Marvel-Comic-Kritik: Inhumans vs. X-Men (1+2/Komplettstory)

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Inhumans vs X-Men

Wer wissen möchte, wie es überhaupt zu dieser Lagerbildung kommen konnte, wird hier fündig.

Inhalt

Die dramatischen Ereignisse der jüngeren Vergangenheit hatten einen vorläufigen Waffenstillstand zwischen den Inhumans und den X-Men zur Folge. Fieberhaft sucht vor allem Beast alias Dr. Henry Philip "Hank" McCoy nach einer wissenschaftlichen Lösung des Terrigen-Nebel-Problems. Als jedoch auch nach Monaten der Forschung kein Fortschritt zu erkennen ist und sich die Ausgangslage - im Gegenteil - für Storm & Co. sogar noch verschlechtert, kommt es zu einer historischen Zusammenkunft führender Mutantenvertreter. Das Ergebnis: Die letzte Wolke muss weg, was bedeutet, dass ein Krieg mit den Nichtmenschen unausweichlich ist.

Schon wieder Helden gegen Helden?

Diese Frage dürfte einigen Fans durch den Kopf gegangen sein, als sie den Titel dieses Marvel-Events zum ersten Mal gelesen haben. Nach Civil War, Avengers vs. X-Men oder zuletzt Civil War II handelt es sich hierbei immerhin um die vierte große Gut-gegen-Gut-Auseinandersetzung innerhalb von etwas mehr als 10 Jahren. Aber reden wir bei Inhumans vs. X-Men 1 + 2 wirklich nur von “more of the same“?

Auf den ersten Blick sind die Parallelen natürlich unverkennbar: Die zwei Fraktionen haben unterschiedliche Auffassungen zu einem sie unmittelbar betreffenden Thema, wobei man die Argumente beider Seiten durchaus nachvollziehen kann. Einige wollen von Anfang an ohne Rücksicht auf Verluste das tun, was ihrer Meinung nach nötig und längst überfällig ist, andere glauben bis zum Schluss, dass ein für alle akzeptables Ergebnis erzielbar ist, und wieder andere ziehen in Erwägung, nachzugeben, um eine Eskalation zu vermeiden. Das klingt durchaus bekannt, und ja, diese Zutaten lassen sich leicht variiert in vielen der genannten Geschichten recht leicht finden, allerdings ebenfalls in vielen anderen, wenn man ehrlich ist.

Inhumans vs X-Men

Letztlich geht es schließlich darum, welchen Plot man von diesen “Eckpfeilern“ stützen lässt. Zugegeben, eine genauere Betrachtung führt womöglich abermals zunächst zu keinen Begeisterungsstürmen, weil man die Hauptstory tatsächlich relativ schnell zusammenfassen kann: Terrigen-Nebel bedroht das Leben der X-Men, Beasts Versuche, dem auf wissenschaftliche Wege Herr zu werden, scheitern, und die Mutanten greifen die Wolke und damit die Inhumans an, die ihrerseits darauf reagieren müssen.

Man kann jeden verstehen, der sich daran und dem damit einhergehenden, für Storylines dieser Art so typischen, ja, beinahe inflationären Einsatz von Charakteren auf dem Schlachtfeld stört. Da es sich oftmals schlicht so anfühlt, als würden diese nur benötigt, um das Ausmaß des Konflikts sichtbar respektive noch sichtbarer als ohnehin schon zu machen - unterstützt wird dieser Eindruck dadurch, dass ihnen oft wenige bis gar keine Sprechblasen zugestanden werden.

All das ist richtig, jedoch ist das nur die eine Seite der Medaille. Die andere…

Der Kampf der Königinnen

….zeigt, in welchem Kontext diese Kritikpunkte entkräftet und mit einem Male als inhaltlich notwendig sowie hilfreich betrachtet werden können.

Fairerweise muss man nämlich festhalten, dass lange Zeit eine relativ kleine Gruppe das Geschehen bestimmt und bis zum Ende sehr klar kommuniziert wird, wem eine wirklich tragende Rolle zukommt: (Wie nun schon mehrfach erwähnt) Beast, der klugen Inhuman Iso, die mit ihm zusammenarbeitet, ihrer Königin Medusa und vor allem der wohl ambivalentesten Mutantin überhaupt: Emma Frost.

Diese ist fest entschlossen, gegen die Königliche Familie und ihre Anhänger vorzugehen. In diesen Paperbacks sieht man, dass sie nach der ersten Auseinandersetzung keinesfalls untätig war und ist. In der festen Überzeugung, ausreichend X-Gen-Träger für ihre Sache - zur Not mithilfe eines Tricks - gewinnen zu können, beginnt sie sehr früh damit, die zur erfolgreichen Umsetzung ihres Masterplans notwendigen Vorbereitungen zu treffen. Der Leser wird aber nur bruchstückhaft informiert, weil in den entscheidenden Momenten zwecks Spannungserhalt oft der Schauplatz gewechselt wird. Daher hat er zwar gegenüber den übrigen Comic-Akteuren einen Vorteil, schlussendlich allerdings keinen allzu großen. Emma ist somit gewissermaßen eine ungekrönte Königin, die im Hintergrund die Fäden zieht, nichts dem Zufall überlässt, und der offenbar jedes Mittel recht ist, um ihr Ziel zu erreichen. (Mehr als einmal musste der Verfasser beim Lesen darüber nachdenken, wie sehr diese Antagonistin - der Disney-Fox-Deal macht es möglich - die vierte MCU-Phase bereichern könnte.)

Inhumans vs X-Men

Demgegenüber steht die in Attilan herrschende Medusa, die selbstverständlich vor den Augen aller als echte Monarchin Befehle erteilt und so lange auf Diplomatie setzt, bis ihre Heimat von den X-Men angegriffen wird. Im direkten Vergleich mit der Eis-Lady wirkt jedoch selbst sie etwas blass - was nicht nur auf deren Hang zu sehr freizügigen Outfits zurückzuführen ist. In zwei Bänden, in denen Stars wie (Old Man) Logan, Magneto, Karnak oder Black Bolt nicht im Zentrum des Interesses stehen, ermöglicht das selbstredend anderen zu strahlen: nämlich den beiden Damen (wie gesagt, die eine sogar mehr als die andere). Wer sich - wie die Marvel-Aushängeschilder Jeff Lemire und Charles Soule - dazu entschließt, die Handlung um besagte Fixpunkte herum zu bauen, weiß im Grunde bereits in diesem Augenblick, dass der Rest eher zweit- oder drittrangig behandelt werden wird. Und das ist absolut okay, solange sie denen, auf die sich sich konzentrieren, starke Handlungsstränge auf den Leib schneidern.

Neben den Autoren machen aber auch die Zeichner einen tollen Job! Leinil Francis Yus und Javier Garr(ón)s Panels harmonieren sehr gut miteinander, obwohl sich ihre Stile doch mehr als nur ein wenig unterscheiden. Yus sehr realitätsgetreue Darstellungen treffen da auf Garrs Kreationen, die sich ihrer Comic-Identität nicht schämen.

Fazit

Inhumans vs. X-Men 1+2 sieht im ersten Moment nach etwas Bekanntem aus, stellt sich letztendlich allerdings als eine interessante und optisch ansprechende Stunde-Null-Geschichte heraus, durch die insbesondere Emma Frost die Aufmerksamkeit erhält, die diese spannende und vielschichtige Antiheldin schon lange verdient hat.

zusätzlicher Bildnachweis: 
© Marvel Comics/ Panini

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