Kritik zu Ice Age 5 - Kollision voraus! - Ein kleines großes Missgeschick

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Ice Age 5

Durch ein kleines "Missgeschick" der Säbelzahnratte Scrat begibt sich ein riesiger Meteorit auf Kollisionskurs mit der Erde. Währenddessen versucht Manny, das Mammut (deutsche Stimme: Thomas Nero Wolff), die Beziehung mit Ellie (Daniela Hoffmann) zu retten und gleichzeitig seine Tochter Peaches davon zu überzeugen, nicht das tollpatschige Mammut Julian zu heiraten. Mannys Freunde, das Faultier Sid (Otto Waalkes) und der Säbelzahntiger Diego (Thomas Fritsch), haben ebenfalls Beziehungsprobleme. Dann kommt es fast schon zur richtig Zeit, dass sich mit dem Meteoriten andere Prioritäten in ihr Leben drängen. Als das hyperaktive Wiesel Buck (Michael Iwannek) einen Weg entdeckt, den Meteoriten abzulenken, machen sich die Freunde auf, gleich den ganzen Planeten Erde vor der Apokalypse zu bewahren.

Ein Spagat mit stumpfen Winkel

Animationsfilme wie Ice Age oder auch die Pixar-Filme sollen als Familienfilme sowohl für Erwachsene als auch Kinder funktionieren. Während Pixar den Spagat gut hinbekommt, scheint der Gleichgewichtssinn bei den Damen und Herren von Blue Sky Studios, den Machern von Ice Age, nach vier Filmen etwas abgestumpft zu sein.

Die meiste Zeit wird der Film aus Mannys Perspektive des Vaters und widerwilligen Helden erzählt. Er hat Angst um seine Tochter, die mit ihrem Verlobten allein in die Welt aufbrechen will, statt daheim in der wolligen (Verzeihung...) Obhut der beiden elterlichen Mammuts zu bleiben. Obendrein ist Peaches Verlobter Julian in den Augen von Manny als Ehemann natürlich völlig ungeeignet. Mit diesen elterlichen Sorgen können die zuschauenden Kinder aber gar nicht viel anfangen. Zwar bekommen sie das Drama der Charaktere mit, ob sie allerdings verstehen, wo das Problem liegt, dürfte bezweifelt werden.

Zum Glück gibt es aber genug Slapstick, um von der dünnen Handlung abzulenken. Natürlich hat Publikumsliebling Scrat seine Auftritte, die durchaus witzig inszeniert sind, auch wenn sein "Handlungs"strang durch den Fund eines Raumschiffes völlig ins Absurde abdriftet. Aber so können Fans der Reihe wenigstens die Eskapaden des Pseudo-Nagetiers verfolgen und sich mit ganz leichtem Sadismus an seinem ewigen Unglück erfreuen.

Wenig zu lachen

Leider ist dieser Slapstick auch der einzige Humorhöhepunkt. Zwar gibt es wieder eine Reihe skurriler Charaktere, allerdings wirken die völlig überzogen und grenzen oft an Hyperaktivität. So lässt der Film das für guten Witz absolut wichtige Timing an vielen Stellen vermissen.

Zeit fehlt dann auch für die vielen Charaktere, die Mannys Herde mittlerweile umfasst. Zu Beginn werden die einzelnen Konflikte der drei Hauptcharaktere angedeutet, finden aber angesichts des drohenden Weltuntergangs und des drängenden Plans zur Rettung kaum Raum.

Außerdem hat man als Erwachsener (und hoffentlich auch viele Kinder) den Eindruck, dass viele Beziehungsprobleme durch ein ehrliches und aufrichtiges Gespräch sowie ein bisschen Empathie einfach zu lösen wären. Das liegt auch an der fehlenden Motivation der Charaktere. So wird Buck von drei Dinosauriern verfolgt, verschweigt dies aber der Herde. Dabei könnten je zwei ausgewachsene Mammuts und Säbelzahntiger locker mit den Verfolgern fertig werden. Stattdessen dienen die Dinos einem künstlichen Spannungsaufbau, dessen Auflösung allerdings vorhersehbar ist.

Großkaliberklischees

Überhaupt präsentiert der Film leider wenig mehr als Klischees: Manny versteht seine Frau nicht, Diego hält sich für einen schlechten Vater, Sid findet aufgrund seiner Tollpatschigkeit niemanden, der ihn lieb hat. Und natürlich vergisst Manny auch noch den Hochzeitstag mit Ellie. Und dann mag er den Freund seiner Tochter nicht. Und, klar, am liebsten hätten Ellie und Manny ihren Nachwuchs immer in der Nähe.

Der Höhepunkt ist dann, dass das Wiesel Buck die rettende Idee zu Abwendung der Apokalypse aus einer versunkenen Ruine inklusive bebildertem Monolithen hat. Wer hat nochmal diese Ruine gebaut? Dinosaurier? Trilobithen? Menschen, die seit dem ersten Teil nie wieder auftauchten? Genau, das alles wirkt unheimlich konstruiert und zurechtgebogen. Wenn man Ice Age - Kollision voraus! auch nur mit einem Funken Anspruch schaut, wird man wenig Spaß haben.

Selbst Pixars Arlo und Spot hatte trotz seiner zahlreichen Klischees immer noch emotionale Wirkung und Witz, Ice Age 5 dagegen ist reines Gebrauchskino, um den Kindern mal Popcorn zu spendieren. Fans der Reihe werden sich auf ein Wiedersehen mit Manny, Diego sowie Sid freuen und über Scrat lachen, bevor sie den Film schnell vergessen.

Fazit

Ice Age 5 ist mittelmäßige Familienunterhaltung mit dünner und vorhersehbarer Story, die keine Überraschungen bietet. Dafür gibt es atemlosen Slapstick ohne Pause. Kinder werden es witzig finden, Erwachsene schmunzeln über Scrat, aber insgesamt gibt es Familien- und vor allem Kinderfilme, die auf allen Ebenen besser funktionieren als Ice Age 5.

Kinostart ist am 30. Juni.

ICE AGE 5: Kollision Voraus Exklusiv Trailer 3 German Deutsch (2016)

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