Stranger Things: Kritik zur 80er-Grusel-Hommage auf Netflix

Netflix bringt die 80er zurück. Die neue Serie Stranger Things knüpft an die übernatürlichen Filme dieses Jahrzehnts an und verneigt sich vor deren Schöpfern. Eine Hommage allein reicht jedoch in der Regel nicht für ein unterhaltsames Format. Daher stellt sich die Frage, ob Stranger Things noch mehr zu bieten hat als Anspielungen auf eine Reihe von Klassikern der Filmgeschichte.

In einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Indiana ist man Langeweile eigentlich gewöhnt. Als eines Tages jedoch ein Junge verschwindet, ist dies der Auftakt für eine Reihe von mysteriösen Ereignissen. Neben den Behörden und der Mutter des Verschwundenen machen sich auch dessen Freunde auf die Suche und stoßen dabei auf die geheimnisvolle Eleven. Das Mädchen mit dem rasierten Kopf scheint nicht nur zu wissen, was dem verschwundenen Jungen passiert ist, sie besitzt zudem auch scheinbar übernatürliche Fähigkeiten.

Eine Hommage an die 80er

Stranger Things atmet die 80er Jahre wie wohl wenige Formate in den vergangenen Jahren. Vom Setting über die Ausstattung bis hin zur musikalischen Untermalung strahlt alles den Glanz dieser Epoche aus und dürfte vor allem bei der Ü30-Generation viele Erinnerungen wecken. Die Serie ist eine Liebeserklärung an Filme wie E.T., Explorers – Ein phantastisches Abenteuer oder aber Poltergeist und setzt genau auf die Stärken, welche die Filme damals so populär gemacht haben. Mit einer spannenden Atmosphäre und einem geheimnisvollen Abenteuer wird man als Zuschauer schnell in den Bann der Geschichte gezogen. Die acht Folgen vergehen praktisch wie im Flug und scheinen für das Format genau die richtige Länge zu sein. Es gibt im Zuge der Handlung kaum wirkliche Längen, auch wenn hin und wieder eventuell etwas zu viel Teenager-Drama passiert.

Ein wichtiger Bestandteil des Unterhaltungswerts sind die Charaktere. Vor allem die Kinderrollen der Serie sind sehr gut besetzt, was dazu führt, dass deren Szenen klar zu den Highlights zählen. Die Serienschöpfer Matt und Ross Duffer beweisen hier ein gutes Händchen, da die Serie klar auf den Schultern der Kinder liegt. Mit Winona Ryder, David Harbour und Matthew Modine wurden zwar durchaus auch gute erwachsene Darsteller verpflichtet, die ebenfalls exzellente Arbeit leisten, letztendlich steht und fällt die Serie aber mit den Kindern.

Eine eigene Identität

Die Schwierigkeit von Formaten wie Stranger Things, die vor allem als Hommage funktionieren, ist die Tatsache, dass man trotzdem eine eigene Identität benötigt. Dies gelingt der Serie über weite Strecke, wenn auch nicht perfekt. So lässt sich doch festhalten, dass es sich aufgrund seiner Natur aus vielen Versatzstücken zusammensetzt, die man alle dann eben doch schon mindestens einmal gesehen hat. Die Charaktere und die Geschichte haben durchaus einen leichten Hang zum 80er-Klischee. Zum Glück helfen die Darsteller und die Inszenierung dabei, dass dies nicht wirklich schwer ins Gewicht fällt. Zwar beinhaltet Stranger Things nicht unbedingt eine neuartige Geschichte, die Art und Weise wie sie erzählt wird, lässt dies jedoch schnell vergessen.

Etwas auffällig ist allerdings, dass der Ton gerade bis zur Hälfte der Staffel etwas schwankt. Aufgrund der Tatsache, dass laut Matt und Ross Duffer nicht nur Steven Spielberg, sondern auch John Carpenter and Stephen King als Vorbild dienten, kommt ein sehr interessanter Erzählton zustande. Zum einen hat man die Geschichte rund um die Kinder, die vergleichsweise leicht erzählt wird und auch durchaus witzig ist. Auf der anderen Seite kommt der Handlungsstrang rund um Winona Ryder deutlich düsterer daher. Am Ende ergibt das Ganze einen Mix, der sich mitunter auch einmal beißt.

Das Mysterium

Festzuhalten lässt sich aber, dass Stranger Things trotz Carpenter- und King-Einflüsse mehr Grusel- als Horror ist. Wirkliche Schockmomente halten sich in Grenzen, sind aber auch nicht unbedingt notwendig. Etwas schade ist aber die Tatsache, dass die Serie ihren mythologischen Hintergrund kaum aufarbeitet. Bestimmte Sachen werden zwar geklärt, hier hätte man sich aber durchaus auch ein paar Minuten mehr Zeit nehmen können. Darüber hinaus muss der Zuschauer auch über die eine oder andere Logiklücke hinwegsehen. Gerade zu Beginn gibt es eine Szene, in der die mysteriösen Regierungsmitarbeiter keine Probleme damit haben, zu töten, um die eigenen Spuren zu verwischen. Etwas später wird dann aber eine der Hauptfiguren doch eher willkürlich verschont, was vor dem vorher gezeigten Hintergrund etwas komisch wirkt. Diese Art von Logiksprüngen gibt es ein paar Mal, so wirklich problematisch sind sie am Ende aber nicht.

Positiv erwähnt werden, sollte zum Schluss noch der Soundtrack. Die musikalische Untermalung von Stranger Things ist eines der Highlights der Serie. Der Mix aus bekannten Liedern der 80ern und den Elektrotönen trägt im großen Maße zur Atmosphäre bei und rundet das Gesamtbild hervorragend ab.

Fazit

Stranger Things ist die eine Liebeserklärung an die 80er Jahre und dürfte vor allem für die Fans dieser Epoche am besten funktionieren. Mit tollen Darstellern, einer stimmigen Atmosphäre und einem gelungenen Soundtrack macht die Serie viele Sachen richtig. Kleine Schwächen sind zwar durchaus vorhanden, sorgen jedoch kaum dafür, dass der Spaß eingeschränkt wird. Für ein Binge-Wochenende ist Stranger Things eine klare Empfehlung.

Stranger Things

Originaltitel: Stranger Things (2016)
Erstaustrahlung am 15.07.2016 bei Netflix
Darsteller: Winona Ryder, David Harbour, Finn Wolfhard, Millie Brown, Gaten Matarazzo, Caleb McLaughlin, Natalia Dyer
Produzenten: Matt Duffer, Ross Duffer, Shawn Levy, Dan Cohen
Staffeln: 3+
Anzahl der Episoden: 17+


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