Game of Thrones: Kritik zum Staffelfinale 7.07 "Der Drache und der Wolf"

SPOILER

Nach nur sieben Folgen kommt Staffel 7 von Game of Thrones bereits zu ihrem Ende. Das Finale erreicht mit rund 80 Minuten fast die Länge eines Spielfilms und legt einen großartigen Grundstein für die letzten sechs Folgen der Serie.

Dass Game of Thrones in Richtung Serienende galoppiert, war in der gesamten Staffel sehr deutlich spürbar. Das Erzähltempo in den sieben Folgen war so unglaublich hoch, dass man sich durchaus die Frage stellen darf, warum die Staffel unbedingt verkürzt werden musste. Teilweise wurden Handlungsstränge in einer Episode abgehandelt, für die man früher eine ganze Staffel genutzt hätte. Auch die Tatsache, dass die Autoren mittlerweile alle Logik in Hinblick auf Reisezeiten über Bord geworfen haben, sorgte wiederholt für Irritationen.

Das Staffelfinale spielt allerdings auch viele der Stärken aus, welche die siebte Staffel trotz des hohen Tempos und einiger logischen Ungereimtheiten so unterhaltsam gemacht haben. Es gibt erneut jede Menge Wiedersehen, aber auch erste Treffen von Figuren, die sich bisher nur vom Hörensagen kannten. Mit fast 40 Minuten bestimmt das Treffen der verschiedenen Herrscher von Westeros einen Großteil der Folge, was gleichzeitig auch das Highlight darstellt.

Die Starks

Bevor wir uns dem großen Aufeinandertreffen widmen, werfen wir erst einmal einen Blick nach Winterfell. Die Handlung auf dem Hauptsitz der Starks wirkt in den vergangenen Wochen leider wie ein Füller und auch die Auflösung ändert daran wenig. Irgendwie hatte man das Gefühl, dass der Konflikt der beiden Stark-Schwestern etwas konstruiert war, damit beide irgendwas zu tun hatten.

Als Zuschauer konnte man sich durchaus darüber wundern, warum Bran nicht einfach eingriff und den Konflikt löste. Die Art und Weise, wie er es am Ende dann auch tatsächlich tat und seinen Schwestern half, Petyr Baelish für den Verrat an ihrem Vater zu bestrafen, war nett inszeniert, aber auch unnötig kompliziert aufgebaut. Letztendlich ging es nur darum, dem Zuschauer Angst zu machen, dass Arya eventuell ihre Schwester töten könnte. Die Informationen, mit denen Baelish letztendlich seinen verdienten Tod fand, hätten auch problemlos schon vor Wochen enthüllt werden können.

Die Lennisters

Interessanterweise war Baelish tatsächlich das einzige große Opfer in Staffel 7. Zwar gab es den einen oder anderen Tod, die Hauptfiguren haben es aber alle unversehrt in die finale Staffel geschafft. Besonders überraschend dürfte dies bei Cersei gewesen sein. Zum Staffelbeginn sahen die Chancen für ihr Überleben alles andere als gut aus. Wie so oft, schafft es die Königin auf dem Eisernen Thron aber, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Cersei beweist jedoch nicht nur ihre Überlebensfähigkeit, sondern auch ihre Hinterhältigkeit. In einer starken Szene mit Tyrion gelingt es ihr, den kleinen Bruder zu täuschen und damit auch Daenerys und Jon. Wobei man zugeben muss, dass Tyrion in der Staffel nicht mehr ganz so clever war wie bisher. Der Angriff auf Casterlystein schlug fehl und kostete die Unterstützung der Tyrells, die Idee, einen Untoten zu fangen, führte zum Tod eines Drachen und der Plan, einen Waffenstillstand mit Cersei auszuhandeln, gibt dieser die Chance, einen Verrat zu planen.

Allerdings geht auch Cersei nicht als große Gewinnerin aus dem Staffelfinale hervor. Ihr Verrat kostet sie am Ende die Loyalität von Jamie. Der Zwillingsbruder der Königin kämpft schon länger mit seinem Gewissen und nun scheint dieses endlich gewonnen zu haben. Es ist sehr spannend zu sehen, wie unterschiedlich Cersei und Jamie die Gefahr aus dem Norden interpretieren. Beide lassen sich, wie von Tyrion beabsichtigt, von dem gefangenen Untoten überzeugen. Cersei sieht im Nachtkönig allerdings nicht nur eine Gefahr, sondern eine Chance, was Jamie letztendlich vor Augen führt, wie weit seine Schwester gehen will.

Die Targaryens

Während Jamie und Cersei auseinandergehen, finden Jon und Daenerys zueinander. Die Liebesbeziehung hatte sich die Staffel über angedeutet, hinterlässt aber trotzdem einen Nachgeschmack. Zugegeben, die Targaryens sind keine Kinder von Traurigkeit, was das Thema Inzest betrift. Die Tatsache, dass zwei der beliebtesten Figuren miteinander schlafen, während gleichzeitig enthüllt wird, dass sie Tante und Neffe sind, ist trotzdem etwas komisch.

Die Enthüllung ist aber zumindest inszenatorisch sehr gut gelungen. Hier ging es vor allem darum, alle Zuschauer auf ein Level zu bringen. Dass Jon Snow ein Targaryen ist, dürfte wohl die beliebteste Fantheorie von Game of Thrones sein und galt für viele Zuschauer als klar. Die Finalepisode bestätigt die Sache nun endgültig und enthüllt zudem Jons wahren Namen: Aegon Targaryen.

Der Name ist überaus interessant, da Jons Vater Rhaegar schon einen Sohn namens Aegon hatte. Anscheinend mochte er den Namen so sehr, dass auch der Nachwuchs mit seiner wahren Liebe ihn tragen sollte. In den Büchern könnte dies eine spannende Konstellation bringen. So ist Aegon hier noch am Leben und versucht, ebenfalls den Eisernen Thron zu besteigen. Dazu hat er sich die Hilfe der Goldenen Kompanie gesichert, eben jener Söldnerarmee, die Cersei in der Serie gerade anwerben möchte. Die Serie scheint Aegon allerdings auszusparen. Es ist unwahrscheinlich, dass man in den finalen sechs Folgen noch einen weiteren Anwärter für den Thron präsentieren wird.

Für Game of Thrones dürfte die Enthüllung in der kommenden Staffel einige Spannungen bringen. Jon hat nun rein technisch gesehen den größeren Anspruch auf den Thron. Wobei man zugeben muss, dass Anspruch den bisherigen Anwärtern selten viel geholfen hat. Trotzdem dürfte es interessant werden, wie Daenerys reagiert, wenn sie erfährt, wer ihr neuer Geliebter wirklich ist. Auf der einen Seite ist Jon eine Gefahr, auf der anderen aber auch eine Chance, dass ihre Linie nicht ausstirbt. Dass Tyrions Blick zudem alles andere als Begeisterung zeigte, als er Jon vor der Tür seiner Königin sah, wird wohl ebenfalls für Zündstoff sorgen.

Die Action zum Schluss

Staffel 7 von Game of Thrones endet mit einer ungemein spannenden Episode, die zwar kein Actionhighlight darstellt, dafür aber viele spannende Charaktermomente bringt. Erst in der letzten Szene gab es dann noch einmal etwas Action zu sehen. Lange hat es gedauert, doch nun ist die Mauer endlich gefallen. Während man als Fan hofft, dass Tormund vielleicht doch überlebt hat (es gab keine Leiche zu sehen), marschiert der Nachtkönig nun nach Westeros und damit zum großen Finale, das hoffentlich im kommenden Jahr ausgestrahlt wird.

Game of Thrones

Originaltitel: Game of Thrones (2011-2019)
Basiert auf der Fantasy-Reihe Das Lied von Eis und Feuer von George R. R. Martin
Erstaustrahlung am 17.04.2011
Darsteller: Peter Dinklage (Tyrion Lennister), Lena Headey (Cersei Lennister), Emilia Clarke (Daenerys Targaryen), Kit Harington (Jon Snow), Sophie Turner (Sansa Stark), Maisie Williams (Arya Stark), Nikolaj Coster-Waldau (Jaime Lennister)
Produzenten: David Benioff, D. B. Weiss, Carolyn Strauss, Frank Doelger, Bernadette Caulfield
Staffeln: 8
Anzahl der Episoden: 73


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