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Der Polizist Sebastian Castellanos kehrt nach einem anstrengenden Arbeitstag heim, um den Abend mit seiner Familie ausklingen zu lassen. Doch als er seinem Haus näher kommt, bemerkt er in der dunklen Nacht ein helles Licht aus der gleichen Richtung, zu hell für eine Straßenlaterne. Bestürzt bemerkt der grimmige Mann, dass er zu spät kommt. Alles steht in Flammen, sein Leben ist ruiniert, doch dann, neben dem Knistern der Hitze: Das Rufen eines Kindes.
Seine Tochter Lily musste noch am Leben sein! Ohne nachzudenken, stürzt er sich durch die lodernde Feuersbrunst in Richtung Kinderzimmer. Dort steht Lily, aber statt Sebastian in die Arme zu fallen, wirft sie ihm mit eiskalter Stimme vor, nicht dagewesen zu sein. Ihr kleiner Körper fängt an zu brennen, umklammert seine Arme... und Sebastian wacht in einer schmierigen Bar auf. Es ist schon Jahre her, seit seine Tochter verstorben ist.
So beginnt das Horrorspiel The Evil Within 2, nicht schockierend, aber überraschend berührend. Polizist ist Sebastian seit den Geschehnissen des ersten Teils nicht mehr, als ein Experiment in einer Nervenheilanstalt viele Leben gekostet hat. In der Bar möchte der gequälte Protagonist am liebsten seine Sorgen bis in alle Ewigkeit in Whisky ertränken, bis er vertrauten Besuch bekommt. Seine ehemalige Kollegin Juli Kidman, die eigentlich auch in der Anstalt verschwunden ist, setzt sich nach Jahren zu ihm.
Sie offenbart ihm, was er schon weiß: Als Teil der Geheimorganisation Mobius hat sie seinen Ruf ruiniert, um die Experimente im ersten Teil zu vertuschen. Dann lässt sie jedoch die Bombe platzen. Mobius hat die Experimente weitergeführt, seine Tochter Lily ist eine Testperson, der Hausbrand nur eine Farce. Seit langer Zeit kehrt die Hoffnung in Sebastian Castellanos Augen zurück, für seine Tochter würde er sich der Hölle seiner Vergangenheit erneut stellen. Dem Bösen in ihm.
Gefangen in der (Alb)Traumwelt
Das Horrorspiel The Evil Within sollte im Oktober 2014 das Genre revolutionieren. Resident-Evil-Erfinder Shinji Mikami wollte Survival Horror ins Bewusstsein der Spieler zurück- und seine neue Marke ins Gespräch bringen. Dieses Vorhaben war eher erfolglos: Ein interessantes Konzept wurde von repetitiven und lahmen Shootersektionen getrübt.
Aufgegeben hat Publisher Bethesda das Spiel aber nicht, die Entwickler durften mit einem Sequel beweisen, dass sie sich die Resonanz zu Herzen genommen haben. Dabei müssen Neueinsteiger den Vorgänger nicht gespielt haben, um die Geschichte zu verstehen. Der Vorfall in der etwas generischen Nervenheilanstalt Beacon wird als Trauma des Protagonisten ausführlich genug aufgegriffen und nacherzählt.
Hier trotzdem noch die wichtigsten Punkte, um zu verstehen, wie die Welt von The Evil Within funktioniert. Sebastian Castellanos und seine junge Kollegin Juli Kidman werden als Verstärkung zur Nervenheilanstalt Beacon beordert. Dort stellen sie fest, dass alle Polizeieinheiten bereits brutal ermordet wurden. Im Hospital wird Sebastian in eine blutige Parallelwelt gezogen, in der grausige Gestalten und Zombies allen Besuchern feindlich gesonnen sind. Bald stellt sich heraus, dass diese Geschehnisse nicht real sein können. Sebastian ist in einem Netzwerk von zahlreichen Bewusstseinen gefangen, dem sogenannten STEM. Diese Apparatur verbindet viele Menschen in einer Art geteilten Traumwelt, die dank des Hauptgehirns ihres Besitzers zu einer mörderischen Hölle geworden ist. Dieses Gehirn findet und zerlegt Sebastian dann nach diversen Kämpfen gegen albtraumhafte Wesen. Zum Schluss wacht er auf, der Kreisel dreht sich nicht weiter, er ist wirklich wach.
Im zweiten Teil rekrutiert also Kidman den Ex-Cop einige Jahre später, um seine Tochter, die als neues Haupthirn fungiert, aus dem neuen, verbesserten STEM zu befreien. Natürlich kommt alles, wie es kommen muss und die zwielichtige Organisation hat nicht aus ihren Fehlern gelernt. Das neue Netzwerk sollte eigentlich eine amerikanische Kleinstadt darstellen, als Sebastian angeschlossen wird, ist natürlich alles anders. Die Tochter Lily wurde von einigen Psychopathen entführt. Dadurch korrumpiert STEM erneut, viele Menschen werden zu zombieartigen Gestalten - oder Schlimmerem.
Was als typischer Taken-Thriller beginnt, nimmt nach einigen grausigen Überraschungen schnell Fahrt auf und offenbart narratives Können. Der Protagonist erforscht seine Vergangenheit und die Beziehung zu seiner Familie durch gut eingebundene Geschichten. Auch wer nicht unbedingt Horror genießt, wird dann auf eine spannende Suche nach Erkenntnissen mitgenommen, in einer Traumwelt ohne irdische Regeln.
Überleben, verstecken und Ballern bis die Munition ausgeht
The Evil Within unterstreicht das Überleben im Survival-Horror. Wer seine Kugeln schnell auf jeden dahergelaufenen Zombie verschießt, erwartet einen schrecklichen Tod durch akuten Munitionsmangel. Natürlich lassen sich herumliegende Metallteile im Crafting-System zu neuen Projektilen kombinieren, dennoch muss der Spieler ständig geschickt wirtschaften.
Um siegreich zu sein, sollte jede Auseinandersetzung ausgiebig geplant werden. Das Spiel setzt den Protagonisten meist in offen gestalteten Stadtteilen ab, sodass Kämpfe umgangen und die Umgebung genutzt werden kann. Die Viertel der Kleinstadt Union brechen dank der Instabilität von STEM wortwörtlich auseinander. Der Weg führt zum Rathaus? Das driftet auf einer kleinen Insel im Himmel umher. Zum Glück ist Gravitation in einer Traumwelt nicht ganz so wichtig.
In vielen Ecken sind außerdem Nebenmissionen verteilt. Dort besucht Sebastian meist unfreiwillig Geschehnisse aus seiner Vergangenheit - die nicht ganz so stattgefunden haben. Mysteriöse und unsterbliche Erscheinungen quälen ihn wortwörtlich in seinen Erinnerungen. Der Spieler muss hier, ähnlich wie in modernen Horrorspielen, ohne Waffengewalt einen Weg finden zu entkommen. Das macht in den kleinen Portionen auch schaurig viel Spaß, und wer sich nicht gruseln möchte, kann die Sektionen einfach überspringen.
Fazit
The Evil Within 2 überrascht auf jeder Ebene, sogar der narrativen. Die clevere Mischung aus Horror, Shooter und Erzählung sollte auch Spieler überzeugen, die das Genre sonst umgehen. In einem Jahr voller grandioser Spiele kann The Evil Within 2 einen Thron besteigen, den vor langer Zeit Resident Evil und Silent Hill dominiert haben. Und genau wie in diesen Kultreihen sollte der Spieler sich auf literweise Blut, Gedärme und Menschenfleisch gefasst machen.
The Evil Within 2 ist für Playstation, Xbox und den PC erhältlich.