Planet der Affen

Originaltitel: 
Planet of the Apes
Land: 
USA
Laufzeit: 
112 min
Regie: 
Franklin J. Schaffner
Drehbuch: 
Michael Wilson, Rod Serling
Darsteller: 
Charlton Heston, Roddy McDowall, Kim Hunter
Kinostart: 
03.05.68

Inhalt

Drei Astronauten stürzen auf einem unbekannten Planeten ab. Zu ihrem Entsetzen stellen sie fest, das auf diesem Planeten Affen die dominierende Spezies sind. Die Affen jagen Menschen wie Tiere und zwei der Astronauten sterben. Allein der zynische und von den Menschen angewiderte Taylor bleibt am Leben.

Er wird gefangengenommen, und da er schwer verletzt ist, merken die Affen zunächst nicht, dass er sich von den anderen Menschen dieser Welt in einem ganz entscheidenden Punkt unterscheidet. Als die Affen hören, das er sprechen kann, kommt das für die Affen einem Kulturschock gleich. Die Schimpansen Cornelius und Zira sind da schon wesentlich aufgeschlossener. Als Taylor vor Gericht gestellt wird, laufen sie Gefahr, selbst wegen Ketzerei verurteilt zu werden.


Hintergründe

von Sebastian Lorenz. „Könnt ihr nicht eure dreckigen Pfoten von meinem Körper nehmen, ihr blöden Affen!“ - da haben Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans nicht schlecht gestaunt, als Charlton Heston ihnen seinen Unmut über seine Behandlung auf diese politisch äußerst korrekte Weise mitteilte. Planet der Affen spielt in einer Welt, in der sich Affen zur dominanten Spezies aufgeschwungen haben (im wahrsten Sinne des Wortes) und die dummen, wilden Menschen maximal als Sklaven für einfachste Tätigkeiten taugen. Wenn überhaupt.

Der Film aus dem Jahr 1968 ist nicht nur für das zu der Zeit bahnbrechende Affen-Makeup berühmt, sondern auch für sein Ende, das den Zuschauer mit einer schockierenden Wendung zurücklässt und Charlton Heston einen mentalen Zusammenbruch am Strand beschert. Planet der Affen wurde für zwei Oscars nominiert und war außerdem der erfolgreichste Film des Jahres.

Drehbuchautor Rod Serling, der in den 60ern mit seiner Anthologieserie The Twilight Zone auf einer Erfolgswelle schwamm, hat als einer der ersten den Versuch unternommen, die Romanvorlage des Franzosen Pierre Boulle als Kinofilm zu adaptieren. Auch Produzent Arthur P. Jacobs, quasi der Rick Berman des Planet-der-Affen-Imperiums, hatte "so was wie King Kong" im Sinn, mit Schauspielgrößen wie Marlon Brandon, John Wayne oder Paul Newman. Wenn schon, denn schon.

Die Kollaboration der beiden brachte das Projekt Mitte der 60er erst in Gang. Dabei wurde Jacobs von vielen Studiobossen für diese verrückte Filmidee ausgelacht, bevor sich das Studio 20th Century Fox letztendlich auf das Abenteuer einließ und die Produktion bewilligte. Dabei halfen Testaufnahmen mit den aus dem Film bekannten Masken, die die Verantwortlichen überzeugten, dass man sich mit sprechenden Affen wahrscheinlich doch nicht komplett lächerlich (zum Affen?) machen würde. Außerdem konnte mit Charlton Heston frühzeitig ein bekannter Name für die Hauptrolle verpflichtet werden.

In einer Zeit, in der große Hollywood-Produktionen mit einem Budget von 2,5 Millionen Dollar zurechtkommen mussten (und das war schon wahnsinnig viel), konnten die Kosten für Planet der Affen von gigantischen acht Millionen auf immerhin 5,8 Millionen reduziert werden. Unter anderem musste die ursprünglich geplante moderne und technisch weit entwickelte Affenstadt rudimentären Behausungen im Urwald weichen. War halt billiger.

Der inhaltliche und kommerzielle Erfolg hat bis 1973 im Eiltempo vier weitere Filme hervorgebracht. Die Qualität schwankt jedoch sehr stark. Zwischen genialen Momenten muss man teilweise auch viel Langeweile und Dialoge zum Fremdschämen ertragen. Auf den nächsten Filmseiten gehen wir genauer darauf ein.

Planet der Affen hat verstörende Dystopien salonfähig gemacht und einer Reihe anderer Klassiker den Weg geebnet. Dazu gehören u.a. Jahr 2022...die überleben wollen, Der Omega-Mann, Flucht ins 23. Jahrhundert oder George Lucas THX 1138, die allesamt in den 70ern entstanden.


Filmkritik

von Markus Rohde & Falk T. Puschmann. Eigentlich schätzte der französische Autor Pierre Boulle seine Novelle "Der Affenplanet" als eins seiner schlechteren Werke ein, aber der amerikanische Produzent Arthur P. Jacobs sah das ganz anders. Er erwarb die Rechte an dem Stoff, ließ ein Drehbuch schreiben, und bot das Ganze diversen Studios an. Doch niemand interessierte sich für eine Geschichte, in der Affen sprechen konnten. Schließlich suchte sich Jacobs einen populären Star, um das Projekt besser verkaufen zu können: Charlton Heston. Jetzt begann sich 20th Century Fox für den Film zu interessieren.

Ein kleiner Testfilm überzeugte die Studiobosse endgültig, und man holte den Maskenbildner John Chambers ins Team, dessen Aufgabe es war, echt wirkende Affenmasken zu erstellen. Dies gelang ihm schließlich auch Oscarprämiert.

In den frühen Drehbuchfassungen war die Affenzivilisation, wie in der Novelle, eine High-Tech Gesellschaft. Um Kosten zu sparen, wurde die Kultur auf einen primitiveren Level zurückgefahren. Michael Wilson, der schon die Boulle Novelle "Die Brücke am Kwai" für das Kino bearbeitet hatte, schrieb das endgültige Drehbuch. Und 1967 konnten endlich die Dreharbeiten beginnen.

Gerade die Gerichtsszene war dem Drehbuchautor Michael Wilson sehr wichtig. Er verarbeitete darin seine persönlichen Erfahrungen als Opfer der McCarthy Verfolgungen in den 50er Jahren. Und es ist sicher kein Zufall, das die drei Affen, die das Verhör leiten, sich in einem kurzem Moment, Augen, Ohren und Mund zuhalten.

Die politischen und sozialkritischen Aspekte von "Planet der Affen" waren eine kleine Sensation. Zumal "Anspruch" das Letzte war, was das Studio wollte. Mort Abrahams, Co-Produzent von Planet der Affen, sagte dazu: "Ohne je darüber gesprochen zu haben, machten wir einen politischen Film. Wir haben nicht mal unter uns darüber gesprochen, denn zu dieser Zeit war Krieg in Vietnam. Ein politischer Film war damals das letzte, was das Studio wollte. Das Land hatte ernste Probleme."

Ein weiteres Thema des Films ist das Verhalten von Gruppen zueinander. Jede Affengruppe hat Vorurteile gegen eine andere und alle gemeinsam haben Vorurteile gegen die Menschen. Interessanterweise verhielten sich die Schauspieler und Statisten in den Drehpausen genauso. Kim Hunter, Darstellerin der Zira, erinnert sich: "Die Gorillas hingen zusammen herum und die Schimpansen hingen zusammen herum. Ich habe damals nicht sehr viel mit Maurice Evans gesprochen während der Dreharbeiten, obwohl wir uns sehr gut kannten. Aber er war eben ein Orang-Utan, einer von den anderen."

Planet der Affen wurde - gewollt oder ungewollt - Vorreiter für den "anspruchsvollen" Science Fiction-Film. Und neben "2001" macht er deutlich, dass das Genre im Kino erwachsen geworden war. Bemerkenswert ist zudem die Abschlussszene, die wohl nicht ohne Grund in die Filmgeschichte eingegangen ist. Auch nach dem wiederholten Ansehen des Filmes verblüfft einen die Unerbittlichkeit und Direktheit des Unhappy-Endings. Obwohl man es den ganzen Film über geahnt hat, trifft es einen dennoch wie ein Schlag in die Magengrube.

"Planet der Affen" gehört zu den Science Fiction-Klassikern, die man sich auch heute noch gut anschauen kann, da er handwerklich sehr gut gelungen ist. Zwar nehmen sich die Spezialeffekte nach heutigen Maßstäben eher einfach und minimalistisch aus, erfüllen dennoch perfekt ihren Zweck. Alleine die Musik mag etwas verstören. Altmeister Jerry Goldsmith (u. a. "Star Trek", "Alien" und "die Mumie") stimmt hier sehr ungewohnte, unmelodische Töne an.

Die Besetzung erwies sich als Glücksgriff, auch wenn heute alleine Charlton Heston und vielleicht noch Roddy McDowall dem breiteren Publikum bekannt sein dürften. Die verstörende Kulisse am Ende findet sich als Hommage in vielen anderen SF-Filmen, z.B. in Mel Brooks "Spaceballs" oder leicht verändert/vereist ihm neuen Emmerich-Werk "The Day after Tomorrow" wieder. Zudem war der Film erfolgreich genug um vier Fortsetzungen, eine TV-Serie, eine Zeichentrickserie und ein Remake nach sich zu ziehen.