DC-Comic-Kritik: Titans Hunt - Vor Rebirth (1/3)

DC Comics Teen Titans Hunt

Titans

Nahezu jeder kennt sie, die berühmtesten Mitglieder der Justice League: Batman, Superman und Wonder Woman. Neben dieser sogenannten "Trinity" gehören der Liga bekanntermaßen auch noch Namen wie Flash, Green Arrow oder Aquaman an.

Letzterem hat man lange nachgesagt, dass er einfach nicht cool und es daher sehr schwer sei, richtig gute Geschichten mit ihm zu erzählen. Dass man mittlerweile auf immer weniger Popkulturbegeisterte trifft, die diese Ansicht teilen, hat maßgeblich mit zwei Namen zu tun: Geoff Johns und Dan Abnett.

Ja, Scott Snyder, der für Batman verantwortlich zeichnete, war für eine Menge Menschen sicherlich der The-New-52-Autor schlechthin, aber auch die Aquaman-Abenteuer aus der Feder von Johns wurden von Fans und Kritikern in ähnlichem Maße gefeiert.

Er bewies eindrucksvoll, welche enormen Entfaltungsmöglichkeiten einem Kreativen das herrlich unverbrauchte Setting Tiefsee bieten kann. Dies dachte sich womöglich auch der Engländer Abnett, der einige Zeit später mit der Aufgabe betraut wurde, den Herren der Meere in das wiedergeborene DC-Universum hinüberzuhieven. 

Bevor er allerdings mit Arthur Curry in dessen Rebirth-Unterwasserwelt abtauchen durfte, blies er zur Jagd auf die (Teen) Titans, dem "Aquaman“ der Superheldenteams…

Inhalt

Roy Harper, Dick Grayson, Donna Troy, Garth und diverse weitere - mittlerweile nicht mehr ganz so junge - Nachwuchshelden leiden seit einiger Zeit unter schwerwiegenden Gedächtnislücken.

Immer wieder haben sie das Gefühl, bestimmte Situationen, Menschen oder Orte zu kennen, wissen jedoch zunächst nicht so recht, woher und weshalb. Dies ändert sich erst, als die ehemaligen Teammitglieder nach und nach aufeinandertreffen und realisieren, dass es kein Zufall sein kann, dass sie alle dasselbe Schicksal teilen. Gemeinsam gehen sie der Sache auf den Grund und versuchen herauszufinden, wer ihnen ihre Erinnerungen geraubt hat, und vor allem: Warum?

Titans Hunt Dick Grayson

Stärken…

1. Teamerfahren

Dan Abnett versteht es, mit einem Ensemble zu arbeiten. So ziemlich alle Freunde von Star-Lord, Groot & Co., die ebenjene Charaktere mehrheitlich wahrscheinlich erst durch das MCU kennengelernt haben, sollten ihm beispielsweise sehr dankbar sein. Denn dieser Mann, der schon für Marvel und DC gearbeitet hat respektive immer noch arbeitet, war es, der im Prinzip 2008 mit seinem Guardians-of-the-Galaxy-Run den Grundstein für die außergewöhnliche Erfolgsgeschichte der Weltraumspaßvögel legte.

Verständlicherweise ist es immer etwas schwieriger, mehrere Protagonisten gelungen in Szene zu setzen, als sich auf einen einzigen fokussieren zu können. Das ist bei Comics nicht anders als bei Filmen und Serien. Es ist aber auch nicht unmöglich; vorausgesetzt, man überlegt sich bereits im Vorfeld sehr genau, was man dem Leser eigentlich alles erzählen möchte, und vor allem wie.

2. Das (erneute) Kennenlernen

Der Titans-Hunt-Autor steigt mit Roy Harper ein, den der ein oder andere möglicherweise durch die TV-Serie Arrow kennengelernt hat. Dieser sieht ziemlich mitgenommen und fertig aus; dass er sich unmittelbar mit Alkohol versorgt, passt da einfach wunderbar ins Bild. Der soll ihm allerdings - nach eigener Aussage - dabei helfen, sich zu erinnern. Das klingt zunächst vielleicht etwas sonderbar, im Verlaufe der Handlung ergibt es jedoch durchaus Sinn.

Es folgt ein Szenenwechsel und plötzlich steht Dick Grayson, der populärste Titan, der hin und wieder an der Seite einer gewissen Fledermaus gekämpft hat, im Mittelpunkt. Als Agent 37 darf er austeilen, muss aber auch einstecken. Einer seiner Gegner, mit denen er es zu tun bekommt, ist Garth, ein Atlanter. Diese beiden treffen wenig später wiederum auf Donna Troy, die den Herren schnell klarmacht, dass man sich vielleicht lieber nicht mit einer Amazone anlegen sollte.

Aus gutem Grund wird an dieser Stelle darauf verzichtet, noch detaillierter zu berichten, wer alles auftaucht und wer wann auf wen trifft, weil die Spannung selbstredend aufrechterhalten bleiben soll. Ohne zu früh zu viel zu verraten, gelingt es Abnett auf diese Weise, jede der Hauptfiguren angemessen einzuführen. Dabei treibt er stets die Handlung voran, und selbst nachdem sich das Team gefunden hat, wird das Ganze nicht unübersichtlich; schließlich ist man dann mit den wichtigsten Akteuren schon vertraut.

3. Für Neueinsteiger und alte Hasen gleichermaßen

Zumindest hat man das Gefühl, dass dem so ist, obwohl man genau genommen relativ lange mit relativ wenigen Informationen auskommen muss. Diese Tatsache ist auch der entscheidende Grund dafür, dass Neueinsteiger ähnlich viel Freude mit diesen 196 Seiten haben dürften wie langjährige DC-Fans.

Dieser Komplettband enthält alle acht in den USA erschienen Titans-Hunt-Hefte und damit eine in sich geschlossene Vorgeschichte zu Rebirth, die neugierig auf die Wiedergeburt des DC-Universums macht; zwingend gelesen haben muss man diese allerdings definitiv nicht, um sich dem neusten Kapitel in der Geschichte dieser berühmten Kreativschmiede widmen zu können.

Außerdem knüpft an die gerade beschriebenen Ereignisse der erste Band der neuen Titans-Serie an, die ebenfalls von Abnett geschrieben wird. Dieser Umstand ist ein weiteres Beispiel dafür, dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde und man sehr großen Wert darauf legt, dass das Erzählte in der Lage ist, für sich zu stehen; jedoch fungiert es eben auch als verbindendes Element beziehungsweise als Puzzlestück, das es braucht, wenn man in einigen Monaten das Gesamtbild bewundern möchte.

Abschließend noch ein Wort zu den Zeichnern, die an dieser Jagd beteiligt waren: Der Großteil der zumeist sehr gelungenen Panels geht auf Geraldo Borges und Paulo Siqueira zurück. Die beiden Brasilianer haben schon vielen DC-Berühmtheiten wie Superman oder Wonder Woman Leben einhauchen dürfen und sind für treue Anhänger deshalb keine Unbekannten.

Titans Hunt Dick Grayson

…& Schwächen

Völlig offenkundige Schwächen hat Titans Hunt eigentlich nicht. Vielmehr dürfte es eher so sein, dass diverse bewusste Entscheidungen der Verantwortlichen dem ein oder anderen grundsätzlich nicht zusagen und es deshalb für ebenjene ratsam wäre, einen Bogen um diesen Titel zu machen.

Beispielsweise fehlt im Grunde die komplette DC-A-Prominenz – nicht einmal ein Bösewicht aus der ersten Reihe taucht auf. Wer also nicht damit zurechtkommt, dass Alfred Pennyworth mutmaßlich der bekannteste Name ist, den man neben Dick Grayson beziehungsweise einem seiner Alter Egos präsentiert bekommt, sollte diesen Komplettband vielleicht wirklich lieber auslassen. Wer allerdings einmal länger mit verhältnismäßig unverbrauchten Gesichtern mitfiebern will, sollte definitiv zugreifen!

Darüber hinaus lässt sich Abnett gerade zu Beginn wirklich sehr viel Zeit, um die Figuren so auf dem Schachbrett zu positionieren, dass der Leser (vermeintlich) genau weiß, bei wem es sich um den Turm und bei wem um den Springer handelt. Dadurch erreicht man dann natürlich auch, dass jene, die sich auf diese Protagonisten einlassen wollen, ein Interesse für sie, ihre Zukunft und selbstverständlich das im Raum stehende Geheimnis entwickeln.

Trotz der im Laufe der Zeit immer mehr in den Mittelpunkt drängenden Action dominiert insgesamt weiterhin eine gewisse Ruhe das Geschehen. Das letzte Panel lässt einen mit dem Gefühl zurück, dass es sich um die Ruhe vor einem gewaltigen Sturm handelt. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass manche es bevorzugt hätten, bereits einen echten Vorgeschmack auf besagten Sturm zu erhalten.

Fazit

Titans Hunt eignet sich wunderbar dazu, sich wieder oder erstmals Rebirth, aber auch dem DC-Universum insgesamt anzunähern. Selten wurden die (Teen) Titans so gut in Szene gesetzt und selten haben sie so gut ohne Unterstützung ihrer Mentoren funktioniert.

Wer auf der Suche nach neuem Lesestoff ist und von den im vorherigen Abschnitt aufgeführten etwaigen Stolpersteinen nicht abgeschreckt werden konnte, sollte eventuell in naher Zukunft einem Comic-Laden einen Besuch abstatten.

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