Vaterland

Originaltitel: 
Fatherland
Land: 
USA
Laufzeit: 
106 min
Regie: 
Christopher Menaul
Drehbuch: 
Stanley Weiser, Ron Hutchinson
Darsteller: 
Xavier March, Charlie Maguire, Peter Vaughan, Jean Marsh, Michael Kitchen
zusätzliche Infos: 
nach einer Vorlage von Robert Harris
Kinostart: 
27.01.95

Wir schreiben das Jahr 1964. In den USA regiert Präsident Kennedy. Nicht John F. sondern sein Vater Joseph Kennedy. Der 75 jährige Hitler sieht eine Chance, mit Amerika einen Friedensvertrag abzuschließen, um den Kalten Krieg mit den USA zu beenden. Zur Vorbereitung des Treffens werden amerikanische Journalisten nach Germanien eingeladen. Charlie Maguire ist eine von ihnen. Sie lernt den SS Offizier Xavier März kennen. Der untersucht gerade den Mord an einem hohen NSDAP Parteifunktionär. Aber auch Charlie stellt Nachforschungen an. Ihr wurde ein Foto zugespielt, auf dem einige Männer vor einem Gebäude stehen. Sie wittert den Stoff für eine Riesenstory. März erkennt, dass sein Mordfall und das Foto in einem Zusammenhang stehen. Im Archiv versucht er, dem Geheimnis des Fotos einen Schritt näher zu kommen. Ganz offensichtlich zeigt das Bild Leute, die um 1942 an einer Konferenz teilgenommen haben, eine Konferenz am Wannsee. Und die meisten Männer auf dem Bild sind tot. März erkennt aber, dass die Morde an den Konferenzteilnehmer nichts sind, im Vergleich zu dem, was diese Männer auf der Konferenz beschlossen haben. Und jetzt ist auch das Leben von Xavier und Charly in Gefahr.


Filmkritik:
von Dirk Wilkens-Hagenkötter (für SF-Radio.net)

Was wäre wenn Deutschland den 2. Weltkrieg gewonnen hätte?
Wie sähe unsere Welt aus?
Wenn zum Beispiel die Invasion der Alliierten in der Normandie 1944 gescheitert wäre: Hätten sich die Amerikaner aus Europa zurück gezogen und nur noch gegen Japan gekämpft? Hätte Deutschland dann Großbritanien überrannt, und ganz Europa in einen Staat namens Germanien verwandelt?
Wäre der Krieg gegen die Sowjetunion endlos weiter gegangen?

Genau das sind die Grundannahmen, die Robert Harris in seinem Roman „Vaterland“ beschreibt. Und dieser Roman wurde 1994 für den amerikanischen Pay-TV Sender HBO mit dem Niederländer Rutger Hauer in der Hauptrolle verfilmt.
Parallelentwicklungen und Alternativwelten sind ein beliebtes Thema in der Science Fiction. Im Film taucht dieses Motiv allerdings kaum auf. Immerhin hat mit „Sliders“ dieses interessante Sub-Genre auch Fuß in der Serienlandschaft gefasst.

Das Bild, das der Film „Vaterland“ von Nazi-Deutschland zeichnet, entspricht weitesgehend tatsächlich den Vorstellungen, die die menschenverachtende Diktatur für die Zukunft sah: So sieht man die bombastischen Gebäudekomplexe, die Albert Speer für die Hauptstadt Germaniens geplant hat. Ein 75 jähriger Hitler steht immer noch an der Spitze des Staates und die SS hat die Polizei ersetzt.

In erster Linie ist der Film aber mehr ein Krimi in einer Alternativwelt. Der zugrundeliegende Roman zeigt viel deutlicher die Unterschiede zu unserer realen Welt. Und genau das ist auch der größte Schwachpunkt des Films, denn als Krimi funktioniert er nur dann, wenn man absolut keine Ahnung von Geschichte hat. Vielleicht mag man nicht auf Anhieb wissen, was es mit der Wannsee Konferenz auf sich hat. Aber jeder weiß über den Völkermord an den Juden Europas bescheid. Von daher ist es nicht sonderlich überraschend, wenn Xavier März genau dieses herausfindet. Überhaupt steht die Charakterisierung von Xavier März auf sehr tönernen Füssen. Er ist ein SS Offizier, dem Gehorsamkeit und Ideologie von Kindheit an indoktriniert wurden. Als Mitglied der SS muss er reinblütiger „Arier“ sein, er gehört zur absoluten Elite der Nazis. Wie kommt er dazu, auf eigene Faust weiter zu ermitteln, obwohl seine Vorgesetzten ihm das untersagten. Ebenso erstaunlich ist, dass März über die Auslöschung aller Juden rein gar nichts weiß. Er ist etwa 45 Jahre alt, dass heist, er war etwa 25 Jahre alt, als der Krieg zu Ende ging. Da dürfte er aber bereits bei der SS angefangen haben, und damit wird es sehr unwahrscheinlich, dass er nichts von dem Völkermord bemerkt hat.
Der Hauptdarsteller Rutger Hauer, geboren 1944 in den Niederlanden stammt zwar aus einer niederländischen Schauspielerfamilie, richtig gehend entdeckt aber hat ihn 1973 sein Landsmann Paul Verhoeven, mit dem er einige Filme drehte. Sein großer Durchbruch kam 1982 als er in Blade Runner den Anführer der Replikanten spielte. Seitdem war er auch in zahlreichen fantastischen Filmen zu sehen.

Von diesen Kritikpunkten abgesehen, ist der Film aber sehr unterhaltsam und er bietet viel Diskussionsstoff zum Thema „Was wäre Wenn?“.