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Selbst Star-Wars-Fans, die mit der Prequel-Trilogie nie viel anfangen konnten, haben selten ein Problem zuzugeben, dass Ewan McGregors Darstellung von Obi-Wan Kenobi einer der besten Aspekte der drei Filme ist. Entsprechend wurde auch die Rückkehr des Darstellers für eine eigene Mini-Serie wohlwollend aufgenommen, auch wenn man natürlich argumentieren kann, ob es unbedingt noch eine Geschichte zwischen Episode III und IV braucht. Nichtsdestotrotz feiert nun die Miniserie Obi-Wan Kenobi bei Disney+ ihre Premiere, wobei es zum Auftakt gleich zwei Episoden gibt.
Die Handlung der Serie setzt zehn Jahre nach den Geschehnissen der Prequels ein. Der Imperator und Darth Vader regieren die Galaxie, während ihre Inquisitoren auf der Jagd nach den verbleibenden Jedi sind. Obi-Wan lebt dagegen weiterhin auf Tatooine, wo er aus der Ferne über Luke Skywalker wacht. Dabei hat der einstige Jedi-Meister anscheinend mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Obi-Wan wirkt wie jemand, der nicht mehr kämpfen möchte, und macht dies auch deutlich, als er von einem überlebenden Jedi aufgesucht wird. Dass er trotzdem wieder zum Lichtschwert greift, liegt an einer Entwicklung auf dem Planeten Alderaan.
Die junge Prinzessin Leia
Dass Leia in Obi-Wan Wan eine wichtige Rolle spielen wird, war im Vorfeld geheim gehalten worden und ist eine der ersten Überraschungen, die den Machern gelingt. Gespielt von Vivien Lyra Blair wird Leia als willensstarke Zehnjährige präsentiert, die man irgendwie direkt ins Herz schließen möchte. Dabei vergessen die Macher in der ersten Episode, die den simplen Namen "Teil 1" trägt, auch nicht ihr Familienleben zu beleuchten. Gerade die Beziehung zwischen Leia und ihren Adoptivvater Bail Organa geht ans Herz und hat zudem den Vorteil, dass es ein Wiedersehen mit Darsteller Jimmy Smits.
Dass sich die Organas nach der Entführung von Leia an Obi-Wan wenden müssen, haben sie den Machtspielen von Reva Sevander aka der dritten Schwester zu verdanken. Diese hat auch nach zehn Jahren die Jagd nach Obi-Wan nicht aufgegeben und treibt ihren Feldzug auch gegen die Wünsche des ersten Inquisitors voran. Dabei muss man festhalten, dass Reva Sevander zumindest in den ersten beiden Episoden noch eine der Schwachstellen der Serie ist. Dies liegt vor allem an der sehr klischeehaften Darstellung der Figur, die beinah schon cartoonhaft böse ist. Sehr wahrscheinlich werden die Macher in den verbleibenden Folgen ihre fanatische Motivation, unbedingt Obi-Wan in die Hände zu bekommen, noch näher beleuchten. Bisher fällt die Figur jedoch noch ziemlich flach.
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Die schnelle Rettung
Wer nach der Entführung in der ersten Episode geglaubt hat, dass die Autoren Obi-Wan nun auf eine lange Suche nach Leia schicken, wird schnell eines besseren belehrt. Tatsächlich findet der Jedi die junge Prinzessin bereits in Episode 2 (oder "Teil 2") und es kommt zu einem Aufeinandertreffen. Puristen dürften hier vermutlich schnell nach einem Kanonbruch rufen, schließlich klingt die Nachricht von Leia an Obi-Wan in Episode IV nicht danach, dass die beiden sich jemals tatsächlich getroffen haben. Vermutlich wird man dies mit dem Umstand erklären, dass Obi-Wan ihr nie seinen Namen verrät und Leia daher nie 1:1 zusammenzählt.
Wer über diese kreative Entscheidung hinwegsehen kann, der bekommt einige unterhaltsame Szenen zwischen Leia und Obi-Wan geboten. Vivien Lyra Blair und Ewan McGregor haben eine gute Chemie und gerade die Szene, in der Obi-Wan in Leias Verhalten ihre Mutter erkennt, gehört zu den emotionalen Highlights. Allerdings ist es in diesem Bereich noch nicht der Höhepunkt. So haben sich die Macher für das Finale den Moment aufgespart, in dem Obi-Wan erfährt, dass Anakin Skywalker immer noch am Leben ist. Auch hier gelingt es den Machern wieder, einiges an Gänsehaut zu erzeugen. Es wird nun spannend zu sehen sein, wohin die Reise inhaltlich geht. Wirkte "Teil 1" noch so, als stünde die Rettung von Leia im Mittelpunkt, spricht nun einiges dafür, dass Obi-Wan von sich aus die erneute Konfrontation mit Anakin suchen könnte. Vielleicht will er seinen einstigen Schüler noch einmal von der Rückkehr zur guten Seite der Macht überzeugen.
Die bekannte Schauwerte der Star-Wars-Serien
Rein optisch bewegt sich Obi-Wan Kenobi wieder auf dem Niveau, dass Disney+ und Lucasfilm mit The Mandalorian etabliert haben. Es wird viel von digitalen Hintergründen agiert, was zugegebenermaßen vor allem bei den Szenen auf Tatooine doch etwas arg auffällt. Dagegen sieht der Planet Daiyu wieder ziemlich gut aus, allerdings hielten sich die Schauwerte hier aufgrund des reinen Städtedesigns auch eher in Grenzen. Daiyu wirkt eher wie ein typischer Cyberpunk-Planet.
Rein actiontechnisch ist ebenfalls noch etwas Luft nach oben. Wer auf Lichtschwertkämpfe oder Ähnliches gehofft hat, der wird in den ersten beiden Episoden zunächst einmal enttäuscht. Obi-Wan lässt das Lichtschwert bisher noch komplett stecken und verlässt sich eher auf seine Fäuste. Wirklich herausragend waren die Actionszenen daher entsprechend noch nicht. Auch der Kampf auf dem Dach in der zweiten Folge verlief ziemlich enttäuscht. Letztendlich sind Kämpfe mit Laserpistolen selten wirklich spannend, schließlich sieht man als Zuschauer nur Lichtstreifen auf dem Bildschirm hin und her fliegen. Hier dürfen die Macher in den kommenden Folgen gern noch ein paar Schippen drauf legen.
Fazit
Obi-Wan Kenobi überzeugt zum Start mit zwei sehr unterhaltsamen Folgen. Dabei macht nicht nur die Rückkehr von Ewan McGregor Spaß, der überraschende große Auftritt der kleinen Leia sorgt ebenfalls für einiges an Unterhaltung. Dazu gibt es einige wirklich emotionale Momente, auch wenn die Gegenspielerin noch nicht überzeugen kann. Gleiches gilt auch für die Actionszenen, wo es ebenfalls noch Steigerungspotenzial gibt.