Im Wilden Westen Nordamerikas Band 8- Zwischen Apachen und Comanchen

Thomas Ostwald

Gleich zu Beginn des zweiten Bandes dieser Trilogie lässt Autor Thomas Ostwald seine Protagonisten die vor ihnen liegenden Aufgaben definieren. Einmal die kriegerischen Comanchen unter Kontrolle bringen und die anscheinend geisteskranke Klara von Rauten retten und zweitens die weißen skrupellosen Hintermänner der indianischen Auseinandersetzungen festnehmen und der Gerechtigkeit überstellen.

 Aus diesen Prämissen hat der Autor einen sehr geradlinigen, stark an Karl May erinnernden, aber auch dessen Handlungsverläufe nur bedingt verändernden kurzweiligen Roman erschaffen. Das muss und soll nicht als direkte Kritik verstanden werden, aber im Gegensatz zur Parallelserie mit den Abenteuern Kara Ben Nemsis scheint sich der Handlungsbogen ein wenig in Mechanismen festzufahren.

 Old Shatterhand und Winnetou begegnen nicht nur einer Handvoll sympathischer wie pragmatischer europäischer bzw. deutscher Aussiedler, die sich im Kampf gegen die hinterhältig angreifenden Comanchen als perfekte Begleiter und gute Jäger erweisen. Auch im Laufe des Buches haben sie bis auf einen kleinen allgemeinen fast an Arroganz erinnernden Aussetzer hinsichtlich der weißen Schurken stets neben einem flotten Spruch den Mut, alle Vorurteile zu überwinden, zwischen Apachen und Comanchen zu unterscheiden und der Gerechtigkeit zum Sieg zu helfen.

 Thomas Ostwald zeichnet diese Nebenfiguren immer ein wenig am Rande des Karl May´schen Klischees der moralisch überlegenden deutschen Aussiedler in einem herausfordernden Land, aber der Autor überspannt auch nicht wie Karl May den Bogen mit seiner vor allem sächsischen Heimatbeweihräucherung. Diese ruhigen Abschnitte geben dem Autoren wieder die Möglichkeit, nicht nur die Ursprungsorte der Nebenfiguren vorzustellen, sondern auch Nase und Gaumen neue Genüsse zuzuführen.

 Im Bezug auf den Handlungsbogen führt der Autor mit der Felsenburg als Versteck der Banditen einen exotischen Ort ein, der sich durch eine gelungene Mischung aus mystischen Legenden und Realität auszeichnet. Aber um die Spannung hochzuhalten, muss der allgegenwärtige Old Shatterhand ein wenig „scheitern“, um die Schurken nicht gleich zu fassen. Erschwerend kommt hinzu, dass die sonst hilfreiche Armee auch korrupt in Form der im Fort vorhandenen Offiziere erscheint und der Leser nachvollziehen kann, dass Old Shatterhand, Winnetou und die Siedler die Gerechtigkeit lieber in die eigene Hand nehmen wollen.

 Mit dem Erzschurken – ein Figur, die Thomas Ostwald schon in den vorangegangenen Bänden gestreift hat, wird wieder ein Protagonist entwickelt, der großspurig nicht alle, aber viele seiner Pläne natürlich im Angesichts des vergeblichen Triumphs enthüllt, um dann vorläufig an der eigenen Arroganz zu scheitern. Karl May hat derartige Charaktere zu oft in seinen Geschichten genutzt, als dass sie in den neuen Abenteuern überzeugen können. Alleine der Hinweise, dass einzelne Indianerstämme nicht mehr auf die Versprechen solcher Weißen hereinfallen und zu dessen Gunsten sinnlose Kriege führen, zeigt eine plottechnische Weiterentwicklung.

 In diesem mittleren Band bewegt Thomas Ostwald auf der größeren, inzwischen klarer erkennbaren Bühne mit der erneuten Jagd nach durch Bodenschätze wertvollen Land seine Protagonisten in einem relativ engen Umkreis hin und her. Beide Seiten gewinnen und verlieren Auseinandersetzungen, wobei Old Shatterhand zum wiederholten Male in den neuen Abenteuern und mehr als bei Karl May verletzt wie bewusstlos in letzter Sekunde gerettet werden muss. Diese Szenen nutzt Thomas Ostwald, um dem Protagonisten ein nicht vollständiges Bild der zwischenzeitlichen Ereignisse zu vermitteln und Old Shatterhand einige Zeit vom weiterhin handelnden Winnetou zu trennen.

 Aber wer die bisherigen acht Romane verfolgt hat, wird erkennen, dass sich diese bedingte Art der Spannungserhöhung als Muster etablierte. Old Shatterhand kann zwar bewusstlos geschlagen oder auch verletzt werden, als Protagonist ist er nicht ausschaltbar. Da hat das Schicksal vor allem einiger Nebenfiguren wie der Offiziersfamilie in „Der Schwur der Blutsbrüder“ mehr überzeugt und hat den Leser emotionaler angesprochen.

 „Die Felsenburg“ dient als Ganzes betrachtet eher als Etablierung des bevorstehenden Showdowns. Thomas Ostwald greift nicht so sehr wie im vorangegangenen Buch auf Ereignisse aus allen „Old Shatterhand- neue Abenteuer“ Büchern zurück, sondern fokussiert sich auf die vorliegende Handlung.

 Solide und vor allem sehr stringent geschrieben mit dem richtigen Gespür für eine Balance aus Atmosphäre, Spannung und vor allem Tempo ist „Die Felsenburg“ die richtige Vorbereitung auf die hoffentlich finale Auseinandersetzung zwischen dem ominösen Parker auf der einen Seite und den Helden inklusiv Anhang auf der anderen Seite.       

156 Seiten Taschenbuch

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