Gotham - Batman ohne Batman: Spoilerfreie Kritik zum Piloten der Serie

gotham.jpg

Gotham

Kann eine Batman-Serie ohne Batman funktionieren? Wenn es nach Showrunner Bruno Heller und dem amerikanische Sender Fox geht, dann lautet die Antwort ja. Ob diese Antwort auch von den Zuschauern geteilt wird, war eine der größten Fragen vor dieser TV-Season. Nachdem am gestrigen Abend der Pilot von Gotham gelaufen ist, kann man zumindest festhalten, dass das Potenzial in jedem Falle vorhanden ist.

Eine Serie anhand eines Piloten zu bewerten ist immer eine schwierige Angelegenheit. Im Falle von Gotham ist dieser Faktor noch einmal etwas größer, da anhand der ersten Folge noch nicht ganz klar ist, in welche Richtung sich das Format bewegen wird. Inhaltlich dreht sich Gotham bekannterweise um die Vorgeschichte von Batman. Der spätere Commissioner James Gorden ist in der Serie gerade eben zum Detective befördert worden und erhält mit seinem neuen Partner Harvey Bullock im Piloten gleich einen brisanten Fall: Das Ehepaar Wayne ist bei einem Raubüberfall ermordet worden. Bei ihren Ermittlungen stellt Gordon jedoch schnell fest, dass in Gotham die Linie zwischen Gesetz und Verbrechen im besten Falle verschwommen ist.



Der wohl bekannteste Comic-Mord der Geschichte bildet auch in Gotham den Auftakt der Serie und schafft so einen idealen Einstiegspunkt, um die vielen Figuren in die Handlung einzuführen. So treffen Gordon und Bullock in schneller Abfolge auf viele Charaktere und der Zuschauer lernt neben dem tatsächlichen Sumpf des Verbrechens in Gotham auch die Tatsache kennen, dass Korruption in der Stadt an der Tagesordnung ist. Dabei schaffen die Macher in jedem Falle eine interessante Voraussetzung und zeichnen eine Stadt, die aus einem Noir-Film stammen könnte. Die Stimmung in Gotham fängt man hervorragend ein und es wird spannend zu sehen sein, wie sich der Kampf um die Seele der Stadt entwickelt.

Dass es sich bei Gotham um eine Batman-Serie ohne Batman handelt, hat bei vielen Fans der Fledermaus im Vorfeld für einige Diskussionen gesorgt. Im Piloten scheint man sich daher entschieden zu haben, den Zuschauer zumindest immer wieder daran erinnern zu müssen, dass es trotzdem eine Batman-Serie ist. So wird in den knapp 50 Minuten gleich eine Handvoll von Batman-Schurken eingeführt, die jedoch praktisch alle kaum etwa zu tun bekommen. Dadurch entsteht teilweise das Gefühl, dass die jeweilige Figur nur auftaucht, damit sie eben zu sehen ist. Die einzige Ausnahme stellt Oswald Cobblepot aka der Pinguin da, der tatsächlich eine inhaltliche Daseinsberechtigung besitzt. Hier hätte man eventuell auf einige Auftritte verzichten und die Zeit den relevanten Figuren geben sollen.

Bei Cobblepot handelt es sich auch gleichzeitig um einen der interessantesten Charaktere. Neben ihm bleibt noch Harvey Bullock im Gedächtnis, der sich der Situation in der Stadt aus Notwendigkeit angepasst hat. James Gorden wirkt dagegen im Piloten noch etwas blass. Trotz seiner nur sehr kurzen Screen-Time ist zudem der Butler Alfred Pennyworth eine der interessanteren Figuren. Während dieser in den bisherigen Verfilmungen meist als älterer leicht fragiler Mann dargestellt wurde, kann man ihn in Gotham seine aus den Comics bekannte Vergangenheit im MI-5 noch ansehen. Das Casting ist der Serie kann hierbei als sehr gelungen bezeichnet werden. Ben McKenzie und Donal Logue funktionieren als Detective-Team zusammen bereits schon sehr gut und auch Robin Lord Taylor spielt seinen feigen und intriganten Pinguin hervorragend. Alle anderen Darsteller der Batman-Schurkengallerie können dagegen kaum in wirklich glänzen. Sie bekommen jedoch auch alle kaum Screentime.



Ob Gotham letztendlich funktionieren kann, kommt darauf an, in welche Richtung die Serie sich bewegt. Die Geschichte um die Stadt, die Korruption und die verschiedenen Fraktionen ist in jedem Falle sehr interessant geraten und bietet an sich genügend Stoff für die Zukunft. Wenn man dazu die verschiedenen Schurken gekonnt aufbaut und auf interessante und nachvollziehbare Charaktere setzt, dann wird die Serie mit Sicherheit Spaß machen. Dass genau dies die Stärken von Gotham sind, auf welche die Macher der Serie setzen sollten, konnte man bereits im Piloten sehen. Weniger interessant waren dagegen die Ermittlungsarbeiten selbst. Gerade bei einer Sendung, mit 2 Polizisten im Mittelpunkt, besteht jedoch immer die Gefahr, dass ganz schnell die Fall-der-Woche-Thematik hervorgeholt wird. Showrunner Bruno Heller hatte bereits in The Mentalist gezeigt, wie man einen interessanten Fall unnötig über 5,5 Staffeln ziehen kann, bis der Zuschauer jegliches Interesse verloren hat. Wenn in Gotham dieser Fallstrick vermieden wird, dann können sich die Zuschauer auf spannende Unterhaltung freuen.

Originaltitel: Gotham (2014)
Erstaustrahlung am 22.09.2014
Darsteller: Ben McKenzie (James Gordon), Donal Logue (Harvey Bullock), David Mazouz (Bruce Wayne), Robin Lord Taylor ( Oswald Cobblepot), Erin Richards (Barbara Kean), Sean Pertwee (Alfred Pennyworth), Camren Bicondova (Selina "Cat" Kyle), Cory Michael Smith (Edward Nygma), Jada Pinkett Smith (Fish Mooney)
Produzenten: Bruno Heller, Danny Cannon, John Stephens, Ben Edlund
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 84+


Regeln für Kommentare:

1. Seid nett zueinander.
2. Bleibt beim Thema.
3. Herabwürdigende, verletzende oder respektlose Kommentare werden gelöscht.

SPOILER immer mit Spoilertag: <spoiler>Vader ist Lukes Vater</spoiler>

Beiträge von Spammern und Stänkerern werden gelöscht.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren.
Ein Konto zu erstellen ist einfach und unkompliziert. Hier geht's zur Anmeldung.