Lost in Translation

Originaltitel: 
Lost in Translation
Land: 
USA / Japan
Laufzeit: 
97 min
Regie: 
Sofia Coppola
Drehbuch: 
Sofia Coppola
Darsteller: 
Bill Murray, Scarlett Johansson, Giovanni Ribis, Anna Faris
Kinostart: 
08.01.04

Bob Harris ist ein alternder Schauspieler, der in seinem Leben schon einige große Rollen hatte. Nun ist er in Japan und dreht Werbefilme für eine völlig unbekannte Whiskey-Sorte. Frau und Kinder sind daheim und kommen besser ohne ihn aus. Charlotte ist mit ihrem Ehemann von zwei Jahren nach Japan gekommen. Der Gatte ist Photograph und ist viel unterwegs. Sie hat nicht viel zu tun, außer im Hotelzimmer zu sitzen.
Beide sind schlaflos und verloren in einer völlig fremden Stadt...

„Can you keep a secret? I'm trying to organize a prison break. We have to first get out of this bar, then the hotel, then the city, and then the country. Are you in or are you out?”


Filmkritik:
von Susi Feistel (für SF-Radio.net)

Es ist einer der schönsten Filme, die in diesem Jahr bisher herausgekommen sind. Er ist etwas Anderes und doch etwas ganz Normales. Sofia Coppola hat ein Stück fremde Normalität mit so viel Gefühl und Humor eingefangen, dass man diesem Film einfach nicht wiederstehen kann.

Mal leise und unauffällig, mal kreischend bunt zeigt Sofia Coppola den Unterschied zwischen unserer westlichen und der östlichen Kultur. Die Verlorenheit der Charaktere in der unbekannten Welt ist in jeder Szene zu fühlen. Lange Straßenzüge voller kalter Hochhäuser aus Glas und Beton, blinkende und flackernde Leuchtreklamen in fremder Schrift. Menschen, die völlig unverständlich sprechen, bei denen man selbst Gestik und Mimik nicht deuten kann, hilflose Blicke zum Dolmetscher. Bill Murray in einem vollen Fahrstuhl, in dem alle einen Kopf kleiner als er sind. Doch trotz aller tragikomischen Momente, wirkt der Film zu keiner Zeit überzogen oder unrealistisch.

Auf der anderen Seite ist die Beziehung der beiden das, woran sie sich und wir uns festhalten können. Jemand, der die eigene Sprache versteht, die Schlaflosigkeit und die Einsamkeit teilt. Jemand, mit dem man in die Stadt hinausgehen kann, ohne dabei zu verzweifeln.

Der Film balanciert diese Aspekte perfekt. Man ist mit den beiden Hauptfiguren verloren, stürzt sich aber nichts desto trotz in das Abenteuer, die Großstadt Tokyo zu erkunden.

Sofia Coppola, Tochter von Francis Ford Coppola, liefert mit „Lost In Translation“ ein kleines Meisterwerk ab. Dabei hat sie nicht nur Regie geführt, sondern auch das Drehbuch geschrieben. Hervorragend sind auch die beiden Hauptdarsteller Bill Murray und Scarlett Johansson. Sie verleihen dem Film viel an Gefühl und Realität.

Für Bill Murray ist es wahrscheinlich die Rolle seines Lebens. Dass er den Oscar für seine Darstellung nicht bekommen hat, ist wirklich schade. Man erkennt nichts mehr von dem Ex-Ghostbuster, lediglich die manchmal hochgehende Augenbraue erinnert an alte Zeiten. Wenn Bob Harris am Telefon mit seiner nicht mehr ganz so liebenden Ehefrau spricht, und sie vor dem „Ich liebe dich“ völlig unaufmerksam auflegt, bricht einem schon fast das Herz.

Scarlett Johansson spielt den Konterpart zu Murrays Figur – Charlotte, mit abgeschlossenem Philosophiestudium und Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten, wird von ihrem Photographenehemann im Hotelzimmer allein zurückgelassen. Mit ihrem schüchternen Lächeln gewinnt sie nicht nur Bob Harris. Scarlett Johansson war bereits in „Arac Attack“ und „Der Pferdeflüsterer“ zu sehen. Man sollte sie im Auge behalten, sie wird in den nächsten zwei Jahren in so einigen Filmen auftauchen.

Als letztes sollte noch der Soundtrack erwähnt werden. Er passt in jeder Minute und oft braucht man überhaupt keine Dialoge, sondern nur diese Musik. Bill Murrays Version von „More Than This“ (Das Original ist von Roxy Music) ist natürlich eines der Highlights...

Fazit: Diesen Film sollte man gesehen haben. Er ist mal etwas anderes als das übliche „Mainstream-Hollywood-Action-Blockbuster-Megaevent“. Keine Action, kein Sex, nur eine wirklich schöne Geschichte über zwei verlorene Seelen in einer fremden Welt.

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