Scream: Kritik zum Start der TV-Serie

Vor rund 19 Jahren sorgte Wes Craven mit seinem Slasher-Thriller Scream für einen Sensations-Erfolg im Kino und löste damit gleichzeitig eine Welle an Teen-Horrorfilmen aus. Diese ist mittlerweile wieder deutlich abgeflaut, was den Sender MTV jedoch nicht davon abhält, mit seiner Adaption ein Scream für eine neue Generation zu produzieren. Im Gegensatz zum Kinoerfolg kommt das neue Scream jedoch als Serie, die zunächst einmal 10 Folgen umfasst. Der Pilot erledigt dabei zumindest einen soliden Job, was den Aufbau des handlungstreibenden Mysteriums darstellt. An einigen anderen Stellen hakt es jedoch noch gewaltig.

Die Serienhandlung von Scream spielt in der amerikanischen Stadt Lakewood. Diese wird von einem Mord an einer Highschool-Schülerin erschüttert, der einige Bewohner an längst vergangene Grausamkeiten erinnert. So gab es schon einmal eine brutale Mordserie in der Stadt, in der mehrere Schüler ermordet wurden. Der geistig behinderte Täter gilt jedoch als tot. Nach und nach deutet sich an, dass die neue Bluttat anscheinend mit dem damaligen Fall in Verbindung stehen könnte. Fraglich ist, ob es sich um den gleichen Täter handelt, oder ob eine neue Person sich hinter dem Mord verbirgt.

Mit der ersten Folge von Scream liefern die Macher der Serie einen typischen Piloten ab. Los geht es mit einer Homage an die klassische Eröffnungsszene aus dem ursprünglichen Kinofilm, welche auch bereits schon vorab im Netz zu sehen war. Auch wenn man hier nicht wirklich an den Unterhaltungswert des Films herankommt, funktioniert die Szene als Einstieg trotzdem durchaus gut. Im Anschluss baut die Handlung ein solides Grundgerüst für die Serie auf und schafft es zumindest Interesse für die Hintergründe der Tat zu wecken. Einen Innovationspreis gewinnt die Handlung allerdings auch nicht. Der Fall mit dem ursprünglichen Killer erinnert zudem schon ein wenig an Figuren wie Jason Voorhees oder Mike Myers, wozu auch eine spätere Wasserszene im Verlauf der ersten Folge beiträgt. Das Interesse am neuen Killer und seinem Hintergrund schadet dies jedoch kaum. Es könnte der Handlung jedoch nicht schaden, wenn ein bisschen mehr Unberechenbarkeit vermittelt wird. Im Piloten kommen zu viele Figuren mit dem Leben davon, sodass man nicht das Gefühl bekommt, dass wirklich jemand in Gefahr ist.

Während der Pilot von Scream beim Aufbau des Mysteriums weitestgehend gute Arbeit leistet, versagt er bei den Figuren völlig. Zugegeben ein Pilot hat immer das Problem, dass man sich nur einen ersten Eindruck der Charaktere machen kann. Wirkliches Kennenlernen erfolgt in der Regel erst in den kommenden Episoden. Allerdings setzt die Scream-Serie auf solch eine Ansammlung von Klischees, dass es schon sehr auffällig ist. Man kann praktisch die komplette Checkliste eines Slasher-Films durchgehen und wird überall einen Haken machen können. Typische nette weibliche Hauptfigur – Check. Mysteriöser junger Mann, der neu in der Stadt ist – Check. Arrogantes Mädchen – Check. Filmgeek – Check. Außenseiterin mit einer Kamera – Check ... Jeder der Charaktere lässt sich auf ein solches Klischee reduzieren. In einem Slasherfilm mag dies meist kein Problem sein, da ein Großteil der Charaktere spätestens nach 2/3 der Handlung tot ist. Bei einer Serie sind langweilige und klischeehafte Figuren in der Regel ebenfalls ein Todesurteil, allerdings für die Serie selbst. Die Darsteller holen aus den Figuren dabei noch das Beste raus. Wirklich herausragen kann jedoch keiner.

Natürlich dürfen in der Serie die Scream-typischen Anspielungen auf die Film- beziehungsweise Serien- und vor allem Horrorwelt nicht fehlen. Und auch die sozialen Netzwerke und Videoplattformen sind prominent vertreten und nehmen in Scream einen wichtigen Stellenfaktor ein. Allerdings muss man festhalten, dass nicht wenige Anspielungen sehr bemüht herüberkommen und dabei fast immer wirken, als würden die Macher direkt zum Publikum sprechen, um Fehler zu entschuldigen. Viele Aussagen weisen die Zuschauer praktisch nur daraufhin, dass er nun eine Serie schaut, in der andere Regeln als in den erfolgreichen Scream-Filmen gelten. Interessanterweise wird sogar selbst das Problem der klischeehaften Charaktere angesprochen und die Notwendigkeit, dass der Zuschauer mit ihnen mitfiebern muss. Es bleibt abzuwarten, ob die Tatsache, dass die Macher von Scream das Problem erkannt haben, auch dazu führt, dass sie es auch wirklich lösen.

Fazit
Der Start von Scream kann als solide gekennzeichnet werden, mehr jedoch nicht. Vor allem die Charaktere sind der große Schwachpunkt der Serie. Ob diese tatsächlich funktionieren, wird entscheiden, ob der Zuschauer am Ball bleibt. Dazu sollten die Autoren etwas mutiger werden und ihre Figuren nicht immer unbeschadet davon kommen lassen.

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