Dragon Age: Inquisition Kritik

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Zu wenig Schnee in der Weihnachtszeit? Probiert es doch mal in Thedas! Die Welt vom neuen Bioware Rollenspiel Dragon Age: Inquisition bietet eisige Landschaften ebenso wie üppige Wälder, hohe Berge und weite Wüsten. In der Erkundung von grafisch prächtigen Gebieten liegt der Fokus des Spiels, doch das ist leider ein zweischneidiges Schwert. Die Welt ist zwar unterteilt, kann sich insgesamt aber mit Open-World-Titeln wie Skyrim messen. Doch nach anfänglicher Begeisterung werden die vielen Quests schnell Routine. Die vom Entwickler bekannte Kreativität ist bei den zahlreichen Aufgaben nicht zu finden. Es müssen die immergleichen Gegnergruppen besiegt und Collectibles gesammelt werden. So ist die Welt zwar mit massig Content gefüllt, der auch über 100 Stunden beschäftigen kann, doch ist selbst der geduldigste Spieler nach dem siebzigsten Brief, der als Questgeber fungiert, gelangweilt. Es empfiehlt sich selektiv zu spielen und repetitive Inhalte einfach auszulassen, bestraft wird man vom Spiel nicht.

Aber warum kann das Spiel dann mit so vielen Negativpunkten eine große Spielerzahl etliche Stunden fesseln? Das umstrittene neue Konzept hat einen hohen Suchtfaktor. Mit großartiger Atmosphäre und schön anzusehenden Landschaften macht es Spaß zu erkunden. So startet man in einer Küstenregion namens Kammwald beispielsweise auf einer riesigen Klippe und schaut auf einen See. In der Ferne ist eine Festung zu erkennen. Kann ich da hinlaufen? Ja, in Inquisition ist so ziemlich alles, was der Spieler ins Auge fassen kann auch erreichbar. Es stellt sich heraus, dass unter der Festung eine Schleuse aktiviert werden kann, womit der See am Startpunkt abfließt. Das Gebiet hat sich damit nochmals fast verdoppelt.

Bioware ist bekannt dafür, eine epische Geschichte erzählen zu können. Dies scheint aber in Inquisition nicht so ganz in das Konzept der riesigen Welt zu passen. Der Spieler schlüpft, nach einer umfangreichen Charaktererstellung, in die Rolle eines zufällig anwesenden Menschen/Elfen/Zwerg/Qunari. Dieser erhält durch Zufall ein Mal auf der Hand, welches ihn dazu befähigt die Welt vor einer Dämoneninvasion zu retten. Somit ist der baldige Inquisitor auf einmal Anführer von einer Gruppe aus der so ziemlich jeder andere heldenhafter ist. Die Geschichte des Auserwählten wird allerdings noch generischer, als sich per Zeitreise herausstellt, dass der Bösewicht ein mit göttlichen Kräften ausgestatteter, uralter Magier ist. Dieser ist bereits in einem DLC des zweiten Teils vorgekommen und niedergestreckt worden, steht aber dank nützlicher Unsterblichkeit immer wieder auf.

Die Aufgabe des Spielers besteht also darin möglichst viele Verbündete zu sammeln, was aber irgendwie sinnlos war, nachdem plötzlich Fan-Favorite Magierin Morrigan aus dem ersten Teil auftaucht und die praktische Lösung zum Sieg hat. Das ist, nebenbei bemerkt, die einzige Funktion ihrer Figur, womit Bioware einen facettenreichen Charakter verschwendet. Immerhin können die meisten anderen Charaktere und Begleiter des Inquisitors wie gewohnt überzeugen.

Lernen wollte der Entwickler aus dem viel kritisierten Dragon Age 2 aber vor allem im Gameplay, was durchaus hätte funktionieren können, wenn man sich nicht entschlossen hätte in Richtung eines MMOs zu entwickeln. Das Resultat ist ein noch simpleres Action-Kampfsystem, was selbst den zweiten Teil hoch taktisch erscheinen lässt. Gerade mal zehn Fähigkeiten passen in die Aktionsleiste auf dem PC, die meisten Kämpfe lassen sich, auch auf höheren Schwierigkeiten, per Mausklicks lösen. Die „taktische Kamera“ ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Rollenspieler, so behindert die Perspektive nur noch mehr den Blick auf das Kampfgeschehen. Die meisten Spieler können die Anzahl an benötigten Kampfpausen an einer Hand abzählen, im ersten Teil hat jedes Gefecht doppelt so viele gebraucht.

Ein noch größerer Negativpunkt sind die zahlreichen Fehler im Spiel. Neue Gimmicks wie Mounts sowie Klettern und Springen sind dadurch teilweise nicht mehr nutzbar, auch Quests werden massiv beeinflusst. Ebenso ärgerlich sind die technischen Bugs. Die Spielerfigur verändert plötzlich ihre Haarfarbe? Leider ein sehr weit verbreiteter Fehler. Komik kommt auch auf wenn der bärtige Zwergen-Inquisitor plötzlich mit piepsiger Frauenstimme spricht – ohne jeglichen Grund und natürlich für den Rest des Spiels. Publisher und Entwickler wollen die Fehler noch ausmerzen, haben aber mit dem ersten Patches nur mehr Schaden angerichtet, wenn sie denn in Deutschland auch aufgespielt wurden.

Sollte ich den neuesten Dragon Age Teil also ignorieren? Erstmal raten wir dazu abzuwarten, bis die Fehler beseitigt werden. Denn über die Probleme hinweg ist Inquisition ein solides Actionspiel, was toll anzusehen ist und jeden direkten Konkurrenten mit seiner Größe im Schatten stehen lässt. Wer also keine Revolution im Storytelling oder einen Nachfolger von Origins erwartet, wird seinen Spaß mit dem Spiel haben, solange die Haarpracht des eigenen Charakters nicht mehr plötzlich anfängt rot zu glänzen.

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