Planet zu verkaufen

Clifford D. Simak

„They walked like Men“ erschien 1962 in den USA, die bislang einzige Veröffentlichung erfolgte 4 Jahre später im Rahmen der „Terra Taschenbücher“. Der martialische Klappentext könnte wie der deutsche Titel einzelne Aspekte des Romans zu frühzeitig verraten, aber Clifford D. Simaks ruhiger, ein wenig ironischer Stil trägt locker über diese Klippen hinweg. Der Titel des Originals trifft auf die Fremden zu, aber der deutsche Titel „Planet zu verkaufen“ hat eine doppelte Bedeutung, welche den Lesern und dem Protagonisten und Journalisten Parker Graves erst später aufgeht.

 Dabei karikiert Clifford D. Simak den rücksichtslosen progressiven Kapitalismus, der über „Leichen“ geht, um an wertvollere Rohstoffe oder Materialien zu kommen. Was das schließlich ist, offenbart sich als letzte überraschende Wendung dieser stringenten Geschichte. Natürlich ließe sich von einer „Deus Ex Machina“ Lösung sprechen, aber diese ist vom Autoren originell vorbereitet und konsequent abgeschlossen worden.

 Eines Abends nach einer längeren Nacht entdeckt der Journalist vor seiner Haustür eine seltsame Falle. Instinktiv schläft er nicht in seiner Wohnung. Den Hintergrund kann er sich nicht wirklich erklären, da er meistens eher für den Boulevard seiner Zeitung schreibt.

 Kurze Zeit später erfährt er, dass eine Institution in seiner Stadt von einem geheimnisvollen Investor aufgekauft worden ist. Nur um die Geschäfte schließen zu lassen. Es gibt auch keine freien Wohnungen mehr in seiner Stadt- alle werden aufgekauft. Viele seiner Kollegen haben die hohen Immobilienpreise genutzt, um zu verkaufen und sich als Übergang einzumieten. Nun stehen sie auf der Straße. Auch Parker Graves bekommt die Kündigung.

 Ab diesem Moment spinnt Clifford D. Simak im Grunde ein klassisches Invasionsgarn, wie es in den fünfziger und sechziger Jahren üblich gewesen ist. „The Invaders“ könnten Pate stehen. Parker kommt fast im Alleingang den geheimnisvollen Vorgängen auf die Spur und macht eine Reihe von erstaunlichen Entdeckungen. Nur bedingt will er sich von den charmanten, aber auch entschlossenen Fremden kaufen lassen.

 Clifford D. Simak zieht die Spannungskurve konsequent an und bringt eine Reihe von Ideen ein, wobei der Autor lange Zeit auf nachhaltige Erklärungen verzichtet.

 Im Gegensatz zu vielen anderen Invasionsgeschichten baut der Amerikaner aber auch eine humorvolle Schiene auf. So taucht plötzlich ein sprechender Hund auf. Ein weiterer Außerirdischer, der allerdings keine Rettung anbietet, sondern Parker stellvertretend für den Leser einen gewichtigen Teil der Hintergründe der Invasoren erläutert. Dabei lässt der Hund aber so viel im Dunkeln, dass der Journalist weiter Leib und Leben riskieren muss.

 Die Menschen selbst müssen sich aus dem Sumpf ziehen. Dabei setzt Clifford D. Simak nicht auf martialische Waffengewalt, sondern eine Laune der Natur.

 Auch die Invasion ist ungewöhnlich. Immer wieder betonen die Fremden, das sie sich selbstverständlich an die Gesetz halten. So kaufen sie tatsächlich nicht nur alle Immobilien auf, sondern bis auf die kommunistisch sozialistische Welt im Grunde alle Produktionsanlagen und schließlich auch alle Wohnraum auf. Auf diesem Weg sind sie der Ansicht, dass sie rechtens Eigentum erworben und abschließend weiter verwenden können.

 Geld haben sie im Überfluss. In einer fast verzweifelten Aktion versucht Parker die Fremden zu überzeugen, dass auch das Geld rechtens erworben sein muss und nicht einfach repliziert werden kann. Es ist eine der vielen humorvoll satirischen Szenen, in denen Simak vor allem auch den absoluten Kapitalismus der Amerikaner karikiert und deren Denkweise als Farce entlarvt.

 Der Roman ist grundsätzlich vor allem eine Satire. Auch wenn die Fremden entschlossen sind, die Erde zu kaufen, schrecken sie auch nicht vor Gewalt zurück. Die Falle vor Parkers Tür ist nicht die einzige gewesen. In ihrem Langzeitplan haben sie sich Menschen ausgeschaut, die ihren Intentionen gefährlich werden könnten und geplant, diese rechtzeitig auszuschalten. Parker Graves ist dabei als Schwachpunkt des Buches eher einer von vielen unscheinbaren Menschen. Wirtschaftsredakteure aller Zeitungen, Börsianer, Militärs und schließlich Bankiers müssten auch auf dieser Liste stehen und ihr komplettes Verschwinden würde mehr Aufmerksamkeit erwecken. Im Umkehrschluss wäre Parker ohne die bedingt effektive Falle gar nicht auf den Gedanken gekommen, zu recherchieren.

Auch der Zeitplan der Fremden ist seltsam. Sie kaufen die Gebäude und beginnen sie zu räumen. Anstatt erst die Pläne gänzlich abzuschließen und dann mit einer umfassenden Paukenschlag alle entsprechenden Bereiche lahm zu legen wirkt diese Tröpfenstrategie zu auffällig und vor allem angesichts der zu bewältigenden Masse eher auf den Papier als in der damaligen wie heutigen Realität effektiv.

 Die Zeichnung der Protagonisten ist klassischer Clifford D. Simak. Parker Graves ist ein typischer Journalist, ein effektiver Schnüffler mit einem Hang zum Alkohol allerdings in Maßen; einer hübschen zukünftigen Frau an seiner Seite, die ihm in einigen Momenten auch helfen kann, ansonsten eher als Stichwortgeberin funktioniert und einem Gespür, sich in Schwierigkeiten zu bringen, ohne über einen Plan B zu verfügen. Die Dialoge schwanken zwischen oberflächlichem Macho und tiefgründigen Denker hin und her, wobei Parker Graves natürlich wie auch der sprechende Hund die Schwierigkeit hat, das ihm niemand wirklich glauben möchte.

 Simak schätzt wie Frank Capra die Menschen der Mittelschicht, die entweder wie der Wärter der „Waystation“ stoisch stolz ihre Arbeit für das Universum und damit auch die Menschen machen oder wie seine zahllosen unstetigen Wanderer angetrieben werden, etwas Neues zu entdecken. Sie müssen auf ihren Reisen oder Suchen immer über sich hinauswachsen und sind überwiegend auch auf sich alleine gestellt. Viele, wenn nicht fast alle Züge finden sich in Parker Graves fast klassisch wieder. 

 Parker hat zumindest den Vorteil, dass sein Freund – ein exzentrischer Forscher – ihm bis zu seinem frühzeitigen Verschwinden Mut zuspricht, während der sprechende Hund auf dem Weg zum amerikanischen Präsidenten an dessen Staatssekretären zu scheitern droht.

 „Planet zu verkaufen“ ist aus heutiger Sicht in Ehren ergraut, aber immer noch gut lesbar. Der Plotführung ist stringent, die abschließend Auflösung konsequent und bizarr zu gleich, wobei Simak den Roman auf einer besonderen Note enden lässt. Im Verlaufe der Handlung baut der Autor viele kleine Ideen und Seitenhiebe nicht nur auf die fünfziger und sechziger Jahre mit ihrem Wohlstandsdenken ein, sondern parodiert auch ein wenig den „American Way of Life“. Das macht die Geschichte zeitloser als es wahrscheinlich auch der Autor gedacht hat und hebt diesen humorvollen, aber auch an entscheidenden Stellen spannenden Roman aus der Masse ähnlicher Storys sehr positiv hervor.         

Planet zu verkaufen

Terra Taschenbuch

160 Seiten