Sakrileg - Der Da Vinci Code

Originaltitel: 
The Da Vinci Code
Land: 
USA
Laufzeit: 
148 min
Regie: 
Ron Howard
Drehbuch: 
Akiva Goldsman
Darsteller: 
Tom Hanks, Jean Reno, Audrey Tautou, Ian McKellen, Alfred Molina
zusätzliche Infos: 
nach dem Roman von Dan Brown
Kinostart: 
18.05.06

Sind religiöse Symbole immer das, was sie zu sein scheinen? Ist der Dreizack wirklich teuflisch? Oder ein Hakenkreuz ein Nazizeichen oder hat doch eine buddhistische Bedeutung? Eine interessante Thematik, der sich der Harvard-Professor Robert Langdon da angenommen hat. Das scheint sich sogar bis zur Pariser Gendamerie herumgesprochen zu haben: niemand Geringerer als Capitaine Fâche, einer der besten Polizisten von Paris, platzt mitten in die Autogrammstunde des Professors und zieht ihn als Experten zu einem bizarren Mordfall hinzu: Jacques Saunière, ein Kunsthistoriker, ist mitten im Louvre ermordet worden und ein fünfzackiger Stern auf seiner Brust eingeritzt. Wer hat das getan? Wer schrieb mit Saunières Blut diesen seltsamen Buchstabensalat neben die Leiche? Und was hat eigentlich die niedliche Polizistin Sophie Neveu mit all dem zu tun? Ehe er es sich versieht, findet sich Robert Langdon auf einer Verfolgungsjagd quer durch Frankreich wieder, immer auf der Flucht vor Fâche und der Polizei.


Filmkritik:
von Susanne Picard (für SF-Radio.net)

Eigentlich eine interessante These: Was, wenn alles, woran Christen glauben, gelogen ist? Eine Erfindung eines besonders gewitzten römischen Kaisers, der nichts wollte, als sein römisches Reich erhalten?

Diese These geistert natürlich schon lange durch die wissenschaftliche Welt. Dem Scchriftsteller Dan Brown ist zu verdanken, daß diese Thesen auch über eine kleine Gruppe von Lesern hinaus bekannt wurde. Er sammelte die Theorien rund um das Wahre Leben von Christus und bastelte mit Hilfe seiner Frau, einer Kunsthistorikerin, einen Thriller daraus, der den Verschwörungstheoretikern dieser Welt sehr gut gefiel: Jesus war mitnichten der asketische Heilige, als den die Kirche ihn so gern darstellt, sondern verheiratet und auch noch mit Nachwuchs gesegnet. Und er machte zu allem Überfluß nicht Petrus, sondern seine Frau Maria Magdalena zu seiner Nachfolgerin und der Hüterin seines Glaubens. Daraus ergibt sich natürlich eine hohe Massenkompatibilität: Nicht nur Verschwörungstheoretikern, sondern auch Feministinnen, Gegner der katholischen Kirche, einfachen Krimifans und auch denen, die kunstbegeistert hinter Leonardo Da Vinci mehr vermuten als einen revolutionären Künstler seiner Zeit können in dieser Thematik ein Stück von sich selbst wiederfinden.
Die katholische Kirche lief programmgemäß Amok, erst gegen das Buch und dann gegen den Film. Der katholischen Gesellschaft Opus Dei, hauptsächlich aus Laienmitgliedern bestehend und gern im Stillen operierend, gefiel die plötzliche Aufmerksamkeit durch ihre Rolle in Browns Buch so gar nicht und so bekam der Film schon Jahre im voraus das, was einen Film oft zu einem Erfolg macht, schon bevor er angelaufen ist: eine Diskussion in der Öffentlichkeit um das Thema, obwohl noch nicht einmal das Drehbuch fertig ist.

Es war schließlich Hollywoodregisseur Ron Howard, Macher so bekannter Werke wie A Beautiful Mind, Willow und Apollo 13, der den Stoff letztendlich verfilmen durfte, nachdem die Produzenten der TV-Serie 24 sich für ihre dritte Staffel einen Korb geholt hatten - sie hätten gern CTU-Agent Jack Bauer auf die Geheimnisse in Leonardos Bildern angesetzt.

Ron Howard ist in diesen unsicheren und schnellebigen Zeiten ein Garant für Filme, die gute Unterhaltung bieten. Er inszeniert solide, meist gekonnt und hat ein Händchen für richtige Besetzungen - was ihm auch größtenteils in diesem Film gelang. Jean Reno als der erfolgsgewohnte Capitaine Bezu Fâche, Paul Bettany als der sinistre Mönch Silas, Alfred Molina als Bischof, sie alle sind gewohnt gut und man hat sie sich nach dem Lesen wohl so oder zumindest ähnlich vorgestellt. Besonderes Augenmerk ist hier auf Audrey Tautou zu richten - sie ist so niedlich, wie man sich wohl eine Französin immer vorstellt. Mit ihren großen braunen Augen sieht sie im ersten Moment nicht so aus, als könne sich eine tapfere und wild entschlossene Wissenschaftlerin hinter ihr verbergen, aber schon spätestens nach 10 Minuten zeigt sich, dass sie in der Tat zu mehr imstande ist als ein Klischee zu bedienen.
Über Ian McKellen als Sir Leigh Teabing noch ein Wort zu verlieren, ist zwar vollkommen überflüssig, aber wer aus irgendeinem Grund den Film meiden will, sollte es sich zumindest wegen ihm überlegen, ihn doch zu sehen. Sein verschmitzter englischer Sir, der in der Mitte des Films die (halbe) Lösung des Falles Saunière präsentiert, ist so sehenswert, daß sich schon allein deshalb eine Kinokarte lohnt.
Ob Tom Hanks als Robert Langdon allerdings eine gute Wahl war, darf in Zweifel gezogen werden. Als unkonventioneller, beinahe exzentrischer Wissenschaftler hätte Russell Crowe sich sicher besser gemacht als der “All American Guy” Hanks. In der Tat war er nur zweite bzw. dritte Wahl - nach Crowe, George Clooney und Ralph Fiennes.

Erwähnenswert sind neben den Schauspielern und den großartigen Schauplätzen in Paris, London und dem ländlichen Frankreich auch die Tricks, mit denen Howard die Vergangenheit bebildert. Die komplexe Thematik erfordert viel erklärenden Text - um den Zuschauer aber nicht mit langatmigen Monologen aus dem Konzept zu bringen, wird die Szenerie mit liebevoll und detailfreudig inszenierten Spielszenen aufgelockert. Unversehens findet man sich auf einmal in vergangenen Zeitaltern wieder; so laufen Langdon und Sophie in London über eine Straße und dann mitten durch die Begräbnisprozession Sir Isaac Newtons und der Zuschauer findet sich am Sterbebett des römischen Kaisers Konstantin wieder.

Insgesamt ist hier ein Film entstanden, der sicher nicht der beste Thriller ist, der je über die Leinwand flimmerte. Aber wer will so etwas schon - es reicht auch gute Unterhaltung. Und die ist mit The Da Vinci Code auf alle Fälle garantiert.