DC-Comic-Kritik: Nightwing 1: Besser als Batman (Rebirth)

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Nightwing Rebirth

Für einen der wahrscheinlich unterhaltsamsten Momente auf dem im Rahmen dieser Reihe nun schon mehrfach angesprochenen WonderCon-Rebirth-Panel war Nightwing verantwortlich - oder besser gesagt: dessen Kostüm.

Tatsächlich wird nämlich nicht nur in der Fanszene seit jeher heftig über die Farbgebung des berühmten Einteilers gestritten, sondern auch unter den leitenden Verantwortlichen von DC Comics, wie ebendiese 2016 schmunzelnd zu Protokoll gaben.

Es ist eine dieser großen Superhelden-Grundsatzfragen: Schwarz und Blau oder Schwarz und Rot? Dass diesmal die Befürworter der klassischen Kombination gewonnen haben, verrät bereits das Titelbild dieses Beitrags, und die Begründung klingt plausibel: In den besten Comics mit dem Nachtflügel in der Hauptrolle trägt er besagtes Outfit.

Das kann ja im Grunde genommen nur Gutes für dessen Rebirth-Start bedeuten, oder?

Inhalt

Seit Titans Hunt ist Dick Grayson, der Mann mit den vielen Geheimidentitäten, bekanntlich wieder Nightwing. Dies bedeutet allerdings nicht, dass er ab sofort wieder hauptsächlich in Gotham City im Einsatz ist. Nein, Batmans erster Robin ist vielmehr auf der ganzen Welt aktiv.

Als Doppelagent versucht er, eine der gefährlichsten Untergrundorganisationen überhaupt zu zerschlagen: das Parlament der Eulen.

Neben vielen vertrauten Gesichtern wie Batman, Batgirl und dem neuen Robin Damian Wayne trifft er auch auf einen gewissen Raptor. Um nicht aufzufliegen, muss er diesen als seinen neuen Mentor akzeptieren. Der Beginn eines außergewöhnlichen Abenteuers …

Besser als Batman?

Der Untertitel von Nightwing 1 klingt auf dem ersten Blick beinahe nach Majestätsbeleidigung. Schließlich ist Dick für viele nach wie vor immer noch der Schüler des Dunklen Ritters, der sich erst vor gefühlt fünf Minuten dazu entschlossen hat, von jetzt an auf eigenen Beinen stehen zu wollen. Wie soll man unter diesen Vorzeichen denn bitte plötzlich besser als "The World's Greatest Detective" sein?

Wer dieses Paperback gelesen hat, würde vielleicht nicht direkt von besser sprechen, aber womöglich von anders gut. Dass ein Vergleich mit der Fledermaus generell hinkt, sollte eigentlich jedem Popkulturbegeisterten klar sein. Immerhin blickt dieser ikonische Held auf mehrere Jahrzehnte Comic-Geschichte zurück, die maßgeblich von ihm beeinflusst wurden.

Genau das ist jedoch der Punkt. Batman ist neben Superman das DC-Gesicht schlechthin. Angesichts der unzähligen Heftserien, die sich um ihn gedreht haben oder immer noch drehen, gewissermaßen eine omnipräsente Figur.

Nightwing hingegen ist im Vergleich zu dem "Caped Crusader" ein verhältnismäßig unverbrauchter und frischer Protagonist, und ebendiese Tatsache macht sich Autor Tim Seeley bei der Gestaltung seines Runs von Anfang an zunutze.

Nightwing Rebirth

Der alte neue Nightwing

Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis auf das Titans-Comeback die Solo-Serien-Rückkehr von Nightwing folgen würde, und der Auftakt macht definitiv Lust auf mehr!

Dick Grayson trägt zwar wieder seinen alten Anzug und die vertraute Maske, aber man spürt von dem ersten Panel an, dass er abermals an Reife gewonnen hat. Man möchte beinahe sagen, er ist endgültig erwachsen geworden.

Ein zweiter Bruce Wayne ist er im Übrigen deshalb noch lange nicht, und das ist auch gut so. Der ehemalige Trapezkünstler ist nämlich zweifelsohne dazu in der Lage, einer Story seinen eigenen Stempel aufzudrücken.

Obwohl er Teil der Batman-Familie ist und - wie gesagt - einige weitere Fledermaus-Freunde auftauchen, stellt sich für den Rezipienten nie die Frage, wer der Hauptakteur dieser Geschichte ist.

Vertraute und neue Gesichter

Daran sind die Gastauftritte seiner Ex- oder Immer-noch-Kollegen (?) sicher nicht ganz unschuldig.

Seeley lässt Dick auf Batman treffen, um zu zeigen, dass dessen Ziehsohn jetzt seine eigenen Erfahrungen macht und machen soll. Die Momente mit Damian beweisen, dass er das Potenzial hat, auch einmal ein guter Lehrer zu werden - jedoch wohl ein nicht ganz so strenger wie sein eigener. Das Aufeinandertreffen mit Barbara Gordon, also Batgirl, dient schließlich dazu, die Nahbarkeit und Emotionalität des einstigen Robin zu unterstreichen.

Auf einen nur schwer greifbaren Gegner wie das Parlament der Eulen gesetzt zu haben, stellt sich ebenfalls als kluger Schachzug des Autors heraus. Wenn der Feind nicht einer ist, sondern viele sind, bekommt ihr Gegenüber automatisch ein klareres Profil, weil der Held dadurch noch mehr im Fokus steht.

Mit diesen feinen Zutaten hätte man höchstwahrscheinlich auch so eine Menge in der Küche anfangen können, dem Endprodukt hätte allerdings wohl immer das nötige Salz in der Suppe gefehlt. Nightwings neuer Mentor ist es nämlich, der dem fertigen Gericht das Überraschende, eben die Würze, verleiht.

Nicht wirklich durchschaubar, gelegentlich recht brutal, aber mit Prinzipien, und der Überzeugung, dass Batmans Methoden eindeutig überbewertet sind: das ist Raptor. Mit diesem Mann an seiner Seite dürfte es weder dem Mann in Schwarz und Blau noch den Lesern langweilig werden.

Nightwing Rebirth

Fazit

Der Protagonist als Doppelagent, viele alte Weggefährten, ein neuer Lehrer mit interessanten Ansichten, jede Menge Action und viele großartige Bilder (die primär auf Javier Fernandez zurückgehen) - man möchte fast fragen: Fanherz, was willst du mehr?

Dieser Band ist in jedem Fall ein weiterer Beleg dafür, dass es sich für DC durchaus lohnen könnte, Nightwing zum Star eines ihrer nächsten Kino- oder zumindest Serienprojekte zu machen.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Panini Comics/ DC Comics

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