Kritik zu The Walking Dead 7.08: Hearts Still Beating

SPOILER

Die siebte Staffel von The Walking Dead hatte bekanntlich ihre Höhen und Tiefen. Mit der großartigen letzten Episode ging es nach einer Talfahrt wieder steil bergauf, und auch das Halbfinale der Staffel weiß zu begeistern. Wir bekommen mehrere Handlungsstränge gezeigt, fast alle Hauptcharaktere kommen vor, und zu guter Letzt erkennt Rick (Andrew Lincoln) ein Licht am Ende des Tunnels.

It's not about getting by

Das große Highlight war (natürlich) mal wieder Negan. Jeffrey Dean Morgan sieht dem Negan aus der Comic Vorlage zwar ohne Bart wesentlich ähnlicher, aber die weißen Stoppeln im Gesicht haben ihn doch irgendwie sympathisch gemacht. Eventuell ist das auch nur eine Sache der Gewöhnung. Während der zweiten Hälfte der Staffel fällt das vielleicht schon gar nicht mehr auf.

Er macht sich nach wie vor in seiner überheblichen Art in Alexandria breit und spielt mit der Angst der Bewohner. Spencer (Austin Nichols) versucht derweil, sich bei Negan gut zu stellen, indem er von seinen Zweifeln gegenüber Rick erzählt. Negan hingegen setzt viel auf Respekt und hat dementsprechend nicht viel für hinterlistige Schlangen wie Spencer übrig.

In seinen Augen zeugt dieses Verhalten einzig davon, keinen Mumm zu haben ("You have no guts"). Ohne lang zu zögern, schlitzt er Spencer kurzerhand den Bauch auf, um dann "peinlicherweise" festzustellen, dass er wohl doch guts hatte. Eine interessante Art und Weise, uns Negans Führungsstil zu verdeutlichen. Anstatt sich über die Informationen zu freuen und Spencer zu belohnen, murkst er ihn ab und macht auch noch blöde Witze dabei. Nunja, Negan und sein kruder Humor eben.

Das Schlimme daran ist, dass man diese Aktion als Zuschauer sogar nachvollziehen kann und Negan dafür sogar ein Stück weit dankbar ist. Denn wie Gabriel in der letzten Episode bereits so schön formuliert hat, ist Spencer nun mal ein tremendous shit. Am allerschlimmsten ist dabei, dass er wirklich glaubt, im Sinne seiner verstorbenen Mutter zu handeln, was absolut nicht der Fall ist.

(c) AMC

Rosita (Christian Serratos) verlässt daraufhin die Vernunft, richtet die Waffe mit der selbst gefertigten Munition auf Negan und trifft. Allerdings nicht Negan, sondern Lucille. Was folgt, ist direkt mehrfach tragisch: Zum einen muss Olivia, die nun wirklich nichts mit der Eskalation der Lage zu tun hat, für Rositas Kurzschlusshandlung büßen.

Ihr Geschick, sich immer wieder zur falschen Zeit am falschen Ort zu befinden, gipfelt letzten Endes in einem von Negan willkürlich angeordneten Mord. Hätte sie Taras Angebot angenommen, sich als Babysitter für Judith ablösen zu lassen, wäre sie ihrem Schicksal wahrscheinlich sogar entgangen.

Alexandria hat damit nicht nur einen weiteren von Grund auf guten Charakter verloren, sondern auch den einzigen fähigen Arzt, der die Verwundeten wieder zusammenflicken kann, wenn es mal wieder hart auf hart kommt. Das zweite Problem, das sich aus Rositas Angriff ergibt, ist, dass Negan von der Möglichkeit erfährt, Patronenhülsen herzustellen. Er schnappt sich daraufhin Eugene und zwingt ihn, von nun an ausschließlich für Negan zu produzieren. Tragisch ist daran, dass er eben genau denjenige war, der Rosita ausdrücklich davor gewarnt hatte, auf Negan loszugehen.

Und zwar genau aus dem Grund, dass nicht nur sie, sondern der Rest der Gemeinde Leid tragen wird. Und Rosita tut das das, obwohl sie vor Ort war, als Glenn wegen Daryls Ausraster ermordet wurde und daher eigentlich wissen müsste, dass mit Negan nicht zu spaßen ist.

It's about getting it all

Interessant ist an dieser Stelle ebenfalls, dass auch Gabriel (Seth Gilliam) im Vorfeld noch mit Rosita über ihren Plan gesprochen und ihr genau wie Eugene (Josh McDermitt) davon abgeraten hat, auf eigene Faust loszuziehen. Er ist bezüglich des Gegenschlags ganz auf Ricks Seite und will auf den richtigen Zeitpunkt warten. Damit wird der Eindruck der beiden Charaktere, den wir in den letzten Episoden bekommen haben, noch weiter gefestigt.

Zuletzt wäre da noch das Finale vom Finale zu nennen. Die zerschlagene Gruppe findet sich im Hilltop zusammen und Rick verkündet, dass er nun bereit sei, einen Rückschlag zu planen. Wieso (noch mehr) Menschen aus seiner Gemeinde sterben mussten, damit er zu der Erkenntnis kommt, ist unklar, aber scheinbar hat er sich wieder berappelt. Vielleicht lässt er sich ja nun auch wieder seinen Bart stehen, so als Ausgleich zu dem Babypopo, den sein Widersacher jetzt im Gesicht hat.

Besonders die Szene, in der Daryl (Norman Reedus) Rick seinen geliebten Revolver überreicht, dürfte auch bei den härtesten Fans für feuchte Augen gesorgt haben. Die beiden verbindet mittlerweile eine so lange Freundschaft, und sie haben schon so extrem viel Scheiße gemeinsam durchmachen müssen. Da ist es einfach schön anzusehen wie sie sich in die Arme fallen und Rick auch sein quasi-Markenzeichen für Bad-Ass-Momente überreicht bekommt.

Nachdem wir Rick und seiner Truppe nun über acht Episoden dabei zusehen mussten, wie sie immer weiter zerbrechen und gedemütigt werden, scheint es im Februar wieder ein Licht am Ende des Tunnels zu geben. Da aber auch die Whisperer bereits für Staffel 7 angekündigt wurden, können wir uns für die nächsten Folgen auf viel Fortschritt freuen, denn in der Comicvorlage passiert noch einiges, bevor die flüsternde Gemeinschaft auftaucht.

In aller Kürze

Das Midseason-Finale ist zwar nicht so actiongeladen, wie es vielleicht hätte sein können, macht seinem Namen aber Ehre: Die Gruppe hat wieder zusammengefunden, und Rick ist wieder auf dem Weg, der Alte zu werden. Der Negan-bricht-Rick-Akt scheint abgeschlossen zu sein. In der zweiten Staffelhälfte werden dann wohl die nötigen Vorbereitungen für einen Rückschlag getroffen, mit dessen Durchführung dann das große Finale besiegelt werden dürfte.

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