittlerweile exklusiv – für DC tätig; und ja, es sieht schon wieder verdächtig danach aus, dass diesem Ausnahmekünstler, dessen herausragende Batman-Arcs, die – The New 52 hin oder her – von Kritikern und Anhängern gleichermaßen gefeiert wurden, mit All-Star Batman der nächste Hit gelungen ist, den man nicht allzu schnell vergessen wird.
Auftakt einer Special-Reihe
Wer sich nun fragt, ob dieser oder jener Held ebenfalls eine eigene Heftserie erhalten hat, welche anderen Autoren und vor allem welche Zeichner an DC Universe Rebirth mitwirken und an welchen Reihen warum kein Weg vorbeiführt, dem sei gesagt, dass er seine Antworten unter der Voraussetzung erhalten wird, dass er sich von jetzt an regelmäßig mit den zahlreichen Rebirth-Rezensionen, die in den nächsten Monaten auf Robots & Dragons erscheinen werden, beschäftigt. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen!