Beim Auge von Agamotto: Kritik zu Doctor Strange

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Doctor Stephen Strange (Benedict Cumberbatch)

Das Marvel-Filmuniversum steht wie kaum ein Franchise für kurzweilige Kinounterhaltung. Praktisch kein Film hat bisher wirklich schlechte Kritiken erhalten, und auch Doctor Strange sollte diese Serie möglichst fortsetzen. Ein toller Cast, starke Effekte und der erste Einsatz von Magie waren dabei drei Grundsäulen, auf die Scott Derrickson seinen Film fußte. Fraglich blieb, ob der Horror-Regisseur auch im Blockbusterbereich in der Lage ist, diese Zutaten zu einem unterhaltsamen Film zu vermischen.

Dr. Stephen Strange ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Neurochirurgie. Seine Fähigkeiten übersteigen die viele seiner Kollegen, was er sie auch gern wissen lässt. Sein Leben verändert sich jedoch schlagartig, als er bei einem Unfall schwere Nervenschäden an seinen Händen davon trägt. Fortan nicht mehr in der Lage zu arbeiten, setzt er alles daran, seine Hände wieder zu heilen. Bei seiner Suche stößt er auf einen Mann, der ihm von dem geheimnisvollen Ort Kamar-Taj in Nepal erzählt. Strange macht sich auf die Reise nach Asien, trifft in Kamar-Taj jedoch auf eine Welt, die er sich hätte nie erträumen können.

Der unterhaltsame Marvel-Mix

Mit Doctor Strange bringt Marvel Studios mittlerweile sein vierzehntes Comicabenteuer in die Kinos. Dabei setzt man mit Scott Derrickson zwar auf einen ungewöhnlichen Regisseur, dieser bleibt den Prinzipien von Marvel jedoch weitestgehend treu. Die Geschichte weiß über die gesamte Dauer zu unterhalten, und es gibt praktisch keine Langeweile. Der mittlerweile bekannte Humor ist ebenfalls wieder vertreten, sodass der Film auch nie zu ernst wird. Allerdings ist er nicht so überpräsent wie in manch anderem Marvel-Abenteuer. Die Mischung aus ernsten und komischen Szenen ist hier genau richtig getroffen.

Zudem bietet der Film einige richtige gute Schauwerte. Schon im Trailer konnte man sich von diesen einen ersten Eindruck verschaffen, und der fertige Film liefert genau das, was im Vorfeld versprochen wurde. Besonders die Momente, in denen die Figuren beginnen, die Realität zu verändern, sind echte Highlights. Mitunter gibt es aber auch die eine oder andere Szene, die mit dem Rest nicht ganz mithalten kann und qualitativ etwas abfällt. Allerdings ist die Anzahl so gering, dass sie den Gesamteindruck kaum schaden kann.

Der beste Soundtrack des MCU

Neben der Optik sollte in jedem Falle auch die Musik nicht unerwähnt bleiben. Gerade Marvel-Filmen wird gern vorgeworfen, dass die komponierte Musik oft zu generisch klingt. Bestes Beispiel ist hier das Hauptthema von Ant-Man. Bisher ist lediglich Guardians of the Galaxy musikalisch positiv aufgefallen, und dies nur, weil dort bekannte Lieder aus den 70ern und 80ern zum Einsatz kamen. Doctor Strange unterscheidet sich hier am deutlichsten von den bekannten Marvel-Filmen. Die Musik von Komponist Michael Giacchino (Jurassic World, Star Trek Beyond, Inside Out) dürfte zweifellos der beste Score in Marvels Cinematic-Universe sein.

Die musikalische Untermalung unterstreicht auch das ohnehin schon starke Schauspiel der Darsteller. Wie so oft kann man Marvel dabei nur für das Casting gratulieren. Mit Benedict Cumberbatch hat das Studio wieder einmal die perfekte Hauptrolle für einen seiner Comichelden gefunden. Ähnlich stark spielt auch Tilda Swinton und beweist, dass sie, trotz der Kontroverse um das Casting, die richtige Wahl für die Rolle des Ancient One war. Rachel McAdams hat dagegen das Problem, dass ihre Figur zwar sympathisch ist, aber am Ende doch stark auf die Rolle der potenziellen Liebschaft festgelegt wird. Auch Mads Mikkelsen macht das, was er zu tun bekommt, nicht schlecht. Nur leider ist dies wieder einmal nicht wirklich viel. Womit wir bei den bekannten Problemen von Marvel wären.

Alte Stärken – alte Schwächen

So gut Doctor Strange die Stärken des MCUs in sich vereint, so wenig kann er den bekannten Schwächen entkommen. Die beginnt wieder einmal mit dem sehr blassen Schurken. Mikkelsens Kaecilius ist letztendlich erneut nur eine Hürde für den Haupthelden, die es zu überwinden gilt. Vermutlich dürften sich viele Kinogänger nicht einmal seinen Namen merken, beziehungsweise haben ihn spätestens ein paar Tage nach dem Kinobesuch vergessen. Hier bleibt sich Marvel leider ebenfalls treu. Wer nicht gerade großer Fan ist, dürfte sicherlich seine Probleme haben, die Schurken aus Filmen wie Iron Man, Guardians of the Galaxy, Thor: The Dark Kingdom, Ant-Man oder Captain America: Winter Soldier zu benennen. Zu oft sind die Gegenspieler zu banal, um in Erinnerung zu bleiben, und Doctor Strange macht hier keine Ausnahme.

Zudem muss man auch festhalten, dass das Filmkonzept dem Zuschauer mittlerweile doch sehr vertraut ist. Die versprochene Magie mag eine interessante neue Facette sein, sie ist aber nicht die Neuerung, die dazu führt, dass Doctor Strange wirklich anders ist. Am Ende bleibt der Film eben doch eine klassische Origin-Geschichte, wie man sie von Marvel jetzt schon sehr oft gesehen hat. Dass dies nicht langweilig wird, hat der Film unter anderem der Figur des Stephen Strange zu verdanken. Diese ist so interessant geraten, dass man es eigentlich kaum erwarten kann, ihn im Zusammenspiel mit den anderen Avengers zu sehen. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass der Film sich auf mittlerweile ziemlich stark ausgetretenen Pfaden bewegt.

Fazit

Für Doctor Strange gilt im Grunde genommen Ähnliches wie für Ant-Man vor einem Jahr. Wer Marvel-Filme mag, auf den wartet ein weiteres unterhaltsames Kinoabenteuer, das in diesem Fall besonders durch gute Darsteller, tolle Effekte und hervorragender Musik überzeugen kann. Wirklich neu ist das, was auf der Leinwand zu sehen ist, aber nicht. Als Einstieg in die Welt des Dr. Stephen Strange funktioniert der Film aber allemal, und spätestens nach den beiden Abspannszenen hat man Lust auf mehr.

DOCTOR STRANGE Trailer German Deutsch (2016)

DOCTOR STRANGE Trailer 2 German Deutsch (2016)

Doctor Strange Poster
Originaltitel:
Doctor Strange
Kinostart:
27.10.16
Regie:
Scott Derrickson
Drehbuch:
Thomas Dean Donnelly, Jon Spaihts
Darsteller:
Benedict Cumberbatch, Chiwetel Ejiofor, Tilda Swinton
Dr. Stephen Strange ist ein Neurochirurg, der nach einem Autounfall seinem Beruf nicht mehr nachgehen kann. Er lernt bei einem Heiler in Tibet seine wahren Fähigkeiten kennen und wird zum mächtigsten Magier der Welt.

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