Spy Kids

Originaltitel: 
Spy Kids
Land: 
USA
Laufzeit: 
88 min
Regie: 
Robert Rodriguez
Drehbuch: 
Robert Rodriguez
Darsteller: 
Antonio Banderas, Carla Gugino, Teri Hatcher, Daryl Sabara, Alexa Vega, Tony Shalhoub
Kinostart: 
04.10.01

"Spy Kids" handelt von zwei Spionen, die sich aus dem aktiven Dienst zurückgezogen haben und mit ihren beiden Kindern eine Villa in einem unbenannten mediterranen Land bewohnen. Natürlich wissen die Kinder nichts vom Beruf ihrer Eltern, was sich jedoch schlagartig ändert, als beide von dem TV-Moderator / Erfinder Fegan Floop und seinem bösartigen Assistenten Mr. Minion entführt werden. Mit ihrer Hilfe will Floop eine intelligente Roboterarmee für seinen Auftraggeber Mr. Lisp herstellen. Bis jetzt waren Floops Bemühungen allerdings nicht gerade ein Hit, denn seine Armee besteht komplett aus Daumen.


Filmkritik:
von Claudia Kern

Vor manchen Filmen habe ich Angst, wirklich, ich fürchte mich vor dem Moment, wo das Licht im Saal verlischt und ich keine Chance mehr habe, dem zu entgehen, was mich auf der Leinwand erwartet.

Das gilt besonders für Filme, in denen Kinder die Hauptrolle spielen. Ich weiß auch nicht, wieso es so schwer zu sein scheint, Kinder halbwegs intelligent darzustellen, ohne sie als vorlaute, unsympathische Besserwisser zu schildern (der letzte Vertreter dieser bedauernswerten Gattung war der Junge aus "Die Mumie kehrt zurück"). Haley Joel Osment in "The Sixth Sense" war die große Ausnahme der Regel, was aber auch daran liegen könnte, dass dies kein Film für Kinder ist und er außerdem so gut wie nichts sagt.

mit dieser vorgefassten Meinung im Kopf hätte ich mir "Spy Kids", einen Film, in dem es um zwei Kinder geht, die ihre entführten Eltern aus den Klauen eines Bösewichts retten müssen, noch nicht einmal angesehen, wenn man mich dafür bezahlt hätte. Um genau zu sein, hätte ich mir eher zwei Stunden lang glühende Eisenspäne unter die Fingernägel geschoben, als einhundert Minuten meines Lebens mit einem solchen Schrott zu vergeuden.

Doch dann erfuhr ich, dass Robert Rodriguez der Regisseur des Films ist.

Shit.

Rodriguez, der Regisseur von "El Mariachi", "Desperado", "From Dusk Till Dawn" - okay, "The Faculty" stammt auch von ihm, aber einen Fehlschlag darf sich jeder erlauben - gehört zu meinen wenigen persönlichen Helden. Keine Frage also, dass ich mir auch seinen neuen Film ansehen würde, auch wenn er den zugegeben nicht sehr motivierenden Titel "Spy Kids" trug.

War das eine gute Entscheidung?
Ja.

Wirklich?
Ja!

Ist es Rodriguez gelungen, einem uninspirierten und zur Geldmaschine verkommenen Genre neues Leben einzuhauchen?
Nicht nur das. Ihm gelingen einige bemerkenswerte Drahtseilakte, auf die ich gleich noch näher eingehen werde.

Müssen wir dieses dämliche Frage-und-Antwort-Spiel noch lange durchziehen?
Ja, denn ich habe mich entschieden, meine Kritik in diesem Stil zu schreiben. Also frag schon, worum es in "Spy Kids" geht.

Na gut, worum geht es in "Spy Kids"?
"Spy Kids" handelt von zwei Spionen (Antonio Banderas und Carla Gugino), die sich aus dem aktiven Dienst zurückgezogen haben und mit ihren beiden Kindern (Alexa Vega und Daryl Sabara) eine Villa in einem unbenannten mediterranen Land bewohnen. Natürlich wissen die Kinder nichts vom Beruf ihrer Eltern, was sich jedoch schlagartig ändert, als beide von dem TV-Moderator / Erfinder Fegan Floop (Alan Cumming) und seinem bösartigen Assistenten Mr. Minion (Tony Shaloub) entführt werden. Mit ihrer Hilfe will Floop eine intelligente Roboterarmee für seinen Auftraggeber Mr. Lisp (Robert Patrick) herstellen. Bis jetzt waren Floops Bemühungen allerdings nicht gerade ein Hit, denn seine Armee besteht komplett aus Daumen.

Moment: Sagtest du Daumen?
Ja, Daumen. Übergroße, menschliche Daumen. Darf ich jetzt weiterreden?

Entschuldigung.
Schon gut. Also das "Kindermädchen" der Spione (Cheech Marin) erzählt den beiden Sprösslingen, in welcher Gefahr ihre Eltern schweben, worauf beide sich entschließen, zu einer Rettungsmission aufzubrechen und Floops weit entfernte Festung zu stürmen.

Und das soll gut sein?
Ich weiß, das klingt alles ziemlich bescheuert und wenn man den Trailer sieht, wird man vielleicht zu der Überzeugung kommen, dass ich den Verstand verloren habe oder vom Verleih bezahlt werde, um etwas Positives zu schreiben. Aber das stimmt nicht, denn "Spy Kids" ist wirklich gut.
Okay, Claudia, warum ist "Spy Kids" gut?
Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum Einen sind es die Schauspieler, Erwachsene wie Kinder, die zwar viele Klischees bedienen, sie aber auch gleichzeitig umschiffen. Ein Beispiel: Banderas und Gugino sind als Eltern, die von einer Notlage in die andere geraten und von ihren Kindern befreit werden müssen, mehr als brillant besetzt. Sie wirken nie dumm oder trottelig, nie wie eine Karikatur des Erwachsenen, was im Kinderfilm sonst ein beliebtes Klischee ist.

Das Gleiche gilt für die Kinder, die zwar Unglaubliches vollbringen, aber selbst in Kampfeinlagen und Stunts immer noch wie Kinder und nicht wie Witze reißende, überintelligente Maschinen wirken.

Die wirkliche Meisterleistung ist jedoch die Welt, mit der Rodriguez seine Charaktere umgibt. Sie ist ein surreales, durchgestyltes Märchenland, in dem Spione in Villen leben, TV-Moderatoren riesige Festungen auf Steilklippen bauen und Städte Namen wie San Diabolo tragen. Wo Barry Levinson in "Toys" scheiterte, siegt "Spy Kids" auf breiter Front.
Die Charaktere, ihre Umgebung und die Handlung verschmelzen zu einer Einheit und folgen dabei einer kindlichen, traumartigen Logik, die nur in einer solchen Welt Sinn ergeben kann.
Gleichzeitig ist der Film extrem schnell geschnitten, voll von witzigen Dialogen, skurrilen Einfällen und technischen Spielereien. Was will man mehr?

Hm, gibt es denn keinen Aspekt von "Spy Kids", der dir nicht gefallen hat?
Nee, eigentlich nicht.

Was heißt eigentlich?
Wenn du so fragst, gibt es da schon Etwas. Zum Einen hat Cheech Marin bei weitem nicht genug zu tun. Er hat einen kurzen Auftritt und verschwindet dann, ohne dass wir erfahren, was aus ihm geworden ist. Zum anderen sind die Pluspunkte des Films, die ich eben erwähnt habe, gleichzeitig auch sein Problem, denn durch die rasante Schnitttechnik und die detailfreudige Welt werden viele Kinder nicht verstehen, worum es überhaupt geht. Langweilen werden sie sich zwar garantiert nicht, aber ich gehe davon aus, dass man in den Kinosälen mehr Eltern als Kinder lachen hören wird.

Hast du uns noch etwas verschwiegen?
Ja, einen tollen Kurzauftritt von George Clooney, aber die genauen Umstände will ich nicht verraten.

Sonst noch was?
Nein, allerdings freue ich mich jetzt schon auf "Spy Kids: Island Of Lost Dreams", den Rodriguez als nächstes drehen wird.

Dann war’s das also. Darf ich jetzt gehen?
Wegen mir.

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