Das ist doch kein Wetter! - Kritik zu Geostorm

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Geostorm

Unsere Welt ist dem Untergang geweiht - und der Endgegner heißt Klima. Was sich zunächst erst einmal nur wie eine lahme Aluhut-Theorie anhört, ist gleichzeitig auch die Prämisse von Geostorm, dem neuesten Regieprojekt von Dean Devlin (The Librarians).

Aber erst einmal der Reihe nach: In einer nicht sehr weit entfernten Zukunft ist die Erde von einem dichten Netz an Satelliten umschlossen. Sie sollen mögliche Naturkatastrophen verhindern, die beinahe schon einmal die Erde verwüstet hätten.

Der Satellitendesigner Jake (Gerard Butler) wird von seinem Bruder Max (Jim Sturgess) zu Hilfe gerufen, als die Wetterkontroll-Anlage plötzlich von einem Computervirus befallen ist und verrückt spielt. Die Erde wird im Handumdrehen von gigantischen, zerstörerischen Unwettern aller Art heimgesucht. Die beiden Brüder müssen nun schnellstmöglich den US-Präsidenten (Andy Garcia) und seinen Assistenten (Ed Harris) überzeugen, ihnen zu helfen, um den blauen Planeten vor dem drohenden Geostorm zu retten.

Der Popcornfilm zur Klimakatastrophe

Mit der aktuellen - Vorsicht, Kalauer! - Welle der 90er-Revivals kommt auch der gute alte Weltzerstörungs-Katastrophenfilm zurück auf die Leinwand. Musste man sich jedoch vor einigen Jahren noch zwischen Wirbelstürmen (Twister), Vulkanausbrüchen (Volcano) oder überdimensionalen Flutwellen (2012) entscheiden, bietet Geostorm gleich alle nur denkbaren Szenarien in einem einzigen Film.

Der Kino-Kenner ahnt es schon: Meteorologen oder Freunde der logischen Zusammenhänge sollten Geostorm wohl lieber fernbleiben. Sollte dann noch jemand im Kinosaal sein, kann er sich auf einen Ritt quer durch sämtliche Katastrophenfilmklischees begeben. Ob das Spaß macht? Nunja - es kommt drauf an.

Geostorm

Der Cast: Eine bunte Tüte Trash

Mit Gerard Butler (300, Olympus Has Fallen) und Jim Sturgess (Cloud Atlas) konnte Regisseur Dean Devlin wohl den größten Coup des ansonsten eher egalen Wetter-Thrillers landen. Die beiden Briten spielen die ungleichen Brüder Jake und Max Lawson und haben sichtlich Lust darauf, dem an so vielen Stellen recht albernen Drehbuch Leben einzuhauchen. Butler gibt hier den Einsiedler, der unter seiner rauen Schale mit einem weichen Kern darauf wartet, die entfremdete Familie wieder zusammenzubringen.

Sturgess kann als spitzbübischer Assistent im Weißen Haus überzeugen - auch wenn er, wie so viele andere Figuren, nur Mittel zum Zweck für das Vorankommen des Drehbuches ist. Zu dieser Art Figuren gehören auch Max' Freundin, die knallharte Security-Dame Sarah (Abbie Cornish) und die deutsche NASA-Expertin Ute Fassbinder (Alexandra Maria Lara), die erschreckend hölzern agiert und in der Originalfassung einen schmerzhaften deutschen Akzent mitbringt. Deutsche und Hollywood-Produktionen, das wirkt eben immer etwas merkwürdig.

Lediglich der aufmüpfige junge NASA-Kollege Duncan (Misfits-Entdeckung Robert Sheehan) kann die bis hierhin schon leicht strapazierten Zuschauer-Nerven erfreuen. Andy Garcia funktioniert als US-Präsident überraschend gut, und Ed Harris gibt in seiner Rolle als Assistent Leonard Dekkom einmal mehr den grimmigen Sergeant. Die anderen Figuren, allen voran die NASA-Crew, bleiben hingegen seltsam blass.

Geostorm

Kamera und Effekte: Im Dutzend billiger

In Geostorm werden die Erdbewohner wirklich nicht geschont: Flutwellen drohen die Küste vor den arabischen Emiraten zu verschlingen, vor dem tropischen Rio de Janeiro steht eine Eiswand davor, die Badenden zu töten und in Russland tropft es von den Zwiebeltürmchen. Allein: Die unausweichlichen Computereffekte, die bei einem solchen Film Eindruck schinden sollen, hier geht es schließlich wirklich ums Ganze, sind immer schwerer zu toppen. Geostorm kann diese Stimmung nur bedingt transportieren - besonders in den ersten 30 Minuten, bei dem es wettertechnisch hoch her geht, gibt es kaum überzeugende Effekte zu bestaunen.

Vielmehr wirken sie zusammen mit den massiv ächzenden Lücken im Drehbuch stellenweise oft unfreiwillig komisch. Zwar hat Regisseur Devlin in den 90ern bei der Zusammenarbeit mit Katastrophen-Guru Roland Emmerich durchaus gelernt, wie man Wetter und eine sterbende Stadt in Szene setzen muss, doch vielleicht sind es gerade diese Vorbilder, die die Sehgewohnheiten so trainiert haben und Geostorm wie eine Aneinanderreihung sämtlicher Klischees wirken lässt. Sicherlich haben auch der massive Umschnitt und die zahlreichen Nachdrehs dem Film nicht sonderlich gut getan. Dieser sollte nämlich bereits 2015 fertig sein, fiel dann aber bei Testscreenings durch.

Geostorm

Fazit

Geostorm liefert so ziemlich alles, was auch seine 90er-Vorbilder bereits taten: Eine übermäßig verkomplizierte Story, deren Logiklöcher mit allerhand Katastrophen-Effekten und flotten Sprüchen kaschiert werden.

Bis zum Ende hin ist nicht ganz klar, ob sich der Film nun selbst auf die Schippe nimmt oder eine etwas zu Ernst gemeinte Hommage an die Emmerich-Filme darstellen soll - zumindest kann sich der Zuschauer an so mancher Stelle das Grinsen nicht verkneifen. Geostorm ist sicherlich kein Muss in diesem Kinojahr, aber wenn draußen mal wieder das Wetter nicht mitspielt, kann er für ein paar recht unterhaltsame Stunden sorgen.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Warner Bros.

GEOSTORM - Trailer #2 Deutsch HD German (2017)

Geostorm: Deutsches Hauptplakat
Originaltitel:
Geostorm
Kinostart:
19.10.17
Regie:
Dean Devlin
Drehbuch:
Dean Devlin, Paul Guyot
Darsteller:
Gerard Butler (Jake), Abbie Cornish (Agent Sarah), Alexandra Lara (Ute Fassbinder), Jim Sturgess (Max), Ed Harris (Secretary Dekkom), Andy García (President Palma), Adepero Oduye (Adisa)
In Geostorm treten bei einem Satelliten, der eigentlich das Klima auf der Erde kontrollieren soll, Fehlfunktionen auf. Die Folge sind verheerende Naturkatastrophen rund um den Globus.

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