Chappie

Originaltitel: 
Chappie
Land: 
USA
Laufzeit: 
120 min
Regie: 
Neill Blomkamp
Drehbuch: 
Neill Blomkamp, Terri Tatchell
Darsteller: 
Sharlto Copley, Hugh Jackman, Dev Patel, Sigourney Weaver, Jose Pablo Cantillo, Yolandi Visser, Watkin Tudor Jones
Kinostart: 
05.03.15

Inhalt & Filmkritik:
von Sebastian Lorenz

Durch den Einsatz von Robotern bei der Polizei von Johannesburg ist die Kriminalitätsrate schlagartig auf ein Minimum zurückgegangen. Diese sog. "Scouts“ erledigen ihre Aufgaben tadellos und sollen nun auch in anderen Metropolen der Erde zum Einsatz kommen. Deon Wilson (Dev Patel) ist Programmierer bei Tetravaal Robotics und Erfinder der Scouts. Er möchte die Roboter weiterentwickeln und mit einer künstlichen Intelligenz ausstatten. Seine Ideen stoßen bei Tertravaal-Chefin Michelle Bradley (Sigourney Weaver) auf taube Ohren, denn die hat kein Interesse daran, dass ihre Polizeiroboter damit anfangen, Gedichte zu schreiben oder Bilder zu malen.

Um den Algorithmus einer künstlichen Intelligenz trotzdem heimlich zuhause testen zu können, stiehlt Wilson einen schrottreifen Scout, sowie jede Menge Einzelteile.

Dort kommt er jedoch nicht an, denn ein Gangsterpärchen (Ninja und Yo-Landi Vi$$er) entführt den Programmierer mitsamt Equipment. Die Beiden haben ganz eigene Probleme und schulden dem Oberkriminellen der Stadt ziemlich viel Geld. Um bei einem geplanten Überfall überhaupt eine Chance auf den ganz großen Coup zu haben, soll Wilson die Scouts abschalten, was jedoch technisch nicht möglich ist. Einmal eingeschaltet, laufen die Scouts bis ihre Batterie am Ende ist.

Er überzeugt sie jedoch von seinem Plan, die künstliche Intelligenz am beschädigten Scout auszuprobieren. Das Gangsterpärchen sieht die Chance, den Roboter für ihren Überfall zu benutzen. Und so kommt Chappie (Sharlto Copley) auf die Welt.

Der experimentelle Roboter muss zuerst alles neu erlernen und gerät von Anfang an zwischen die Fronten, denn „Mutter“ Yo-Landi, „Vater“ Ninja und „Schöpfer“ Deon haben alle unterschiedliche Absichten und Moralvorstellungen, die den naiven, kindlichen Intellekt von Chappie von Anfang an von einem Dilemma ins nächste befördert.

Dieses ganze illegale Treiben bleibt nicht unbeobachtet. Vincent Moore (Hugh Jackman), der auch bei Tetravaal Robotics arbeitet, ist Wilsons Scout-Programm ein Dorn im Auge. In Chappie sieht er die Chance, den ungeliebten Konkurrenten mit seinen Scouts aus dem Weg zu räumen, um seine eigenes Roboterprogramm zu etablieren und endlich aus der zweiten Reihe aufzurücken.

© 2015 Sony Pictures Releasing GmbH

Chappie gehört neben Jupiter Ascending zu den wenigen Hollywood-Großproduktionen des Jahres, die weder eine Verfilmung von irgendwas darstellt, noch ein Reboot/Sequel/Prequel/Remake ist.

Der 115-Millionen-Dollar-Film liegt mit seinem Look und der Atmosphäre viel näher an District 9 als an Blomkamps letztem Blockbuster Elysium. In der ersten Filmminute fragt man sich auch direkt, ob das Kino ausversehen District 9 eingelegt an. Nicht nur ist seine Heimatstadt Johannesburg erneut der Schauplatz des Geschehens, auch wird der Zuschauer im Pseudo-Dokumentarstil mit einer Reihe von Interviews und Nachrichtenschnipseln mit dem aktuellen Geschehen vertraut gemacht.

Die Handlung ist nicht kompliziert, läuft gradlinig und ohne Längen. Alles dreht sich um den Roboter Chappie, der trotz mangelnder Mimik und karger Ausstattung ein großes Maß an Emotionen zu übertragen vermag. Chappie hat keine großen Augen wie Wall-E oder andere Filmroboter, dafür aber zwei Antennen, die wie Hasenohren aussehen und sich entsprechend der Gefühlslage bewegen. Blomkamps Stammschauspieler Sharlto Copley, der Chappie via Motion Capture darstellt und vor allem mit seiner Stimme arbeitet, macht den Roboter von den ersten Momenten an zu einem Symathieträger und beweist einmal mehr, dass er zu einem der wandlungsfähigeren Schauspieler unseres Planeten gehört.

Man kann jedenfalls nicht anders, als mit dem Roboter mitzufiebern, der aufgrund mangelder Erfahrungswerte und widersprüchlichen Lebensweisheiten von drei sehr unterschiedlichen Bezugspersonen von einer Konfliktsituation in die nächste gerät und nicht versteht Was, Wieso oder Warum. Dem nerdigen Programmierer Wilson, der sich garantiert nicht die kriminelle Umgebung für seinen Prototypen zum "Aufwachsen" gewünscht hat, muss er versprechen, nie ein Verbrechen zu begehen. Das stinkt Ninja natürlich gewaltig, der Chappie als erstes Schießunterricht gibt und aus ihm einen echten Macho-Straßengangster machen will. Yo-Landi bekommt Muttergefühle, liest ihm Kinderbücher vor und fördert seine kreativen Fähigkeiten.

© 2015 Sony Pictures Releasing GmbH

Ninja und Yo-Landi Vi$$er, die im realen Leben unter denselben Namen mit ihrer Rap-Rave-Formation Die Antwoord vor allem in Südafrika sehr bekannt sind, spielen natürlich fiktive Rollen, aber irgendwie auch sich selbst. So wird im Verlauf des Films der eine oder andere Musikstück der Beiden in den Soundtrack mit eingespielt und man trägt T-Shirts, auf denen riesengroß der Bandname aufgedruckt ist.

Ninja, dessen richtiger Name Watkin Tudor Jones lautet, ist ein riesengroßer Fan von District 9 und hat sich sogar die Initialien „D9“ auf die Unterlippen-Innenseite tätowiert. Neill Blomkamp wiederum ist Fan von Die Antwoord und wollte den Künstler schon für die Hauptrolle in Elysium verpflichten.

Für die nötige Portion Hollywood konnten Sigourney Weaver und Hugh Jackman gewonnen werden. Die Namen der beliebten Schauspielgrößen mögen für die weltweite Vermarktung des Films dienlich gewesen sein, doch vor allem Weavers Rolle fällt viel kleiner aus, als einem die Trailer glauben lassen. Hugh Jackman jedenfalls trägt seine Vokuhila mit Würde und es macht Spaß, ihm bei seine Schurkenrolle zuzuschauen, auch wenn sie recht eindimensional ausfällt und bekannte Klischees bedient.

Chappie, der auf Blomkamps Kurzfilm Tetra Vaal (siehe Video) aus dem Jahr 2003 basiert, ist kein innovatives Meisterwerk, doch das will er auch nicht sein.

Der Film macht Spaß und hat Herz. Er bietet eine gute Mischung aus Action, Emotionen und Humor und wartet mit einem überraschenden Ende auf, welches man nicht unbedingt erwartet.

Wem die bisherigen Blomkamp-Filme gefallen und auch an Wall-E oder Nummer 5 lebt! seine Freude hat, der wird von Chappie auf jeden Fall gut unterhalten.

CHAPPIE Movie Clip - "Real Gangster"

Neill Blomkamp - Tetra Vaal - Original Resolution Video

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