Exorzist: Der Anfang

Originaltitel: 
Exorcist: The Beginning
Land: 
USA
Laufzeit: 
114 min
Regie: 
Renny Harlin
Drehbuch: 
William Peter Blatty, William Wisher Jr., Caleb Carr, Alexi Hawley
Darsteller: 
Stellan Skarsgård, Izabella Scorupco, James D'Arcy
Kinostart: 
18.11.04

Pater Lankester Merrin glaubt, dass er das Gesicht des Bösen gesehen hat. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wird Merrin immer wieder von schrecklichen Erinnerungen gequält: Er kann die Grausamkeiten nicht vergessen, die seine unschuldigen Gemeindemitglieder durch die Nazis erleiden mussten. Angesichts dieser Erlebnisse hat er seinen Glauben an die Menschen und auch an den Allmächtigen verloren. Wenn er ehrlich ist, kann er sich nicht mehr als Mann Gottes bezeichnen.

Merrin hat seine Heimat Holland fluchtartig verlassen - er will dem Grauen entkommen, das er dort erlebt hat. Als er ziellos durch Kairo streift, schlägt ihm ein Antiquitätensammler vor, an den Ausgrabungen britischer Archäologen in der unzugänglichen Turkana-Region Kenias teilzunehmen. Die Forscher haben dort eine christlich-byzantinische Kirche entdeckt: Sie sieht aus, als sei sie nie benutzt und stattdessen am Tag ihrer Fertigstellung von einem Erdhügel bedeckt worden. Merrin hat in Oxford Archäologie studiert - deswegen möchte der Sammler, dass der Pater in der Kirche eine dort versteckte altertümliche Reliquie aufspürt, bevor die Briten sie finden.

Doch unter der Kirche ruht etwas noch viel Altertümlicheres. Es wartet nur auf seine Erweckung. Die Dorfbewohner werden vom Wahnsinn befallen, britische Soldaten rücken an, um den Ausgrabungsort zu bewachen. Hilflos muss Merrin zusehen, wie sich die Kriegsgräuel in dem schuldlosen Dorf wiederholen - dabei hatte er inständig gebetet, derartige Gräuel nie wieder erleben zu müssen. Das Blut der Unschuldigen tränkt die ostafrikanische Erde. Doch das Grauen hat damit erst begonnen. Am Geburtsort des Bösen wird Merrin ihm endlich ins Gesicht sehen.


Filmkritik
von Markus Rohde (für SF-Radio.net)

"Der Exorzist" ist einer der grausigsten Filme aller Zeiten. Der von William Peter Blatty geschriebene und von William Friedkin inszenierte Film berichtet anschaulich wie wenige Filme zuvor, vom makabren Schicksal der zwölfjährigen Regan, die von einem Dämon besessen ist. Nur ein entschiedener Exorzismus kann sie aus den Klauen des Dämons befreien.

"Exorzist: Der Anfang" berichtet über das, was Pater Merrin 25 Jahre zuvor erlebt hat: jene schrecklichen Ereignisse, durch die er erstmals vom Glauben an Gott abfiel und die ihm schließlich den Weg zum Exorzismus wiesen.

"Exorzist: Der Anfang" entstand ausschließlich in den Cinecittà-Studios in Rom: Sie doubelten die unterschiedlichsten Schauplätze des Films: Afrika, Kairo und Holland. Die Crew baute riesige Sets und setzte unterschiedlichste Techniken ein, um die Illusion zu erschaffen: dass man sich im tiefsten Afrika befindet und nicht auf einem Studiogelände.

Auf dem Außengelände von Cinecittà entstand eine gewaltige Schlucht aus Glasfaser. Mithilfe von später eingefügten Computerbildern konnte man in diesen Sets die unterschiedlichsten Szenen drehen. Die Fläche der Schlucht betrug 80 mal 60 Meter und war bis zu zehn Meter hoch. Während der Dreharbeiten passte man die Höhe des Talbodens den Gegebenheiten der jeweiligen Szene an, und bei der Endfertigung kamen im Computer generierte Bilder hinzu, die dann den gewünschten Eindruck vermitteln sollten.

Sehr oft wurde also auf Unterstützung von CGI gesetzt. Leider mit mäßigem Erfolg, denn die CGI-Elemente sehen hundsmiserabel aus. Und wenn wir schon bei den Tieren sind. Die Hyänen, die in dem Film vorkommen, wirken da schon sehr gruselig. Allerdings nur gruselig schlecht. Fraglich ist, warum es überhaupt nötig war auf Computereffekte zurückzugreifen. Ein stimmungsvoller Horrorfilm hat dies nun zuallererst nicht unbedingt nötig. Und die Stimmung ist eindeutig die Stärke dieses Films. Gekonnt schafft Regisseur Renny Harlin durch die Beleuchtung eine düstere und stimmige Atmosphäre. Die Optik ist gelungen.

Die Schockeffekte sind zwar eher der konventionellen Art via akustischer Momente, sind aber in der Regel durchaus effektiv. Spannung weiß der Film also sehr wohl aufkommen zu lassen. Der reichliche Gore-Faktor ist ein weiterer angenehmer Nebeneffekt für die, die es aushalten.

Harlin ist für seinen präzisen Inszenierungsstil bekannt, der Action-Hits wie "Stirb langsam 2", "Cliffhanger" und "Deep Blue Sea" geprägt hat. Doch auch für die leisen Töne interessiert er sich, wie man an "Eve und der letzte Gentleman" sieht, wo er als Produzent tätig war. Horrorfilme gehören nach seinen Angaben schon lange zu seinen Interessen und so war es ihm ein leichtes sich in deren Stimmung hineinzuversetzen.

Gleich zu Beginn der Dreharbeiten in Rom wurde der Regisseur Renny Harlin von einem Auto angefahren und schwer verletzt. Er zog sich einen komplizierten Beinbruch zu. Während des gesamten Drehs humpelte er also im Gips auf Krücken herum - eine erhebliche Belastung. nach Aussage Harlins, verlangte das von ihm sehr genau zu planen, was er machen wollte.

Harlin nahm sich für das Prequel etliche Fragen vor die im Original nicht geklärt werden. Es gab dort mehrere Erzählstränge, über die man nichts Näheres erfährt. Zum Beispiel wird erwähnt, dass Merrin vor Jahren in Afrika einen Exorzismus durchgeführt hat. Harlin wollte seinen Film so gestalten, dass man ihn sich als ersten der Filme anschauen kann. Wenn man dann anschließend "Der Exorzist" anschaut, wirkt dieser wie die natürliche Fortsetzung.

Regisseur Renny war der festen Überzeugung, dass der Dämon an Linda Blair erinnern soll, da es derselbe Dämon ist, der in die Menschen fährt. Obwohl man nicht weiß, wie dieses Wesen eigentlich aussieht, sollte die Maske so gestaltet werden, dass sie dem Zuschauer bekannt vorkommt.

Bei seinen Vorbereitungen sprach Maskenbildner Tunnicliffe mit dem Maskenbildner des Original-"Exorzist", Dick Smith. Von Dick erfuhr er, dass sich die Dämonenfratze in "Der Exorzist" aus Linda Blairs rundem, pausbäckigen Gesicht ergab. Die benutzte er als das entscheidende Merkmal der Dämonenmaske. Sonderlich einfallsreich ist das jedoch nicht.

Die Musik des Films stammt von Trevor Rabin. Rabin behauptet sich in der Spitzenriege der Filmkomponisten durch seine Fähigkeit, das Publikum mit seiner Musik in den Film hineinzuziehen. Er schuf die spektakulär-epische Musik zu Bruckheimers "Armageddon" und schrieb die nervös hämmernden elektronischen Sounds zum Techno-Thriller "Der Staatsfeind Nr. 1". Am anderen Ende des Spektrums ist die lyrische Orchestermusik zum Familienfilm "Jack Frost" (Jack Frost) mit Michael Keaton angesiedelt. Bei der Dokumentation "Whispers" besann Rabin sich auf seine Herkunft - er verwendete traditionelle afrikanische Instrumente, Rhythmen und Singstimmen.

Genauso bannend ist der Score zum Exorzisten. Ohne aufdringlich zu sein, unterstreicht er mit durchaus interessanten Klängen die Spannung. Und so ist die Musik eindeutig einer der Pluspunkte des Films.

Stellan Skarsgård spielt den desillusionierten Priester. Im Original von 1973 spielte Max von Sydow den Pater Merrin. Beide verbindet etwas: Sie sehen sich ähnlich und stammen beide aus Schweden. Schlecht spielt Skarsgård auch wirklich nicht und auch die anderen Darsteller sind durchaus zu ertragen. Doch leider stolpern die Darsteller stets über ihre klischeehaften Rollen und eine recht uninspirierte Story voller Brüche. Da half dann jegliche großartige Planung von Harlin nichts.

Der mehr oder weniger hinten an die Handlung geklatschte Exorzismus dient da als schwache Ausrede um eine Brücke zum ersten Film zu schlagen.

"Exorzist: Der Anfang" ist sicherlich kein Meisterwerk wie das Original. Eher ein gewöhnlicher Dutzend-Horrorfilm. Ob da ein weiterer Teil der Reihe sein musste, ist fraglich. Denn eindeutig wird hier ein - eben auch nicht gänzlich ungelungener Horrorfilm - bloß unter dem Label Exorzist verkauft.

Filmkategorie: