Perry Rhodan Planetenroman 75/76 "Findelkinder der Galaxis"/ "Geheimprojekt der Hyptons"

Perry Rhodan Planetenroman 75/76, Titelbild, Rezension
Peter Griese

Peter Griese ist einer dieser Teamautoren, die sich jeder nur wünschen kann. Ohne Starallüren hat er über viele Jahre bei den wichtigsten Reihen des Pabel Verlags wie Perry Rhodan und schließlich inklusiv der redaktionellen Expose Leitung auch Atlan mitgeschrieben. Mehr als 15 Jahre arbeitete an der Perry Rhodan Serie mit. Im vorliegenden Doppelband „Findelkinder der Galaxis“ und „Geheimprojekt der Hyptons“ erscheinen zwei weitere seiner insgesamt  zwanzig Perry Rhodan Planetenromane neu. Rainer Nagel lobt in beiden Nachwörtern die minutiöse Recherche, die Peter Griese vor allem vor der Konzeption seiner Plots betrieben hat.  Er hat sich bemüht, die beiden in und um den Zyklus des Konzil der Sieben spielenden Abenteuer in die laufende Heftromanhandlung einzupassen und phasenweise auch direkt Hintergrundinformationen den Romane entnehmend spekulativ zu erweitern.  Rainer Nagel gibt zusätzlich einige Informationen zu dem Zyklus, auf dem Peter Grieses Abenteuer basieren. Diese Fakten sind in mehrfacher Hinsicht wichtig, da während des Schreibens der Planetenromane die Hintergründe in der laufenden Serie entweder noch nicht erläutert oder anders herum Peter Grieses Ideen später in einzelnen Heftromanen noch einmal aufgegriffen und abgeschlossen worden sind. Alleine diese Verzahnungen zeigen, wie komplex, aber nicht unbedingt kompliziert sich diese rückblickend sehr wichtige Phase mit William Voltz als Exposeredakteur gestaltet hat.

Im Mittelpunkt der „Findelkinder der Galaxis“ steht nicht nur Reginald Bull, der am Ende einen neuen Spitznamen erhält. Es sind vor allem die Xisrapen. Der Xisrape Sebbadin rettet Reginald Bull vor einem Aufstand, der außer Kontrolle zu geraten scheint. Im Gegenzug interessiert sich der ehemalige zweite Mann auf der Erde für dieses Volk, dessen bekanntestes Mitglied ihr Leben für die Menschheit bei einem Expedition Perry Rhodans begleitet hat.

Peter Griese nimmt sich sehr viel Zeit, die wie ein großes Lacken wirkenden Xisrapen zu beschreiben. Dabei muss er nicht nur wie im zweiten hier gesammelten Roman eine fremde Kultur zugänglich und exotisch entwickeln, die Zusammenhänge müssen den Lesern auch verständlich gemacht werden.  Wie der Titel des Romans suggeriert, sind die momentan in der Galaxis lebenden Xisrapen quasi von ihren Eltern ausgesetzt worden. Über die Heimatwelt weiß man gar nichts. Reginald Bull entschließt sich, eine entsprechende Expedition zu starten.  Die Welt ist immerhin 42.000 Lichtjahre entfernt.

Auf dieser fremden Welt agiert Peter Griese ein wenig zu opportunistisch.  Die Idee, das das Volk des Xisrapen auf dem Planeten kontinuierlich degeneriert und innerlich zerfällt, ist dreidimensional, emotional ansprechend und rückblickend auch nachvollziehbar beschrieben worden. Der Ansatz der seltsamen unterirdischen Anlage, Hügel der Aktivität genannt, mit der Ähnlichkeit zu einem Fiktivtransmitter wirkt zu stark bemüht. Zu oft ist diese Prämisse schon im Verlaufe der Perry Rhodan Serie schon benutzt worden. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen, den mystischen Ansatz fortzuschreiben und die verschiedenen Orte wie die wirre Quelle oder die singenden Blätter noch stärker auszuarbeiten.

Auf einer zweiten, im Verlauf des Romans sogar dritten Handlungsebene beschreibt Peter Griese eine weitere „Macht“, die auf diesem Planeten lebt und deren Ziele konträr, aber im Hintergrund zu den Lebensweisen der Xisrapen stehen.

Hier dreht Peter Griese den Plot noch einmal auf den Kopf und zeigt, dass die auf den ersten Blick Täter und Opfer viel mehr verbindet als nur eine lange Feindschaft. Während die einen sich inzwischen entweder hinterhältig oder aggressiv wehren, sind die anderen „Opfer“ der Aktionen ihrer Vorfahren.  Auf den letzten Seiten bemüht sich Peter Griese allerdings auch zu stark konstruiert, die Fronten zu glätten, eine Art Heilmittel zu finden und schließlich eine friedliche Lösung anzustreben. Diese pazifistischen Grundgedanken durchziehen nicht nur den vorliegenden Roman. Peter Griese ist in den von ihm frei entwickelten Romanen immer ein  Mann des Ausgleichs gewesen.  Es ist nur schade, dass die vorliegende ja auch vorgeschriebene Handlungslänge nicht den Raum zulässt, die einzelnen Zusammenhänge ruhiger zu entknoten und etwas komplizierter ohne Frage die gleiche Lösung zu finden. Im mittleren Abschnitt des Buches nimmt sich der Autor positiv so viel Zeit, diesen exotischen Planeten mit seinen so seltsamen, aber auch sympathischen Wesen mit Leben zu erfüllen, dass am Ende zu wenig Raum bleibt, um die Gegenseite ohne die immer wieder heraufbeschworenen Klischees zu Wort kommen zu lassen.

Wie auch der zweite hier zusammengefasste Planetenroman zeigt „Findelkinder der Galaxis“ Peter Grieses Stärken, in dem er fremde Völker – das Buch funktioniert auch ohne Reginald Bull ausgesprochen gut  -  der laufenden Serie entnimmt und ihren Hintergrund entwickelt.

Im zweiten Planetenroman „ Geheimprojekt der Hyptons“ muss der Autor sogar noch einen Schritt weitergehen.  Hier strandet ein außerirdisches Wesen auf der isolierten Erde. Da es sich nicht richtig artikulieren kann, landet es in der Betty Toufry Anlage, die sich um Waisenkinder aus der ganzen Galaxis kümmert und diese fremden Wesen sogar an irdische Eltern vermittelt.

Viel interessanter ist der „menschliche“ Handlungsbogen. Im ersten Buch dieses Sammelbandes hat ein Mob ja Reginald Bull angegriffen. Das Chaos durch die Einfall des Konzils der Sieben, durch die Isolation der Erde im ATG Feld sowie die kontinuierlich stärker werdende Bedrohung durch die Laren haben bei den normalen Menschen Spuren hinterlassen. Gewer My Zookens hat in Imperium Alpha auch an der psychologischen Analyse der Völker des Konzils der Sieben mit einem Schwerpunkt bei den Laren mitgearbeitet. Er entschließt sich zusammen mit seiner Frau, einem befreundeten Ehepaar und schließlich einem außerirdischen „Adoptivkind“ zur Flucht am Liebsten nach Andromeda. Ihre Flucht wirkt auf der einen Seite chaotisch und es erscheint erstaunlich, wie viel diese vier Menschen und ein eher unbekannter Außerirdischer vor allem in einer Art Kriegszone hinbekommen.  Unwahrscheinlich erscheint es schließlich, wenn die Menschen an Bord eines Springerschiffes von Robotern angegriffen und entführt werden.  Das geheimnisvolle, eher im Hintergrund waltende Volk des Hyptons plant eine große Aktion, in deren Verlauf es wieder im auch die Beobachtung von Gefangenen in Extremsituationen auf einem fremden Planeten geht.

Peter Griese versucht diese besonderen Situationen, die entstehenden Gruppendynamiken ausführlich zu beschreiben, ohne über weite Strecken zu viele  Hintergrundinformationen von sich zu geben. Dadurch baut er kontinuierlich mit einer Mischung aus weiteren Informationen, einzelnen Actionszenen und nicht immer genau nachvollziehbaren Zusammenhängen zum Beispiel zwischen dem  Volk der Weiskainer und den Hyptons den Spannungsbogen sehr zufriedenstellend aus.

Am Ende kann der Autor dieses Szenario allerdings nicht durchhalten und bietet seinen Lesern einige Kompromisse auch in der Form des möglichen Bombenanschlags auf Imperium Alpha an.  Die Auflösung ist eine wahre „Deus Ex Machina“ Lösung, deren Wurzeln gleich zu Beginn des Romans niedergelegt werden.  Aber wieder handelt es sich um ein starkes, exotisches Volk, das Peter Griese trotz der schwierigen Balance  zwischen Fremdartigkeit und Zugänglichkeit zufriedenstellend dank einzelner Mitglieder auf Basis der Heftromane weiter entwickelt hat. Einige Versatzstücke des Handlungsbogens wirken zu ambitioniert und die eher komplizierte als wirklich nachvollziehbar komplexe Vorgehensweise eines so mächtigen Volkes wie den Hyptons erscheint unwahrscheinlich, wenn auch nicht gänzlich unmöglich.

Dazwischen liegen immer wieder interessante Abschnitte, in denen der Autor mit der Erwartungshaltung seiner Leser buchstäblich spielt und einige auf den ersten Blick klare Handlungsstränge plötzlich verklausuliert und mögliche Antworten versteckt, um andere Informationen aus dem Hut zu zaubern.

Da die beiden Romane zusätzlich zu unterschiedlichen Zeiten im „Konzil der Sieben“ Zyklus spielen, kann Peter Griese ein umfassenderes Bild dieser für den weiteren Verlauf der ganzen Heftromanserie auch signifikanten Bedrohung zeichnen und den Hintergrund plastisch, dreidimensional und selbst aus der zeitlichen „Entfernung“ von mehr als vierzig Jahren überzeugend beschreiben. 

Wie eingangs erwähnt ist Peter Griese einer der vielen Autoren, die auf den ersten Blick eher routiniert geschrieben haben, deren Einfallsreichtum und vor allem Liebe zur Serie durch die positive Nutzung offener Flanken sich erst in den Planetenromanen wirklich entfalten konnte. 

  

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Taschenbuch, 325 Seiten

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