Forever Magazine 38

Forever Magazine 38, Neil Clarke, Cover
Neil Clarke (Hrsg.)

Auch die Märzausgabe des "Forever" Magazins besteht aus zwei Kurzgeschichten und einer Novelle bzw. einem Kurzroman.

 Kathleen Ann Goonan beginnt mit der mystischen Geschichte "The Tale of the Alcubierre Horse" eine Reise sowohl in das innere der überwiegend jugendlichen Protagonisten als auch nach außen hinsichlich ihrer Reise. Beginnend mit einem nicht abgeschlossenen Rahmen zeichnet sie ein dreidimensionales Portrait der überwiegend höchst intelligenten Kinder. Sie stehlen ein Luxusraumschiff, das aber aufgrund der ein wenig überzogenen Beschreibungen eher an einen futuristischen Ozeanriesen

erinnert, mit dem sie auf Kreuzfahrt ohne feste Ziele gehen. An Bord befindet sich auch eine ältere Frau, welche die Kinder unter ihrer Fittiche als eine Art Mutterersatz nimmt. Trotz dieser möglicherweise klischeeartigen Ausgangslage konzentriert sich die Autorin bei der inneren Entwicklung der Protagonisten vor allem auf für den Leser nachvollziehbare Schritte. Intellektuell sind die Kinder ihrer Hüterin ohne Frage überlegen. Nicht alle Ecken und Kanten kann sie mit ihrer Lebenserfahrung glätten.  Nicht selten sind es Kleinigkeiten, die in der nicht immer extrem beschriebenen Situation eines Raumschiffs ohne echte Crew, zu Konflikten führen. Aber auch auf dieser zwischenmenschlichen Ebene sucht die Autorin ungewöhnliche Lösungen.

Wie es sich für derartige Abenteuer Science Fiction gehört, muss die eigentliche Reise abenteuerlich und spannend sein. Auf der technischen Seite versucht die Autorin einen Kompromiss zwischen der erdrückenden Größe des Raumschiffs und dessen Luxus ohne Anspielungen auf die "Titanic" sowie der Glaubwürdigkeit einer unerfahrenen Besatzung von Genies zu entwickeln. Dabei bleibt der technische Aspekt positiv wie negativ

ambivalent.  Natürlich handelt es sich um Genies, aber sie lernen zu schnell und lassen die fehlende Besatzung nicht vermissen. Einige Ecken und Kanten mehr hätten dem Plot in dieser Hinsicht besser getan, aber im Verlauf der Novelle setzt sie wenigstens den Protagonisten einige Grenzen.

Die beschriebenen Wunder des Kosmos und ihre Auswirkungen auf die einzelnen Protagonisten sind die eigentliche Stärke der Story.  Beginnend mit der Kultur Hawaiis baut sie kontinuierlich ihren Kosmos aus der erfahrungsbedingt subjektiven Perspektive der Figuren auf. Hinsichtlich des fatalistisch positiven Endes ist es eine konsequente Entwicklung.   

 Um eine ungewöhnliche Erkundung in diesem Fall des Sonnensystems geht es auch in Gwyneth Jones „Bricks, Sticks and Straw“. Anstatt als Personen zu den anderen Planeten zu reisen, handelt es sich um eine Art Fernübertragung des Geistes. Wichtige Aspekte dieser Funktionsweise bilden ein elementares Grundgerüst des Plots, es  wäre kontraproduktiv, zu viel zu verraten. Die Ausgangsbasis ist in dieser Form seit Jahrzehnten nicht mehr in der Science Fiction verwandt worden. Gwyneth Jones baut ihren Plot auf dem Golden Age der SF auf.  Kaum hat sich der Leser mit diesen Ideen auseinandergesetzt,  verbindet Gwyneth Jones sehr geschickt die Implikationen des Kurzgeschichtentitels mit einem interessanten, vielleicht gegen Ende ein wenig vorhersehbaren Plot.   

 Die letzte Geschichte “The Dust Queen” von Aliette de Bodard behandelt auf einer anderen Ebene den Konflikt zwischen alt und jung. So stellt sie eine Variation der ebenfalls in dieser Ausgabe zu findenden Novelle dar.  Im Gegensatz zu allen anderen Storys dieser „Forever Magazine“ Ausgabe ist „The Dust Queen“ Teil eines Zyklus von lose miteinander verbundenen Geschichten, von der Autorin „Xuya Sequenz“ genannt.  Wie viele der  Geschichten dieser Serie spielt der Plot auf dem Mars.  Die junge Quynh Ha hat seit vielen Jahren die Dust Queen, eine fast mystische Figur bewundert. Ihre Staubtänze in den endlos  erscheinenden marsianischen Ebenen sind legendär. Wie  in vielen anderen Storys müssen sich alt und jung miteinander nicht nur arrangieren, sondern vor allem zusammenzuarbeiten.  Die  Pointe der Story ist überzeugend. Aber vor allem beherrscht de Bodard ber der Zeichnung ihrer Protagonisten eine erzählerische Wärme, ein Auge für die  kleinen Details, das  diese mit einer nachdenklichen Pointe abgeschlossene Coming of Age Story in doppelter Hinsicht aus  der Masse heraushebt.    

 Zusammengefasst eine solide bis interessante „Forever“ Magazine Ausgabe mit einem Schwerpunkt bei weiblichen Autoren und vor allem zwischenmenschlichen Storys vor exotischen Hintergründen. 

 

 

  • Wyrm Publishing, March 2018
  • ISBN: 1230002188850
  • Language: English