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Nach dem sehr guten Auftakt in der vergangenen Woche macht die zweite Episode der finalen Staffel von Star Trek: Picard genau da weiter, wo die Staffelpremiere aufgehört hat. "Abgezogen" ist ähnlich flott erzählt wie Folge 1 und bringt einige Antworten, ein Debüt eines Publikumslieblings und enthüllt den großen Gegenspieler der Staffel. Allerdings bleibt auch eine ganze Reihe von offenen Fragen.
Im Visier des Würgers
"Abgezogen" gewährt zunächst einmal einen kleinen Rückblick, um den Zuschauern die Figur des Jack Crusher etwas näher zu bringen und gleichzeitig zu etablieren, dass die mysteriösen Gegenspieler es tatsächlich wohl primär auf ihn abgesehen haben. Anschließend geht es dann zurück auf die SS Eleos, wo Picard, Riker und Jack nun mit ebenjenen konfrontiert werden. Die schnell aufkommende Frage, warum das ankommende Schiff erst einmal gemütlich im All herumsteht und nichts tut, wird später zumindest hinreichend damit beantwortet, dass man Jack anscheinend unbedingt lebend fassen möchte. Generell fällt allerdings in der Episode mehrfach auf, dass die Shrike und ihre Crew es offenbar nicht zu eilig haben. Auch später gibt es beispielsweise keinen wirklichen Grund, warum man der Titan eine Stunde Zeit gewährt und die Herausgabe von Jack nicht sofort fordert, abgesehen davon natürlich, dass dies den Figuren auf dem Schiff Zeit gibt, miteinander zu interagieren.
Trotz der Tatsache, dass Jack scheinbar ein alles andere als unbeschriebenes Blatt ist, gibt es für Picard dabei natürlich keine Diskussion in Hinblick auf die Frage, ob man den Forderungen nachgeben sollte. Positiv ist dabei zu erwähnen, dass die Autoren die Figuren nicht dümmer machen als die Zuschauer. Riker ist praktisch vom ersten Aufeinandertreffen mit Jack Crusher davon überzeugt, dass dieser Picards Sohn ist, auch wenn dieser selbst es noch nicht wahrhaben möchte. Die Szene, in der der Verdacht schließlich bestätigt wird, ist dann auch zweifellos die beste der Episode. Es bedarf nur eines Blicks zwischen Beverly und Picard, und der Admiral weiß Bescheid und ergreift sofort die Initiative.
Dieser steht dann auch Captain Shaw nicht mehr im Weg, der zuvor eine Konfrontation um jeden Preis vermeiden wollte. Tatsächlich entwickelt sich Shaw zu einem der interessantesten Figuren der neuen Staffel. In Episode 1 als Paragrafenreiter und auch ein bisschen Arschloch eingeführt, kann man seinen Standpunkt in "Abgezogen" durchaus nachvollziehen. Shaw scheint die eigene Crew definitiv am Herzen zu liegen, von daher ergibt es durchaus Sinn, dass er diese nicht für einen scheinbaren Kriminellen opfern möchte. Gleichzeitig zögert er dann aber auch keine Sekunde, als Picard die Identität von Jack enthüllt.
Der neue Gegenspieler enthüllt
Neben Picards Vaterschaft bringt "Abgezogen" auch das Debüt des neuen Gegenspielers der Staffel. Amanda Plummers Captain Vadic wurde bereits schon in den Trailern enthüllt und so wirklich viel mehr erfährt man in Episode 2 über sie noch nicht. Plummer spielt die Figur definitiv etwas überzogen, was zumindest bei ihrem Debüt durchaus unterhaltsam geraten ist. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob dies auch langfristig so bleibt oder nicht vielleicht etwas nervig werden könnte. Das Mysterium rund um Vadic funktioniert allerdings definitiv. Die vermeintliche Kopfgeldjägerin ist nicht nur im Besitz einer ganzen Reihe von mächtigen Förderationswaffen, sie scheint auch internes Wissen der Sternenflotte und Agenten in verschiedensten Organisationen zu haben. Die Frage, wie sie dies alles erreichen konnte und was denn nun konkret ihre Ziele sind, bleibt dagegen noch offen.
Ein wilder Worf erscheint
Wie bereits in der Vorwoche gibt es auch in "Abgezogen" wieder eine zweite Handlungsebene, die sich auf Raffi und ihre Ermittlungen fokussiert. Ebenfalls wie in der Vorwoche fällt diese jedoch im Vergleich zur Hauptgeschichte deutlich ab. Diese beginnt zunächst einmal damit, dass man Darstellerin Michelle Hurd dabei zu sehen darf, wie sie mehrere Minuten mit einem Computerbildschirm diskutiert. Zum Glück steigert man sich dann anschließend doch deutlich, was jedoch zunächst nicht viel daran ändert, dass sich das Interesse an den Abenteuern von Raffi gerade im Vergleich zu den Geschehnissen auf der Titan eher in Grenzen hält.
Am Ende sorgen vor allem zwei Kniffe dafür, dass der Handlungsstrang aufgewertet wird. Der erste ist das Aufeinandertreffen mit dem Ferengi Sneed, das sehr unterhaltsam geraten ist. Und dann gibt es natürlich den zu erwartenden Auftritt von Worf. Dieser führt sich sehr blutig in das Geschehen ein und zeigt, dass er von seinen kämpferischen Fähigkeiten nicht viel eingebüßt hat. Wirklich überraschend kommt die Enthüllung der Identität von Raffis Auftraggebers allerdings nicht. Es war abzusehen, dass es sich um einen von Picards alten Weggefährten handeln musste, wobei Worf der wahrscheinlichste Kandidat war. Trotzdem ist das Wiedersehen sehr erfreulich und macht Hoffnung, dass diese Handlungsebene damit nun an Spannung gewinnt.
Fazit
Die zweite Episode der finalen Staffel von Star Trek: Picard kann an das hohe Niveau des Auftakts anknüpfen. Die Geschichte ist flott erzählt, liefert einige Antworten und bringt das Debüt des neuen Gegenspielers. Dazu können sich Fans über den ersten Auftritt von Worf freuen, sodass es eigentlich kaum etwas zu meckern gibt. Lediglich das Zeitmanagement von Vadic wirkt manchmal etwas gewollt, was jedoch nur ein kleiner Kritikpunkt ist.