Destination Star Trek: Als Neuling zu Besuch bei Kirk, Pille und Co.

Ein Erlebnisbericht: Als Neuling auf eine Convention zu gehen ist schon ein echtes Abenteuer. Erlebt die Destination Star Trek aus der Perspektive einer Erstbesucherin und erfahrt, welchen ganz subjektiven Eindruck die Veranstaltung hinterlassen hat.

Was ist dran an diesen Conventions, denen die Fans aufgeregt entgegenfiebern, wo sich Stars ein Stelldichein geben, die man am besten in abenteuerlicher Verkleidung besucht und die jeder mit einem seligen Lächeln und vielleicht einem neuen Autogramm wieder verlässt? Als langjähriger Trekkie habe ich mir diese Frage immer wieder gestellt. Seit die Destination Star Trek den Besuch von William Shatner in Frankfurt ankündigte, gab es für mich nur ein Ziel: Antworten auf meine Fragen finden und einmal Captain Kirk treffen – schließlich kann niemand vorhersagen, wie oft der betagte Schauspieler noch den weiten Weg über den Atlantik in die alte Welt antreten würde.

Begleitet mich also in diesem Bericht auf eine Entdeckungsreise in die Welt der Conventions und findet Antworten auf Fragen, die ihr – als Neuling wie ich - vielleicht selbst nicht zu stellen wagt. Aber seid gewarnt: Wer nur allgemeine Informationen sucht, dem mag der gestrige Artikel von Nele Bübl mehr geben, aber wer sich für die absolut subjektive Perspektive eines Convention-Neulings interessiert, ist hier herzlich willkommen.

Ich hatte schon viel gehört über Conventions und auch darüber, dass Eintrittskarten oft schnell verkauft sind, also schlug ich schnell zu. Der Buchungsdialog im Internet war schnell durchschaut – wenn auch nicht frei von Tücken. Die zugesagten Bestätigungsmails kamen nicht immer an, aber schließlich hielt ich termingerecht die gewünschten Tickets in der Hand. Ja, der Plural von Tickets ist hier bewusst gewählt, denn zusätzlich zum vergleichsweise günstigen Wochenendticket (45 Euro im Online-Vorverkauf) mussten für einige Veranstaltungen zusätzliche Eintrittskarten gekauft werden. So schnürte ich mir mein Wunschpaket mit Eintritt für ein Wochenende, William-Shatner-Talk und TNG-Reunion-Event sowie ein Fotoshooting mit William Shatner für insgesamt 160 Euro – ein durchaus konkurrenzfähiger Preis verglichen mit anderen Cons. Hinzu kamen Tickets für die Saturday Night Party, die ich Glückspilz bei den Trekkie Girls auf Twitter gewann, als diese in ihrem wöchtlichen "Takeover" auf Twitter die Fans anzuheizen versuchten. Schon mal ein guter Start, oder?

In Frankfurt wunderte ich mich erstmal, dass auch hier – wie schon vorher in Presse und Internet – nur sehr wenig auf die DSTG hinwies. Wie sollen den Trekkies in ganz Europa wissen, dass ihre Helden zu Besuch kommen, wenn so wenig geworben wird? Einige haben es aber wohl doch erfahren und kamen sprichwörtlich aus allen Ecken des Erdballs herbei. Die Verkehrssprache des Veranstalters aus Großbritannien wurde so auch schnell zur Lingua Franca zwischen Fans, Helfern und Stars – was jedoch nicht bei allen deutschen Besuchern für Begeisterung sorgte, insbesondere wenn sie den nicht immer freundlichen aber oft englischsprachigen Helfern nicht so schlagfertig entgegnen konnten, wie sie das gern getan hätten. Die Hilfsbereitschaft der Crew hielt sich auch unabhängig von der Sprache in vielen Bereichen in Grenzen: Als Antwort auf die Frage, wann eine Show losginge, wurde ich gebeten, den Convention-Führer anzuschaffen. Zehn Euro um eine einzige Uhrzeit zu ermitteln? Nein, danke.

Für mich beruhigend: Unter den Besuchern fanden sich viele Neulinge. Schade allerdings, dass Begegnungen und Unterhaltungen mit anderen Fans in Ermangelung entsprechender Örtlichkeiten meist auf ein Minimum beschränkt waren, dabei waren viele sehr nett und toll kostümiert. Doch wollte man sich auf einen gemütlichen Plausch zusammenfinden, so boten sich folgende Möglichkeiten zur Auswahl: Die wenigen und heiß umkämpften Bistro-Tische der Imbisszone mit angrenzendem Hüpfkissen für kleine Trekkies (später zur Ruhezone für alternde und müde Trekkies umfunktioniert), die gefühlten drei (oder waren es zehn?) Sitzsäcke in der sogenannten "Klingon Zone", wo die Dekoration zwar genretypisch war, aber insbesondere der von Passanten regelmäßig ohne Ankündigung geschlagene klingonische Gong einen Aufenthalt für Herzpatienten zum Risiko machte. Die genannten Bereiche waren weder voneinander noch von der hier errichteten Nebenbühne abgetrennt. Die Atmosphäre glich somit einer großen Lagerhalle, und die Agierenden auf der Bühne hatten kein einfaches Spiel, sich gegen diesen Hintergrund durchzusetzen.

Die Hauptbühne hingegen war durch Stellwände von den Ausstellungsbereichen abgetrennt. Dies konnte allerdings kaum zur Schallisolierung beitragen, sondern diente vor allem der Ticketkontrolle, denn hier fanden die kostenpflichtigen Talks statt. Für eine Bühnenshow mit William Shatner, Karl Urban oder Brent Spiner musste der Fan extra bezahlen, während die anderen Shows kostenlos waren. Dennoch war hier der Zugang nur solange möglich, bis alle Plätze besetzt waren – und das ging meist erstaunlich schnell. Wer nicht rechtzeitig in der Schlange stand, hatte das Nachsehen. Das betraf besonders Besucher, die in den 15-minütigen Pausen zwischen den Shows erst den Show-Bereich verlassen und sich dann für die nächste Show ganz hinten in der Schlange wieder einreihen mussten.

Die Shows selbst waren nicht außergewöhnlich: Der Stargast stellte sich auf der Bühne den Fragen der Zuschauer, musste dabei aber oft gegen Hintergrundgeräusche aus den anderen Bereichen ankämpfen. Bemerkenswert waren die vielen Fragesteller aus Asien, Amerika und Großbritannien. Landsleute schienen hier Mangelware zu sein oder sich mit ihrem Schulenglisch nicht zu trauen. Doch ich war mutig und habe meine Hand bis zur Schmerzgrenze in der Luft gehalten - und hatte tatsächlich das Glück, selbst eine Frage an William Shatner stellen zu dürfen. Das Mikro in der Hand begann ich mit ein paar Höflichkeitsfloskeln, bevor ich zur Sache kam: „I admire your presence in online platforms such as Twitter and Reddit. What do you enjoy most about interacting online” (Ich bewundere Ihre Präsenz auf Internetplattformen wie Twitter oder Reddit. Was gefällt Ihnen am meisten an der Interaktion über das Netz?)

Nun, meine Frage war hier leicht und kurz wiederzugeben, doch Mr. Shatners Antwort holte so weit aus, dass selbst ich unterwegs den Faden verlor. Er sprach von einer Begebenheit, als er nach vergeblichem Warten auf den Rückruf irgendeines Managers schließlich über Twitter zu einer Künstlerin Kontakt aufnahm. Dies sollte illustrieren, wie leicht, zeitnah und effektiv die Kommunikation über Twitter ist, war aber für die Zuschauer, die nicht täglich persönlich mit Schauspielern und Sängern zu tun haben, wenig greifbar. Schließlich erwähnte er aber doch noch, dass ihm auch die Interaktion mit Fans wichtig sei und er hatte meine Aufmerksamkeit zurück.

Doch wenn ihr nun denkt, dass war mein einziger Moment mit dem großen Captain Kirk, dann seid ihr auf dem Holzweg. Da waren ja noch die Tickets für das Fotoshooting - ein besonderes Erlebnis! Und das meine ich in zweierlei Hinsicht. Natürlich war es für mich ein toller Moment, neben William Shatner zu stehen, aber es waren wohl auch die teuersten fünf Sekunden meines Lebens: Vortreten, in die Kamera schauen und wegtreten. Ebenso war es am Autogrammtisch: Glück war nur wenigen Mutigen beschieden, die ungeachtet der Schlange und der immensen Hintergrundgeräusche ein paar Worte an den Schauspieler zu richten wagten und eine der Standard-Kurzantworten aus dessen umfachreichem Repertoir zu hören bekamen. Das war professionell, höflich aber doch sehr distanziert.

Feste Autogrammzeiten waren leider Fehlanzeige und auch die Helfer hatten keine Ahnung, sondern waren nur zur Überwachung der eigentlich disziplinierten Menge eingesetzt, die sich auf „gut Glück“ für bis zu zwei Stunden anstellte. Über die Autogrammpreise regte sich kaum jemand auf, denn die waren marktüblich (50 Euro für eine Shatner-Signatur, gefolgt von 45 Euro für Karl Urban und dann in Fünferschritten oder Zehnerschritten bis zu den preiswerteren Unterschriften). Die fehlenden Autogrammzeiten führten im Verlauf der Veranstaltung aber auch zu der eigenartigen Situation, dass Stars an ihren Tischen saßen und nichts zu tun hatten, während Fans in sicherer Entfernung standen und ihre TV-Helden wie Zootiere beobachteten. Die Klebebänder auf dem Hallenboden schienen wie unüberwindbare Hürden, die man nur nach Erwerb einer Autogramm-Münze zu überschreiten wagte. Ich fasste mir dennoch ein Herz und sprach auch Connor Trinneer an – und wurde belohnt mit einem Händedruck und einem netten Gespräch. Als Dank erwarb ich dann doch sein Autogramm für 20 Euro, doch im Gegensatz zum Blitzbesuch bei William Shatner wird mir diese persönliche Begegnung viel angenehmer in Erinnerung bleiben.

Das Rahmenprogramm war nach meinen Eindrücken recht sparsam. Zwar gab es die von Branchenkennern als angemessen bezeichnete Anzahl von Verkaufsständen und Ausstellern, doch es fehlten Workshops, Ausstellungen von Fans für Fans und allerlei buntes Programm. Der Versuch, mit den Trekkie Girls - zwei britische Fans mit Internetruhm - und einigen Drehbuchautoren und Produzenten Unterhaltung zu bieten, scheiterte mitunter am Lärm - aber auch oft an der sprachlichen Barriere, denn besonders Spontanbesucher aus dem Umland hatten keine Lust, sich auf Englisch vor Publikum zu unterhalten. Dies machte sich besonders an den weniger frequentierten Tagen bemerkbar. Lediglich die Ausstellung von Originalkostümen und Requisiten aus der Sammlung von Martin Netter ist hier noch erwähnenswert, auch wenn sie in der riesigen Messehalle auf erstaunlich engem Raum Platz finden musste.

Die Krönung meines Samstages bildete schließlich das TNG-Reunion-Event, die große Abendshow, die erst nach Toresschluss stattfand und natürlich extra bezahlt werden musste. Dennoch bereue ich es nicht, denn es war eine wirklich unterhaltsame gute Stunde mit William Shatner, Brent Spiner, Levar Burton, Michael Dorn, Marina Sirtis und Gates McFadden. Mr. Burton zerfloss förmlich auf der Bühne, da er offenbar unter einer Erkältung litt. Entsprechend ruhig war er auch, doch das wurde von den anderen mehr als ausgeglichen. Und abgesehen von wenigen Ausnahmen waren die Fragen der Zuschauer toll. Brent Spiner brillierte mit seiner berühmten Patrick-Stewart-Imitation, William Shatner hielt sich angenehm zurück und alle glänzten durch Wortwitz und gute Laune.

Und die anschließende Party? Naja, so richtige Stimmung kam nicht auf, was dazu führte, dass ich das Geschehen erschöpft von den Tageserlebnissen vorzeitig verließ. Nicht nur war die Atmosphäre in der leeren Messehalle wenig einladend, auch die Enterprise Blues Band um Steve Rankin, Casey Biggs und Vaughn Armstrong schaffte es nicht so recht, die Zuschauer mitzureißen. Glücklicherweise waren es für mich ja gewonnene Tickets, aber für die zahlenden Besucher konnte ich nur hoffen, dass es nach meiner Abreise noch besser wurde.

Was bleibt nun als Fazit von meiner ersten Convention? Nun, der Besuch bei den Stars war sicherlich toll und das verlangte Entgelt weitgehend wert. Ich würde es wieder tun, wenn es die einzige Möglichkeit wäre, meine Lieblingsdarsteller hautnah zu erleben. Was aber auf der DSTG fehlte, war ein spannendes Rahmenprogramm sowie gute Organisation und Hingabe des Veranstalters zu den Fans. Hier standen allein monetäre Interessen im Vordergrund, die Qualität war zweitrangig. Sicher gibt es bessere Alternativen für Fans, sich zu treffen und zu feiern. Ob dazu die FedCon gehört? Nun, vielleicht sollte ich es mal probieren… Was meint ihr?

Ein weiteres kurzes Video will ich euch natürlich auch nicht vorenthalten:

Star Trek-Fans treffen sich in Frankfurt

Star Trek 2009 Filmposter
Originaltitel:
Star Trek
Kinostart:
07.05.09
Laufzeit:
127 min
Regie:
J. J. Abrams
Drehbuch:
Alex Kurtzman, Roberto Orci
Darsteller:
Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban, Zoë Saldaña, Simon Pegg, John Cho, Anton Yelchin, Bruce Greenwood, Eric Bana
Die Zerstörung der U.S.S. Kelvin durch den zeitreisenden Romulaner Nero, bei der auch Kirks Vater ums Leben kommt, erzeugt eine alternative Zeitlinie, in der sich das Design der Sternenflotte und die Biografien der Figuren teilweise erheblich unterschiedlich entwickeln.

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