Die Scareman Saga Band 10" Die Bio- Bombe"

Mit dem zehnten Band gewinnt auch Dirk van den Booms Plotführung nach dem deutlich stärkeren neunten Roman seiner Schwester Sylke Brandt wieder an Format. „Die Bio- Bombe“ ist über weite Strecken eine der besten Arbeiten der ganzen Serie.

Der Scareman Jonathan Savcovic hat bislang immer die Entwicklung der Zivilisation auf Akkari gehemmt und mittels Manipulationen, Attentate oder Entführungen in abgeschiedene Kloster eine technologische Expansion verhindert. Durch die Bedrohung durch das „Blau“ , sowie den Zusammenbruch der Imperium außerhalb des Akkari Systems inklusiv der entsprechenden Wanderungen hat sich sein Auftrag in Kooperation mit den Ek-Ek im Grunde gewandelt.

Zu Beginn des vorliegenden Buches steht er aber vor dem gleichen Problem. Die Akkari haben sich inzwischen weiter entwickelt und den Krieg als ein Mittel zum Zweck entdeckt. So stehen sich zwei Königreiche gegenüber. Von denen verfügt das eine über eine gigantische Kanone, mit dessen Hilfe die Mauern der belagerten Stadt durchbrochen werden sollen. Das andere Reich aber scheint heimlich biologische Waffen entwickelt zu haben, die sie in der Stadt lagert und auch gewillt ist, einzusetzen.

Savcovics Mission wird dadurch nicht einfacher. Auch wenn er jetzt die komplizierten gesellschaftlichen Strukturen der Akkari nicht mehr unterminieren, sondern selbstzerstörerische Fehlentwicklungen korrigieren muss,  sind deswegen die Fronten nicht geklärt. Keine Frage kommt auf, ob diese Waffenentwicklungen nicht Savcovics ursprünglicher Mission wieder entspricht. Ein Volk, dass über gigantische fast fetischistisch verklärte Kanonen verfügt und zusätzlich Giftgase entwickelt, kann sich eher selbst vernichten als zu den Sternen zu fliegen und damit den Menschen Potential gefährlich werden. Da aber dieser ursprünglich dominierende Auftrag keine Rolle mehr spielt, hinterfragt der Scareman diese Idee auch nicht mehr.

 Der  Konflikt unter den Akkari erweitert das Spektrum deutlich. Selbst die Könige ahnen, dass es verschiedene Mächte mit anfänglich unterschiedlichen, inzwischen koordinierten Interessen gibt. Die Versuche, mit diesen Mächten in Verbindung zu treten, ist schwierig, erhöht aber deutlich die Spannung. Neben Savcovics Mission ist aber noch das Auftreten von Wesen aus  dem Gasriesen des  Systems ein Thema.

Die bieten an, zumindest unter der teilweisen Opferung der eigenen Existenz das Akkari System vor dem Blau und damit der Vernichtung zu schützen. Um die Idee einer „Deus ex Machina“ Lösung zu umgehen, schränkt Dirk van den Boom deren Wirkungskreis absichtlich ein und kombiniert ihre Hilfe mit einer fatalistischen Geste. Auf der anderen Seite kann der Leser sich unwillkürlich fragen, was das Akkari System außer dem Scareman so besonders macht, um die menschenähnlichen Wesen zu schützen. Das Blaue greift aufgrund der giftigen Atmosphäre die Wesen des Gasriesen grundsätzlich nicht an. Anstatt den Spannungsbögen zu erhöhen, negiert diese eröffnete Flanke sogar das Potential der allerdings als Bedrohung eher ambivalenten Gefahr durch das „Blau“.

Anstatt sich auf die politisch vielschichtige Handlung auf der Welt der Akkari zu konzentrieren, wirken die Nebenkriegsschauplätze viel zu aufgesetzt und unnötig mit intellektuellem Ballast beschwert.

Selbst die Zusammenarbeit mit den Ek-Ek extrapoliert der Autor nicht weiter. Dabei böte sich hier neuer Konfliktstoff, denn auch wenn die groben Ziele sowohl der Echsen als auch des Sacreman vergleichbar sind, gibt es viele Wege, die nach Rom führen. Über mehrere Romane hat der Autor hier Potential aufgebaut, das er fast mit einem Federstrich wieder zur Seite wischt.

 Es bleibt abzuwarten, in welche Richtung Dirk van den Boom den ganzen Plot des Zwölfteilers auflösen wird, aber ohne Frage gehören die auf Akkari spielenden Szenen inklusiv des Konflikts zwischen den beiden Königreichen zu den stärksten Szenen des ganzen Romans. Sie verleihen der Serie notwendige neue Impulse.