John Carter - Zwischen zwei Welten

Originaltitel: 
John Carter
Land: 
USA
Laufzeit: 
139 min
Regie: 
Andrew Stanton
Drehbuch: 
Andrew Stanton, Mark Andrews, Michael Chabon
Darsteller: 
Taylor Kitsch (John Carter), Lynn Collins (Dejah Thoris), Samantha Morton (Sola), Willem Dafoe (Tars Tarkas), Thomas Haden Church (Tal Hajus), Mark Strong (Matai Shang), Ciarán Hinds (Tardos Mors), Dominic West (Sab Than)
Kinostart: 
08.03.12

Filmkritik

von Claudia Kern. John Carter (Taylor Kitsch) ist ein traumatisierter Bürgerkriegsveteran, der durch ein Amulett zum Mars gelangt und dort in einen Krieg zwischen zwei verfeindeten Stadtstaaten gerät. Was der Trailer jedoch nicht verrät: John Carter ist 130 Minuten Chaos.

Das fängt schon bei der Struktur der Geschichte an. Der Film beginnt mit einem Erzähler, der uns die politische Lage auf dem Mars erklärt und klar macht, wer gut und wer böse ist. Danach springt er ins Jahr 1881, wo wir John Carter kurz begegnen, bevor ein weiterer Sprung ins Jahr 1869 (oder so) folgt. Da gibt es einige Westernszenen, man schaut das erste Mal auf die Uhr, dann endlich kommen wir zurück zum Mars und die eigentliche Geschichte kann beginnen. Oder auch nicht, denn bis zum Ende bleibt unklar, was John Carter eigentlich erzählen will und vor allem, wie er es erzählen will.

Die Szenen bei den Eingeborenen kurz nach Carters Ankunft erinnern an Avatar oder Der mit dem Wolf tanzt, gepaart mit einem - sagen wir es freundlich - recht kindlichen Humor. Es gibt sogar eine Comic-Relief-Figur, die glücklicherweise aber nicht die zähneknirschende Peinlichkeit eines Jar-Jahr Bings erreicht. In diesen Sequenzen wirkt John Carter dann auch wie ein Kinderfilm, was völlig okay wäre, wenn er nicht mehr sein wollte. Doch ähnlich wie Episode I will er mehr sein, und so bombardiert er uns mit blutleeren Schlachtszenen, Luftkämpfen, bei denen man die Guten nicht von den Bösen unterscheiden kann, und Gesprächen über das Schicksal einer Stadt, die uns nicht interessiert, weil wir von ihr nur einen Raum gesehen haben.

Wahrscheinlich hätte mich der ganze Film nicht interessiert, wenn nicht die Besetzung so gut wäre. Taylor Kitsch spielt Carter mit genau der richtigen Mischung aus Verletzlichkeit, Draufgängertum und Humor. Lynn Collins' Prinzessin ist zwar eine etwas verworrene Figur, aber die Schauspielerin gibt ihr Bestes, um sie glaubwürdig darzustellen. Mark Strong ist wie immer toll, wird aber ebenso wie Hauptbösewicht Dominic West viel zu wenig eingesetzt. Über West erfahren wir nur, dass er ein brutales Schwein ist, aber wir sehen es nicht. Wenn er schon so böse ist, dann sollte er wenigstens mal ein kleines Tier quälen und dabei dreckig lachen oder Maden essen, also Dinge tun, die den Bösen normalerweise Spaß machen. Die meiste Zeit verbringt er allerdings mit Herumstehen und Nörgeln. Da drängt sich wieder die Erinnerung an Episode I auf, in dem ebenfalls eine gute Besetzung verheizt wurde.

Ich will diesen Vergleich aber nicht überstrapazieren, denn im Gegensatz zu Episode I hat John Carter das Herz am rechten Fleck. Irgendwo in all dem Chaos steckt ein Projekt, das einmal aus Leidenschaft begonnen wurde. Es gibt Szenen und Figuren, die einen mitreißen, aber durch das anscheinend aus verschiedenen Fassungen zusammengesetzte Drehbuch wirken sie isoliert und fügen sich nicht zu einem Ganzen zusammen.

Wenn man verstehen will, was schief gelaufen ist, muss man sich nur das Plakat anschauen. Wir sehen das Disney-Logo, ein rechts unten in die Ecke gequetschtes JCM-Symbol und einen um die Hälfte reduzierten Titel. Die Aussage ist klar: Hier durfte jeder mitreden. John Carter ist nicht das Resultat einer gescheiterten, kreativen Vision, sondern das, was herauskommt, wenn ein nervöses Studio es allen recht machen will.

Am Ende hat Disney es keinem recht gemacht, das zeigen die ersten Einspielergebnisse. 250 Millionen Dollar hat der Film insgesamt gekostet, momentan schätzt man, dass das Studio auf 160 Millionen sitzen bleiben wird. Das tut mir leid, denn es gibt weitaus schlechtere Filme als John Carter. Ich bereue nicht, dass ich ihn gesehen habe. Ich wünschte nur, ich hätte den Film sehen dürfen, der den Machern vorschwebte, als sie sagten: "Hey, lasst uns John Carter of Mars verfilmen."