Robots & Dragons: Die Serienhighlights der Redaktion 2018

Die Highlights des Jahres 2018 beschränken sich nicht nur allein auf Filme. Auch im Serienbereich hatte das Jahr einiges zu bieten. Die Redaktion wirft daher auch hier noch einmal einen Blick zurück und kürt ihre Lieblingsserien des Jahres.

Tobias Maibaum

Gleich bei meinem ersten Favoriten muss ich einen eigenen Grundsatz brechen und die Regeln für mich zurechtbiegen. Technisch gesehen ist Counterpart Staffel 1 ganz am Ende des vergangenen Jahres erschienen. Aktuell läuft die zweite Staffel, könnte also theoretisch noch zutiefst grauenhaft werden. Aber ich spreche der Serie um eine Parallelwelt in Berlin mein Vertrauen aus. J.K. Simmons spielt die beiden Hauptcharaktere aus zwei Welten, Howard Silk Prime und Howard Silk Alpha, so fantastisch, dass es fast ein Verbrechen ist, wie die Serie vertrieben wird. In Deutschland gibt es die Folgen nur auf dem kostenpflichtigen Channel Starzplay für Amazon-Prime-Benutzer. Meine Empfehlung: Die Probezeit von zwei Wochen nutzen, wenn im neuen Jahr die zweite Staffel fertig ist und alle zwanzig Folgen binge-watchen. Das macht etwa 1,4 Folgen pro Tag, die sind mit ein paar Urlaubstagen doch bestimmt schaffen. Wer noch nicht überzeugt ist: Ab der zweiten Staffel wirkt Dieter Hallervorden in einer ernsten Rolle mit. Gucken ist damit quasi Bürgerpflicht.

Für Kandidat #2 gibt es eine etwas mutigere Wahl. Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm, die Cyberpunkserie von Netflix, hat einige Schwächen. In einer fernen Zukunft sind große Konzerne an der Macht und entscheiden über die Zukunft der Armen. Das passiert in Form von Hüllen, künstliche Körper, in denen Menschen quasi unendlich weiterleben können - wenn sie es sich leisten können. Zugegeben, originell ist das alles nicht. Als Fan von Cyberpunk hat die Serie aber exakt meine Wünsche bedient: Futuristische Skylines, Slums und Technik. Optisch macht Altered Carbon wett, was es an Tiefe nicht bieten kann. Es geht in holografische Hotels, die von verrückten KIs gesteuert werden, in riesige Luxusvillen über den Wolken und digitale Traumwelten voller Brutalität. Netflix hat eine zweite Staffel schon in Planung, die hoffentlich mit mehr als Sex und Gewalt Schlagzeilen machen kann. Das Potential ist definitiv vorhanden.

Stefan Turiak

Letztendlich gab es auch in diesem Jahr zahlreiche Serien, um die schon genügend Hype generiert wird. Deswegen nutze ich gerne diese Gelegenheit, um die Werbetrommel für eine Serie zu rühren, die kaum Aufmerksamkeit in der öffentlichen Seriendebatte erhält. Hierbei handelt es sich um die Amazon-Eigenproduktion Patriot, die gar nicht so patriotisch ist, wie der Titel vielleicht vermuten lässt. Die Serie startete bereits vor 2015, erhielt allerdings erst 2018 seine zweite Staffel.

Der Geheimagent John Tavner soll darin verhindern, dass der Iran zur Nuklearmacht heranwächst. Dazu muss er diverse Mechanismen in Gang setzen, die ihn regelmäßig in die Stadt Luxembourg führen. Und hier muss er wiederum die Identität eines Geschäftsmannes und Ingenieurs sowie einen Job in einer US-Firma annehmen, die industrielle Rohre herstellt. Das bringt dank der skurrilen Figuren, die dort arbeiten, und einem sehr misstrauischen Chef völlig andere Probleme und Stolpersteine mit sich. Und auch die "Geschäftsreisen" nach Luxembourg verlaufen alles andere als glimpflich. Dabei möchte John eigentlich nur Marihuana rauchen und Folksongs in Amsterdam singen, die gelegentlich etwas zu viel über seine Arbeit als CIA-Agent verraten.

Bei Patriot handelt es sich offensichtlich nicht um eine konventionelle Spionage-Serie. Aber trotz des skurril anmutenden Plots, ist die Serie auch nicht zu sehr um Zoten und Lacher bemüht. Stattdessen punktet sie mit einem melancholischen schwarzen Humor und mit einer sehr überlegten Inszenierungsweise. Ich binge nicht mehr viele Serien, aber auch wenn der Plot sich langsam entwickelt, konnte ich sowohl bei der ersten als auch der zweiten Staffel nicht widerstehen. Außerdem spielt mein Lieblings-Lost-Darsteller Terry O'Quinn eine tragende Rolle. Also im Grunde alles, was man benötigt.

Nele Bübl

So viele tolle Serien, da fällt die Entscheidung...moment, die ist ja gar nicht 2018 gestartet. Die auch nicht. Und das ist eine chinesische Romantic-Comedy-Serie. Tjanun. Was aktuelle Genre-Neustarts angeht, hinke ich dieses Jahr etwas hinterher. Aber Highlights gibt es natürlich dennoch.

Zum einen wären da die Animationsserien Der Prinz der Drachen und Hilda, die beide von beziehungsweise für Netflix produziert wurden. Die charmanten Erzählungen rund um das Mädchen Hilda, das sowohl in der einsamen Natur als auch in der Stadt aufregende Abenteuer rund um Trolle, Holzmännchen, Woffel, Riesen und Co erlebt, ziehen leicht alle Altersstufen in ihren Bann. Die Comics von Zeichner Luke Pearson fanden zwar guten Absatz, dennoch sind die Geschichten der breiten Masse eher unbekannt.

Anders sieht es mit Der Prinz der Drachen aus, hinter denen die Macher von Avatar - Der Herr der Elemente stecken. Da damit auch kräftig geworben wurde, muss sich die Serie natürlich einige Vergleiche gefallen lassen und konnte viele nicht überzeugen. Ich hingegen bin begeistert. Nachtschattenelfen, leuchtende Kröten, Magie, Humor, Drachen - bitte mehr davon!

Zugegeben, es hat ein wenig gebraucht, aber letztlich hat mich Chilling Adventures of Sabrina doch begeistert. Die Serie macht einfach Spaß. Dass sie nicht viel mit der bekannten Teenager-Comedy zu tun hat, da beide auf unterschiedlichen Comic-Vorlagen basieren, war mir durchaus bekannt. Dennor irritierte mich etwas die Vermischung von Hexentum und Satanismus. Von dem Aspekt bin ich nach wie vor kein Fan, im Gesamten hat mich Evil-Eowyn aber überzeugt und die Staffel musste gebinged werden.

Zwar sind weder The Walking Dead noch Doctor Who neue Serien, dennoch legten beide dieses Jahr durch Showrunner-Wechsel eine Art Neustart hin. Wie ich im Fazit zur 11. Staffel ausführte, tut der frische Wind dem Whoniverse sehr gut und belebt das Fandom. Auch oder gerade wegen der begleitenden Diskussionen. The Walking Dead gelang, was ich schon fast nicht mehr zu hoffen wagte: Das Gucken macht endlich wieder Spaß! Ein wenig ist auch der Charme des Serienanfangs zurück.

Anne Jerratsch

Anfangs hatte die Miniserie Maniac einen eher schweren Stand bei mir. Nur mit halbem Auge verfolgte ich die ersten beiden Folgen, während meine Sehbegleitung sich vor Begeisterung kaum mehr einkriegte. Als die Faszination nach mehr als der Hälfte noch immer nicht nachlassen wollte, wagte ich einen zweiten Blick - eine Entscheidung, die ich im laufenden Jahr wegen akuter Zeitnot nur sehr selten treffen konnte. Doch bereut habe ich keine Minute. Denn Maniac ist genauso absurd, lustig und voller zwischenmenschlichen Drama, dass man sofort angefixt ist, ohne das Gefühl zu haben, in einer abgedrehten Seifenoper gelandet zu sein.

Die Handlung lässt sich jedoch nur schwer zusammenzufassen. Im groben geht es darum, dass die Hauptfiguren an einem Experiment teilnehmen, das den Sinn für Realität mit künstlichen Welten zu kreuzen versucht. Allen voran überzeugen die beiden Hauptdarsteller Emma Stone als tablettensüchtige Annie und ein enorm abgespeckter Jonah Hill, den ich erst nach mehreren Blicken erkannte. Er spielt den depressiven und schüchternen Owen so leise und intensiv, dass es dem Zuschauer fast das Herz bricht. Auch Justin Theroux als leicht abgedrehter, mutterfixierter Wissenschaftler ist ein echter Gewinn. Zwar bleiben die anderen Figuren im Vergleich dazu etwas blass. Doch der Mut, auch mal etwas Außergewöhnliches zu wagen, muss positiv herausgestrichen werden. Und ein bisschen David Lynch meets Sci-Fi schadet auch einer Serien-Massenschleuder wie Netflix nicht.

Weil ich sonst nur ältere Serien gesehen habe, die aber 2018 fortgesetzt wurden, fasse ich mich im Folgenden kurz: Bei Better Call Saul, der Spin-Off-Serie zu Breaking Bad, geht es in der vierten Staffel langsam wirklich ans Eingemachte. Bob Odenkirk als James McGill ist gewohnt gut als charismatischer falscher Fuffziger. Er hat zwar zu Beginn der Serie das Herz am rechten Fleck, kippt aber zusehends in den Größenwahn, der später aus ihm den windigen Saul Goodman machen wird. Seine ebenso fleißige wie durchtriebene Partnerin Kim Wexler (Rhea Seehorn) scheint er mit sich in den Abgrund zu ziehen. Einige Trickbetrügereien, die die beiden aushecken, funlktionieren nur mit Mut zur Lücke im Plan und viel Glück, das Meiste jedoch ist schlichtweg genial. Nur um Nacho Varga (Michael Mando), der sich zur rechten Hand der Drogenbosse rund um den Salamanca-Clan hochgearbeitet hat, muss man sich langsam ernsthaft sorgen - er kommt später bei Breaking Bad genauso wenig vor wie Kim. Möge den beiden ein langes Leben beschieden sein.

Zuletzt breche ich erneut eine Lanze für meine heimliche Lieblingsserie: Eine Reihe betrüblicher Ereignisse konnte mich in der mittleren Staffel, die Buch fünf bis neun der 13-teiligen Kinderbuchserie (die eigentlich keine Kinderbuchserie ist), noch ein wenig mehr begeistern. Eine ausführlicher Kritik habe ich bereits in meiner Besprechung zur zweiten Staffel formuliert. Die Serie um die reichen Waisenkinder Klaus, Sunny und Violet Baudelaire bleibt ein visuelles Bonbon in der Serienlandschaft, die Schauspieler agieren weiterhin sehr zufriedenstellend bis herausragend. Die Darstellerin der Esme Elend hat es sogar zu einigen Internet-Memes geschafft - und die Geschichte um das Gute in der Welt bleibt einfach universell wertvoll.

Hannes Könitzer

Es sieht ja etwas düster aus für die Marvel-Serien auf Netflix. Mit Luke Cage, Iron Fist und Daredevil wurden in diesem Jahr gleich drei Formate abgesetzt. Besonders schade ist es dabei um Daredevil. Die 3. Staffel der Serie war richtig gut und ist nicht nur eine der besten Marvel-Staffeln auf Netflix, sondern eine der besten Geschichten auf dem Streaming-Dienst überhaupt. Entsprechend traurig ist die Absetzung, auch wenn man sich zumindest damit trösten kann, dass sich Daredevil auf seinem Höhepunkt verabschiedet.

Die DuckTales kehrten bereits im vergangenen Jahr auf die TV-Bildschirme zurück, entdeckt habe ich sie aber erst in diesem Jahr. So skeptisch ich dem Reboot zunächst gegenüberstand, so schnell konnte mich die Serie für sich gewinnen. Die Macher modernisieren genau an den richtigen Stellen, vergessen aber nicht die Stärken des Originals und finden so genau die richtige Mischung. Und dass es eine Trickserie für Kinder schafft, dass ich mir sogar eine Träne verdrücken muss, hätte ich im Vorfeld nicht gedacht.

Bei meiner 3. Serie schließ ich mich Tobias an und führe Altered Carbon ins Feld. Auch wenn der Netflix-Neustart inhaltlich einige Schwäche nicht verbergen konnte, allein aus optischer und inszenatorischer Sicht kann Altered Carbon überzeugen. Zudem bietet die Serie den vermutlich coolsten Namen eines Serienhelden überhaupt, das gibt noch einmal Bonuspunkte. Staffel 2 kann gern kommen.

Zum Abschluss noch die Frage an euch. Was sind eure Top-Serien des Jahres? Lasst es uns in den Kommentaren wissen.

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