Poltergeist

Originaltitel: 
Poltergeist
Land: 
USA
Laufzeit: 
109 min
Regie: 
Tobe Hooper
Drehbuch: 
Steven Spielberg
Darsteller: 
JoBeth Williams, Craig T. Nelson, Beatrice Straight, Dominique Dunne, Oliver Robins, Heather O'Rourke
Kinostart: 
24.09.82

Die Freelings sind eine ganz normale amerikanische Familie: Vater, Mutter, drei Kinder und der Hund leben in einer schicken Neubausiedlung, streiten mit ihren Nachbarn, rauchen schon mal einen Joint und sind fernsehsüchtig wie so viele andere auch. Kein Grund zur Sorge, bis eines nachts die jüngste Tochter Carol-Ann mit dem Fernsehbild spricht. In dem Testbild erkennt sie Personen, die für die anderen Mitglieder unsichtbar bleiben.

Auch an anderen Orten im Haus geschehen Merkwürdigkeiten: Gabeln verbiegen sich, Stühle rücken durch die Wohnung und der Hund bellt die Wände an. Anfangs noch halb verwirrt, halb amüsiert über die Vorgänge im Haus, rückt das Unheil immer näher:
Als ein Orkan über die Kleinstadt zieht, erwacht ein bis dahin toter Baum vor dem Haus zum Leben und versucht, den Sohn mit Gewalt zu verschlingen. Der Vater kann das Kind noch vor den Naturgewalten retten, doch scheint der Angriff des Baumes nur ein Ablenkungsmanöver: Während die Eltern im Vorgarten mit der Rettung des Sohnes beschäftigt sind, öffnet sich im Kinderzimmer ein Tor zum Jenseits und saugt alles in sich hinein - auch die kleine Carol-Ann.

Einziger Hinweis auf Carol Ann ist ihre Stimme, die aus dem Fernseher ertönt. Die verzweifelten Eltern ziehen ein Team von Geisterjägern zu Rate, um ihre Tochter zu retten. Zwar erkennen sie, dass Poltergeister im Haus ihr Unwesen treiben und das Kind gefangen halten, doch verspricht nur die exzentrische Geisterbeschwörerin Tangina einen Weg zur Rettung des Mädchens.

Durch einen dramatischen und hochspannenden Kampf gelingt es, Carol-Ann wieder ins Reich der Lebenden zu holen, aber auch Tangina unterschätzt die Lage - und die Untoten greifen wieder an ...


Filmkritik:
von Holger Lodahl (für SF-Radio.net)

Produzent Steven Spielberg und Regisseur Tobe Hooper befreien in ihrem Film Poltergeister und Untote aus ihren Spukschlössern und Folterkammern und ließen sie in ein komfortables Familienhaus einziehen.

Der Umzug hat sich gelohnt: In Spannungsaufbau und Atmosphäre ist Poltergeist ungewöhnlich spannend und hat auch nach über zwanzig Jahren nicht an Unterhaltungswert verloren.

Wie in einem Spiel beginnt der Spuk ganz langsam, und der Zuschauer ist genau wie die Filmfiguren noch amüsiert über die Vorgänge im Haus. Aber mehr und mehr spielt der Film auch mit Urängsten der Menschen: Wer kennt nicht die Angst der Kinder vor Monstern unter dem Bett? Welches Kind sieht in harmlosen Schatten der Bäume nicht auch lebende Figuren, die mit ihren dünnen Fingern zugrabschen?
Die Spannung steigert sich immer mehr, und schließlich hat der Zuschauer kaum mehr Zeit, in Ruhe Luft zu holen.

Poltergeist ist mehr als ein Gruselfilm. Er schafft es, seine Spannung ohne jegliche Tote und fast ohne Blut zu erzeugen. Die eingesetzten Tricks waren zum Produktionszeit die besten im Filmgeschäft. Sie wirken heute etwas antiquiert, haben aber nichts von seiner Wirkung verloren.

Der Film präsentiert auch Szenen, in denen man unwillkürlich schmunzeln muss:
Wenn der Assistent der Geistesbeschwörerin begeistert von seinem Erlebnis erzählt, bei dem ein kleiner Gegenstand sich langsam über einen Meter bewegte und dann sieht, wie in Carol Anns Kinderzimmer alle Gegenstände aggressiv kreuz und quer durch die Wohnung fliegen, dann ist sein Gesichtsausdruck ein befreiendes Lachen wert.

Wegen dieser Momente nimmt sich der Film auch nicht ganz so ernst und ist auch als Satire auf den American Way of Life zu verstehen. Wurzel des ganzen Spuks ist die Tatsache, dass die Neubausiedlung auf Friedhöfen gebaut wurde, ohne die Toten umzubetten. Diese Gewinnsucht der Kapitalisten wird mit den bösen Angriffen und der Zerstörungswut der Toten bestraft, während gleichzeitig auch dargestellt wird, dass es hinter den sauberen Fassaden der weißen Häuser gewaltig brummen kann.

Dass der Spuk aus dem allgegenwärtigen Fernsehapparat kommt, zeigt auch eine gewisse Medienkritik. Spielberg weist geschickt daraufhin, dass das Fernsehen fast mehr Gewalt und Einfluss auf die Kinder hat als die Mutter.

Deswegen ist Poltergeist auch ein Film über Mutterliebe. Der Film gewinnt seine Spannung durch den Kampf der Mutter Diane um ihr Kind. Sie ist es, die immer wieder den Kampf mit den Geistern aufnimmt und sich durch nichts und gar nichts abhalten lässt, ihre Kinder zu retten. Das Entsetzen über die Ereignisse ist ihr ins Gesicht geschrieben und wecken gleichzeitig Kräfte in ihr, die sie selber kaum geahnt hätte. Es gibt wenig Filme, in denen der Kampf der Mutter um ihr Kind mit so viel Spannung verbunden ist.

Poltergeist ist ein Klassiker des Horrorfilmes und auch beim zweiten oder dritten Ansehen spannend und mitreißend!

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