Perry Rhodan Neo 105 - "Erleuchter des Himmels"

Perry Rhodan Neo 105, Erleuchter des Himmels, Titelbild, Susan Schwartz
Susan Schwartz

Susan Schwartz wirkt mit diesem "Neo" Roman wie ein Fremdkörper in diesem inzwischen zum Stillstand gekommenen Minizyklus. Es zeigt sich deutlich, dass die Exposeredaktion Rüdier Schäfer und Michael Buchholz mit der Aufgabe eher überfordert sind.  In "Neo 101" ist Thora als Botschafterin Arkons auf der Erde und Perry Rhodans Lebensgefährtin etabliert worden. Jetzt wird in einem eingeschobenen Kapital darauf hingewiesen, dass Atlan inzwischen ambivalent am arkonidischen Hof etabliert worden ist. Dabei hat er anscheinend weitreichende sicherheitspolitische Kompetenzen, wobei Atlan auf der anderen Seite weder von Perry Rhodans Mission - immer geht es gegen einen potentiell gemeinsamen Feind - etwas weiß - noch bislang im Laufe der Handlung mit der Erlaubnis der Regentin die Zusammenarbeit mit den Terranern angesprochen worden ist. In Hinblick auf die lange Einführung in "Neo 101" wirken diese Aspekte nicht nur wie ein Widerspruch, sie hätten auch ausführlicher vorbereitet werden müssen. In Susan Schwartz Roman sind sie überflüssig und irritieren angesichts der teilweise dummdreisten Handlung mehr als das sie den Leser zufriedenstellen. Alleine die Idee, das die Akonen auch die galaktische Bühne betreten wirkt wie der Hinweis auf die Posbis im letzten "Neo" 104 für die Zukunft interessant. Aber was sollen diese vorgreifenden Hinweise, wenn Schäfer/ Buchholz und leider auch Susan Schwartz die laufende Handlung nicht in den Griff bekommen. 

Schon Frank Borsch konnte mit Zeitabläufen wenig anfangen, aber der vorliegende Roman schlägt in dieser Hinsicht aller Exzesse von Frank Borsch um Längen. In "Neo 101" sind die Maahks mit einem unbekannten Raumschiff im Sonnensystem materialisiert. Perry Rhodan hat eine Expedition gestartet. Zu Beginn des vorliegenden Romans erwarten die Besatzungsmitglieder der CREST mit fast hängender Zunge die Ankunft von Perry Rhodan in der Kommandozentrale, damit dieser seinen Plan offenbaren kann. Im Heimatsystem haben die Techniker neben den schon aufgeführten nach arkonidischen Plänen entstandenen Raumschiffen tatsächlich ein trojanisches Pferd anscheinend nach unglaublich kurzer Zeit gebaut, das einem Maahk Raumschiff aus den Kriegen ähneln soll. Das Raumschiff müsste demnach zehntausend Jahre alt sein. Angeblich musste es durch einige Beschädigungen mit eingeschränktem Antrieb unterlichtschnell fliegen. Dadurch sind im Normalraum zehntausend Jahre vergangen, an Bord des Schiffes nur neun Monate. Aber dieses von Menschen erbaute Schiff springt munter in das Taktisystem. Natürlich auch in die Nähe der CREST. Das erste von Menschen gebaute überlichtschnelle Raumschiff ist also in Wirklichkeit uralt. Wer diese Idee schon seltsam findet, wird überrascht sein, wie schnell die anscheinend naiven Maahks an der Nase herumgeführt werden. Der Kommandant kann sich sogar in seinen Maahk Tarnanzug zwängen, bevor er den Funkspruch der plötzlich auftauchenden Maahk Raumer beantwortet. Ohne weitere Kontrolle akzeptieren die Maahk die Antworten, auch wenn die Menschen sich nicht genau standesgemäß verhalten. Für den Bau eines Raumschiffs hat die Zeit gereicht, zum Studieren der Feinde vor allem durch die wichtige Schläferbesatzung anscheinend nicht. Hier wird die Figur des Panthers Tschato erst einmal wieder deutlich demontiert, auch wenn Susan Schwartz zu diesem Protagonisten bis auf das Anschmachten durch die zahlreichen weiblichen Besatzungsmitglieder wenig einfällt.  Die Idee ist es, das die Maahks die MAYA durch den Bündler führen, damit auf der anderen Seite die Suche nach Teik und Gucky aufgenommen werden kann. Die Maahks geben ihnen nicht nur die Erlaubnis, durch den Bündler zu fliegen, sie sollen sich bei Gelegenheit zur technischen oder medizinischen Überprüfung melden. An Bord des fremden Raumschiffs mit unbekannter, historisch angeblich verschollener Signatur will niemand gehen. Unglaublich, was dem Leser hier aufgetischt wird. Es ist ja nicht das erste Mal, dass vor allem die Maahks al seine Kultur, die den Menschen technologisch überlegen ist, als eher naiv dargestellt wird. Es ist schade, dass Rüdiger Schäfer und Michael H. Buchholz nicht die Grundlagen der Erstauflage behutsam modernisiert haben, sondern was die fremden Zivilisationen angeht, eher an eine Fanserie erinnern. So landen sie natürlich gleich im Aufmarschgebiet der Maahk Flotte, quasi im Herzen deren Reiches mit Ausbildungswelten. Es kommt zu einer Zwangsrekrutierung dieses angeblich so alten Schiffes ohne weitere Untersuchungen. Wie gut, das man so einfach zum Spionieren eingeladen wird. Noch unglaublicher wird, wenn die Menschen ein 850 Meter Schlachtschiff der Arkoniden finden und gleich das Geschichtsbuch aufgeschlagen wird. Und das bei einem Volk, das das Wissen um ihre effektivste Geheimwaffe – die Transformerkanone – quasi verloren hat. Aber die Handlung geht noch weitere in Richtung Unsinn. Da können geheime Funksprüche belauscht werden, weil die Maahks natürlich in ihren eigenen Gefilden nichts verschlüsseln. Oder man schickt eine Viermann Expedition aus, um eine Konferenz zwischen Grek I und dem geheimnisvollen Partner zu belauschen. Immerhin wird Perry Rhodan zum ersten Mal darauf hingewiesen, dass es leichtsinnig ist, sich selbst in Gefahr zu bringen. Spielt aber keine nachhaltige Rolle. Natürlich ist diese Schnüffelaktion in einer Hinsicht ein voller Erfolg. Sie erfahren von den Plänen der unheiligen Allianz. Der Plot steuert dann allerdings auf einen  Cliffhanger zu, so dass die Spannung erhalten bleiben soll. Ganz doof sind die Maahks anscheinend doch nicht und können wahrscheinlich einen Pyrrhussieg gegen Rhodans planerische Arroganz erringen. Da die Serienstruktur ja vorsieht, dass Perry Rhodan überlebt – hätten die Autoren das Erkundungsteam anders besetzt, dann wäre die Spannung erhalten geblieben -, ist das Ende dieser Haupthandlungseben genauso frustrierend wie der ganze leider einfallslose und stark konstruierte Spannungsaufbau. Den ganzen Zyklus betrachtend erhält Perry Rhodan stellvertretend für den Leser ausreichend Informationen, um die Vorgehensweise der Maahks zu verstehen. Interessant ist nur, dass die Maahks in den voran gegangenen „Neo“ Abschnitten eher eine latente Bedrohung darstellten, die Unordnung in das arkonidische System brachten und damit vielleicht auch die sinnfreie Suche nach dem Epetrans Archiv relativierten. Hier scheint es so, als wenn Perry Rhodan von Atlan an der langen Leine geführt wird, wobei auf die „Deus Ex Machina“ Erscheinung des Arkoniden schon hingewiesen worden ist.   

Der zweite Handlungsbogen beschäftigt sich mit Eric Leyden. In der Jupiterpyramide kämpft er gegen die anscheinend geistig beschränkte Halaton Intelligenz, die ihn aber frei lässt. Immerhin zerstört die Intelligenz Leydens Raumschiff und erleidet dabei selbst einen Schaden.  Nach einigen Irrungen und Wirrungen wird Leydens Team anscheinend in einem zweiten offenen Ende mittels eines Transmitters ins Unbekannte gestrahlt. Während die ersten Teile dieser Handlungsebene mit ihren Verweisen auf die Erde und die verschiedenen Hochkulturen noch interessant gewesen sind, schleppt der Plot sich hin. Wie in der Perry Rhodan Ebene fällt es den Protagonisten ausgesprochen leicht, sich aus schwierigen Situationen zu befreien. Weitere Informationen gibt es nicht und abschließend baut sich auch zu wenig Spannung auf. Zumindest versucht Susan Schwartz ihren Eric Leyden ein wenig zugänglicher zu beschreiben.

Der Kontrast zwischen wahrscheinlich Plot relevanten Informationen, aber der Art und Weise der Beschaffung ist zu stark. Stilistisch eher durchschnittlich beschrieben agiert die Autorin in einigen Abschnitten ausgesprochen lustlos und kann auch dank der Exposevorgaben keine echte Spannung aufbauen, so dass der Leser weder die „Erleuchter des Himmels“ kennenlernt noch der Plot wirklich vorangeht. Zu viele Zufälle, zu wenig nachhaltig geplante und vor allem überzeugend durchgeführte Aktionen. Es ist schade,  wie schnell Rüdiger Schäfer und Michael Buchholz ihren Elan verloren und sich dem unterdurchschnittlichen „Neo“ Niveau angepasst haben.        

 

 

Pabel Verlag, Taschenheft 160 Seiten

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