L.A. Crash

Originaltitel: 
Crash
Land: 
USA / Deutschland
Laufzeit: 
113 min
Regie: 
Paul Haggis
Drehbuch: 
Paul Haggis
Darsteller: 
Sandra Bullock, Don Cheadle, Matt Dillon, Brendan Fraser, Terrence Dashon Howard (als Terrence Howard), Ludacris (als Chris 'Ludacris' Bridges)
Kinostart: 
04.08.05

36 Stunden L.A. aus der Sicht von gut einem Dutzend Menschen wie sie verschiedener kaum sein könnten. Durch Zufälle überkreuzen sich die Leben der Menschen und ihre Wege trennen sich fast genau so schnell wie sie sich kreuzten und dennoch hinterlassen sie bleibende Eindrücke. Die Bewohner der Riesenmetropole müssen sich dabei den ganz normalen Alltagsproblemen stellen, die man in der Großstadt hat, aber auch den eher nicht als normal angesehenen Problemen wie Rassismus, sexuelle Belästigung und versuchen sich gegen Feinde aufzulehnen, denen sie nicht gewachsen sind. Ein jeder der Menschen muss einen persönlichen Schicksalsschlag erleiden. Manch einer ist härter als ein anderer aber vergessen wird keiner eines der Ereignisse und auch der Zuschauer vor der Leinwand wird diese nicht so schnell vergessen…


Filmkritik:
von Yves Leiendecker (für SF-Radio.net)

Achtung Spoiler!

Wer im Kino nur eine leichte Unterhaltung zu einer Tüte Popcorn sucht ist bei „L.A. Crash“ vollkommen falsch aufgehoben. Der Film soll ein Spiegel der Amerikanischen Gesellschaft sein und kritisiert political correctness ebenso wie Rassismus, Gewalt ebenso wie Schutz durch die Polizei. Jedoch ist „L.A. Crash“ auch ein Film über den man lachen kann. Wenn sich zwei Schwarze darüber beschweren, dass man ihnen mit Vorurteilen begegnet und danach ein weißes Pärchen ausrauben oder wenn eine Frau hysterisch ihren Unmut über eine Angestellte auslässt und dann die Treppe herunterfällt und von eben dieser Angestellten gerettet wird. Den Humor den der Film hat, ist sehr auf die Situation bezogen und nicht alltäglich.

Ebenso unnormal ist die Härte mit der Regisseur Paul Haggis die Dramatik des Films auf den Zuschauer loslässt. Wenn sich die Tochter von Daniel unverwundbar fühlt und ihren Dad schützen will und sich vor ihn wirft, als sich ein Schuss aus der Waffe löst, ist im ganzen Kinosaal Stille und es geht einem durch Mark und Bein. Man wird mit keinem Schicksal und bei keiner Tragik verschont. Paul Haggis lässt den Zuschauer die ganze Bandbreite an Gefühlen Glück, Wut, Enttäuschung, Verzweifelung, Trauer, Fassungslosigkeit oder Hass spüren und auch mitempfinden.

Neben der Dramatik ist vor allem die Machart sehr gelungen. Die vielen Handlungsbögen und wie sie sich treffen und trennen ist unglaublich gut gelöst. Auch die Kameraführung lässt den Zuschauer mitfühlen und mit den Charakteren mitfiebern. Die Musik ist zwar manchmal etwas laut aber nie störend und untermalt die Szenen in unglaublich guter Weise. Die Story ist – auch wenn anfänglich verborgen – sehr krass und überschreitet dabei mehr als nur ein Tabu. „L.A. Crash“ kann es ohne weiteres mit anderen Patchworkfilmen wie „Traffic – Die Macht des Kartells“ oder dem Kultfilm „Pulp Fiction“ aufnehmen und fordert dem Zuschauer eine Konzentration ab, die man aber automatisch ab der 1. Minute aufbringt und bis zur 113. Minute beibehält. Man denkt zwar bereits früh, dass Schluss sei, aber es geht noch weiter und man bleibt gebannt. Und wenn man zum 11. Mal denkt, dass Schluss sei, geht es noch immer weiter und beim 12. Mal, dann ist wirklich Schluss.

„L.A. Crash“ ist einer der sozialkritischsten Filme der letzten Zeit. Spannend und schockierend von Anfang bis zum Schluss zeichnet er sich vor allem durch seine Konsequenz und seine Atmosphäre aus. Wer mehr als nur Unterhaltung will, dem kann man „L.A. Crash“ empfehlen, denn er ist ein Film bei dem man aus dem Kino geht und darüber nachdenkt und denkt und denkt und denkt….

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