Manga-Kritik: Fairy Tail 1

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Fairy Tail

Zu der Liste langlaufender Manga-Reihen, die es vor allem durch ihre Anime-Adaptionen zu weltweiter Beliebtheit gebracht haben, gehört neben One Piece, Dragon Ball oder Naruto auch Fairy Tail. Während die drei erstgenannten Titel allerdings auch in Deutschland mittlerweile beinahe zum Popkultur-Mainstream gehören, verhält sich dies bei letztgenanntem etwas anders.

Erst 2010 konnte man die ersten Abenteuer rund um Protagonist Natsu, die in Japan bereits 2006 erschienen waren, hierzulande in der Buchhandlung oder dem Comic-Laden seines Vertrauens erwerben. Die Serie wiederum führte zwar lange Zeit diverse Fan-Wunschlisten an, von einer Lizenzierungsbestätigung war aber eine gefühlte Ewigkeit nichts zu hören. Nachdem das Thema fast zu einer Art Running-Gag geworden war, steht nun tatsächlich seit Ende Oktober 2017 die erste Box, die die Episoden 1 - 24 enthält, in den Händlerregalen. Und da beispielsweise ProSieben Maxx sein Anime-Angebot in den letzten Monaten sukzessive ausgebaut hat, scheint eine TV-Ausstrahlung zudem im Prinzip nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

Mittlerweile sind 53 Manga-Bände erhältlich, die sich mutmaßlich alle im Besitz der treuesten der treuen Anhänger befinden. Es gibt jedoch auch genug Leute, die bisher noch nicht in Berührung mit diesem Kosmos gekommen sind, weshalb es durchaus Sinn macht, nicht direkt alles vorauszusetzen, sondern sich dafür - ganz klassisch - zunächst einmal Fairy Tail 1 zu widmen.

Inhalt

Ein Mädchen namens Lucy kommt in eine neue Stadt. Wie sich herausstellt, ist sie eine Magierin. Die meisten Magier dieser Welt sind Mitglied einer Gilde, und der Traum der 17-Jährigen ist es, einer der berühmt-berüchtigtsten Vereinigungen dieser Art beizutreten: Fairy Tail.

Als plötzlich ein vermeintlicher Star der Zauberkünstler-Szene auftaucht, bietet sich ihr eine einmalige Chance - zumindest denkt Lucy das. Tatsächlich gerät sie in eine mehr als brenzlige Situation. Und schon bald zeigt sich, dass sich die Teenagerin glücklich schätzen kann, die Bekanntschaft eines jungen Mannes namens Natsu und dessen sprechender Mini-Katze Happy gemacht zu haben.

Fairy Tail

Ein erster Eindruck

Interessanterweise folgt man zu Beginn der Geschichte fast ausschließlich Lucy, die zunächst ganz klar im Fokus steht. Wer also überhaupt nicht mit der Materie vertraut ist, könnte folglich anfangs davon ausgehen, dass sie die alle und alles überstrahlende Protagonistin ist.

Im Grunde ändert sich das bis zum Ende des Bandes auch nicht komplett, obwohl Natsu natürlich nach und nach präsenter wird. Die Cover-Gestaltung alleine ist eigentlich schon Hinweis genug. Wem diese allerdings nicht genügt, muss nur darauf warten, bis Natsu erstmals in Aktion tritt. Bedenkt man, wie viele Kapitel schon ihren Weg nach Deutschland gefunden haben, dürfte es ein zu verkraftender Spoiler sein, jetzt zu verraten, dass er Fairy Tail angehört und darüber hinaus ein mächtiger Magier ist.

Er ist es dann auch, der Lucy mit zu der von ihr so bewunderten Gilde nimmt, die sie schließlich sogar aufnimmt. In der Zwischenzeit hat der Leser schon erfahren, dass die Stellarmagierin einerseits wahnsinnig positiv, sympathisch und lustig, aber andererseits auch extrem taff ist. Ihre neue Bekanntschaft dagegen verhält sich in den Momenten, in denen sie gerade einmal niemanden besiegen muss, eher etwas tollpatschig und ist hin und wieder leicht begriffsstutzig. Außerdem wird dem gutherzigen Chaoten in oder auf nahezu jedem Gefährt schlecht.

Wie es genau aussieht, wenn die beiden von ihren magischen Kräften Gebrauch machen, und was dabei überhaupt en détail passiert, wird nun aber an dieser Stelle noch nicht verraten. Besagte Momente gehören nämlich eindeutig zu den optischen und inhaltlichen Highlights des Auftaktbandes, von denen man sich lieber völlig ohne Vorwissen überraschen lassen sollte.

Fairy Tail

Wofür diese ersten 192 Seiten jedoch noch nicht unbedingt stehen, ist die große Action, und der Beginn einer sich abzeichnenden komplexen Haupt-Storyline ist ehrlicherweise ebenfalls noch nicht wirklich auszumachen. Vielmehr steht das Einfühlen in dieses Universum und das Kennenlernen zweier zentraler Figuren im Vordergrund. Das gelingt auch, wobei man nicht davon überrascht sein sollte, wenn Neueinsteiger am Ende der Lektüre Lucy ein wesentlich positiveres Zeugnis als Natsu ausstellen sollten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich das für einige auch nach 50 Bänden nicht geändert haben wird. So viel sei allerdings verraten: Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass die Mehrheit irgendwann mindestens ähnlich stark mit beiden Magiern sympathisiert - oder am Ende doch eindeutig Happy favorisiert. Weitere wichtige Haupt- und Nebenakteure haben zudem ebenfalls bereits kurze Auftritte, wären objektiv betrachtet auf der Grundlage des von ihnen Gesehenen aber normalerweise noch nicht zu bewerten.

Dass auch dieser Titel nicht auf Fanservice und sehr offensichtliche Anspielungen verzichten kann, wird einige nicht stören oder sogar erfreuen, während andere - wie auch der Verfasser - solche Elemente allein schon deshalb für überflüssig halten, weil sie (von der fehlenden inhaltlichen Notwendigkeit abgesehen) oftmals schlicht zu forciert wirken.

Fazit

Fairy Tail 1 von Hiro Mashima ist trotz der - insbesondere für einen Shōnen - sehr überschaubaren Action-Momente insgesamt ein sehr kurzweiliger Einstiegspunkt in ein aus vielen kleinen bestehendes großes Abenteuer mit einem vielversprechenden Look respektive einem ansprechenden Charakterdesign.

Eines, das bei Weitem noch nicht alle Karten auf den Tisch legt, jedoch unterhaltsam genug geraten ist, um sicherlich den einen oder anderen dazu zu bringen, umgehend weiterlesen zu wollen.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© 2013 Hiro Mashima. / Kodansha Ltd.

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