Kritik zu The Walking Dead 8.01: Mercy

SPOILER

Wie gewohnt startete auch dieses Jahr wieder pünktlich kurz vor Halloween eine neue Staffel von The Walking Dead. Spätestens seit den diversen Promo-Aktionen rund um den Slogan "All Out War“ wenig überraschend, ist schon der Auftakt zur mittlerweile achten Staffel mit dem Titel "Mercy" direkt actiongeladen.

Was bisher geschah

Nein, das wird keine Nacherzählung der letzten sieben Jahre. Wer eine Zusammenfassung der vergangenen Staffel braucht, findet zahlreiche Recaps auf Youtube, etwa diese hier.

Das Wichtigste lässt sich schnell zusammenfassen: Alexandria unter Ricks Führung, Hilltop mit Maggie an der Spitze und das Kingdom unter König Ezekiel haben sich zusammengeschlossen und Negan beziehungsweise dem Sanctuary den Krieg erklärt.

Viel mehr: Was geschah mit der Serie und dem Fandom, von wo machen wir von nun an weiter? Nach grandiosen Start, spannenden Charakteren und Entwicklungen dreht sich The Walking Dead seit geraumer Zeit eher im Kreis und wirkt zunehmend uninspiriert.

Das konnte auch die Hinzunahme diverser neuer Gemeinschaften und Handlungsorte in der letzten Staffel nicht so recht ändern, auch wenn der Pathos von Ezekiel mit seinem Tiger natürlich dennoch ein Zugewinn ist. Doch ob es die Gemeinschaften am Strand oder auf der Müllhalde so wirklich gebraucht hätte, ist fraglich. Einerseits nahm es Zeit von tiefergehenden Entwicklungen der bereits vorhandenen Plots und Charaktere weg, andererseits wurde von ihnen zu wenig gezeigt, als dass es der Handlung und Geschichte einen tatsächlichen Mehrwert gab.

Hauptknackpunkt jedoch blieb der groß beworbene Negan, um den zwar viel Trara gemacht wird, jedoch sein Charakter jenseits der Darstellung als Überbösewicht arg dünn und damit wenig überzeugend bleibt. Eine Geschichte, die sich nunmal hauptsächlich um eben jenen Fiesling dreht, hat es so natürlich schwer.

Wir sind im Krieg

Musste Rick sich nach dem Rückschlägen und der Konfrontation mit Negan in der letzten Staffel erst wieder aus inneren Rückzug und Unterordnung herauskämpfen, tritt er im Zusammenschluss mit Maggie und Ezekiel im Auftakt nun wieder als starker Führer auf.

Das gemeinsame Ziel ist klar: Negan muss getötet und das Sanctuary übernommen werden. Zum Glück scheinen sich da alle einig, denn keiner der drei Kampfansprachen der Anführer wirkte sonderlich überzeugend, sondern eher hölzern-überladen. Allerdings war Gregorys Versuch, seine Leute vom Hilltop auf Negans Seite zu bringen, ohnehin zu keiner Zeit eine wirkliche Bedrohung für den Zusammenschluss hinter Maggie, Ezekiel und Rick.

Dieses Mal ist man gut vorbereitet und hat einen minutengenauen Plan für den Angriff auf das Sanctuary erarbeitet. Mit Unterstützung durch Dwight von Innen, konnten Wachposten strategisch ausgeschaltet werden, ausreichend Feuerkraft, explosives Material und zumindest rudimentär gepanzerte Fahrzeuge sind vorhanden und Zombies als wandelnde Waffen gibt es ohnehin mehr als genug – los geht es.

Hier geht es nicht um dich, Rick

Bei einem so actionreichen Staffelauftakt wundert der Episodentitel "Mercy“ (Gnade) etwas. Doch findet sich das Thema an verschiedenen Stellen wieder. Etwa als Carl auf der Suche nach Treibstoff einen vereinsamten, hungernden Überlebenden begegnet, der kurz darauf von Rick mit Schüssen vertrieben wird – aus der Befürchtung, es könne sich um einen Spion von Negan handeln. Rick empfand sein Handeln als gnadenvoll, immerhin habe er ihn ja nur über den Kopf geschossen und so vertrieben, nicht verletzt.

Seinem Sohn Carl ist dies allerdings zu wenig – man brauche auch Hoffnung zum Weiterleben und im Miteinander. Am Ende kehrt Carl nochmal an den Ort des Geschehens zurück und hinterlässt eine Entschuldigung sowie zwei Konserven. Dabei wird er von besagten Überlebenden beobachtet – es ist anzunehmen, dass dieser noch eine Rolle spielen wird.

Gabriels Gnade, als er den sicheren Rückzug abbricht um den von Zombies umzingelten Gregory zu helfen, wird ihm nicht gedankt – Gregory stiehlt das Auto und lässt Gabriel zurück. Dieser schafft es gerade so sich in einen Raum zu flüchten, wo er von Negan begrüßt wird.

Trotz zahlreicher Möglichkeiten gelang es nämlich niemandem, Negan zu töten und natürlich schaffte er es auch, sich vor den Zombies zu retten. Rick fokussierte sich zwar voll auf ihn und war willig, sämtliche Munition und Ressourcen nur für persönlichen Rachefeldzug zu nutzen – wurde jedoch wieder daran erinnert, dass es sich hier nicht um ihn, sondern eine größere gemeinsame Sache geht.

So dürfte uns Negan noch eine Weile erhalten bleiben. Halten wir es mit Carl: Man braucht auch Hoffnung. Vielleicht bekommt der Charakter ja noch mehr Tiefe.

Uns gehört eine größere Welt

Eingestreut in die Kampfhandlungen sah man immer wieder einzelne Szenen mit einem gealterten Rick in einer idyllischen Welt. Grauer Bart, am Gehstock und der Möglichkeit ganz entspannt auszuschlafen, weil alle in Sicherheit sind. Gezeigt wird ein idyllisches Familienleben mit Michonne, Carl und Judith am Tag eines großen Festes, wo eine riesige Eulenskulptur eine Rolle spielen soll.

Sind hier Ricks Wünsche visualisiert, eine Motivation, die er braucht, wenn er in seiner Kampfansprache von einer größeren Welt spricht? Dass alle Recht auf eine faire Welt und ein Leben in Frieden haben? Dass man gemeinsam dafür eintreten und sich so eine Welt gestalten kann?

Was es genau damit auf sich hat, verriet die Folge noch nicht. Auffallend war die für diese Vision-Sequenzen genutzte unpassend wirkende Musik: "Another One Bites The Dust“ von Queen.

Fazit

Dass es sich um die 100. Episode oder einen Staffelauftakt handelt, spürte man nicht wirklich. "Mercy" schließt sich nahtlos an die siebte Staffel an und hat auch alle Probleme des fortgeführten Handlungsstrangs mitgenommen. So konnte die Episode jedenfalls nicht wirklich mitreißen. Die Hoffnung, dass es in der achten Staffel einen Wandel und neuen Schwung für die Serie gibt, besteht aber weiterhin.

The Walking Dead Season 8 Episode 1 Sneak Peek (2017) amc Series

Originaltitel: The Walking Dead (seit 2010)
Erstaustrahlung am
31.10.2010 bei AMC / 11. Mai 2012 bei RTL1
Darsteller:
Andrew Lincoln (Rick Grimes), Norman Reedus (Daryl), Lauren Cohan (Maggie), Chandler Riggs (Carl), Melissa McBride (Carol), Steven Yeun (Glenn), Laurie Holden (Andrea), Danai Gurira (Michonne), Sonequa Martin-Green (Sasha), Jon Bernthal (Shane), Sarah Wayne Callies (Lori), Jeffrey DeMunn (Dale), Michael Rooker (Merle), David Morrissey (Govenor), Scott Wilson (Hershel), Michael Cudlitz (Abraham), Emily Kinney (Beth), Chad L. Coleman (Tyrese), Lennie James (Morgan), Jeffrey Dean Morgan (Negan), Alanna Masterson (Tara), Josh McDermitt (Eugene), Christian Serratos (Rosita)
Produzenten: Gale Anne Hurd, David Alpert, Robert Kirkman, Charles H. Eglee, Glen Mazzara, Scott M. Gimple, Greg Nicotero, Tom Luse, Frank Darabont
Basiert auf der gleichnamigen Comicreihe von Robert Kirkman
Entwickelt von Frank Darabont
Staffeln: 9+
Anzahl der Episoden: 115+

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