Light and Shadows - Kritik zu Star Trek: Discovery 2.07

SPOILER

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Star Trek Discovery 207

Kam Star Trek: Discovery auf der Suche nach Spock und dem Roten Engel zuletzt nicht recht voran, so macht Episode 2.07 gleich an mehreren Stellen einen gehörigen Sprung. Wortwörtlich.

Butter bei die Fische

Na endlich darf Ethan Peck auch mal ran. Nach langwierigem Vorspiel kann man für “Licht und Schatten” die erste Spock-Sichtung vermelden. Zumindest irgendwie - es ist derzeit nicht so recht der Vulkanier, den wir gewohnt sind. Zuerst fasst Burnham jedoch abermals in einem Voiceover einige wichtige Geschehnisse und Erkenntnisse noch einmal zusammen. Was bisher mehr so als mögliche Theorie rumwaberte, scheint nun als Fakt zu gelten: Der Rote Engel ist ein humanoides Wesen aus der Zukunft.

Wie zum Ende der letzten Episode angekündigt, zieht es Burnham nach Vulkan. Anstatt die komplette Discovery nebst Crew mitzunehmen, begibt sie sich mit offizieller Erlaubnis von Captain Pike auf privaten Heimaturlaub. Auch hier verschwenden die Serienmacher keine Zeit und kommen gleich zum Punkt: Burnham ahnt, dass Amanda mehr weiß und konfrontiert ihre Adoptivmutter. Ein kurzes Nein-Doch-Oh später geleitet Amanda Burnham zu ihrem Bruder.

Spock sei hilfesuchend zu ihr gekommen und sie hat ihre Privilegien als Botschafter-Gattin genutzt, um ihn in einer von abschirmenden Kristallen umlagerten Höhle versteckt zu halten. Eine wirkliche Hilfe ist Spock jedoch nicht. Er befindet sich deutlich in einer psychischen Ausnahmesituation und wiederholt nur wieder und wieder die gleiche Zahlenreihe sowie zugrundeliegender Lehrsätze der Logik, etwa “Der einfachste Fall der Anwendung der deduktiven Methode ist die Beseitigung einer Implikation mit Hilfe der Abtrennungsregel”. Damit ist er nicht nur ein eher schwieriger Gesprächspartner, sondern braucht vor allem eine gute medizinische Betreuung.

In der Kürze der Zeit gelingt es Mia Kirshner (Amanda) und James Frain (Sarek) erneut überzeugend das ungewöhnliche menschlich-vulkanische Ehepaar darzustellen. Doch nicht nur die unterschiedlichen Ansichten von Amanda und Sarek, wie man mit Spock nun umgehen muss, zeigen den Konflikt zwischen dem menschlichen Wesen versus der vulkanischen Logik auf. In Rückblenden sieht man erneut Burnham und Spock als Kinder. Während Burnham über ihre Unfähigkeit, den vulkanischen Gruß richtig hinzubekommen, herzlich lachen kann, ist Spock über diese Reaktion äußerst irritiert. Emotionen verstören ihn. Wobei er das mit Burnham durchaus gemein hat, worüber die beiden sich näher kommen.

Hinter den Spiegeln

In der Auseinandersetzung zwischen Amanda und Sarek kommt heraus, dass Spock einst sehr unter einer Lernschwäche/Dyslexie litt. Etwas, das unter Vulkaniern sehr selten und verpönt ist und da es wohl von seiner menschlichen Seite kommt, verweigerte man ihm in der Schule auch die nötige Hilfe. Zwar griff Amanda ein, unter anderen um über die Geschichte “Alice im Wunderland” Spock bei der Entwicklung seiner emotionalen Stabilität zu helfen, doch blieb es für den Halbvulkanier eine schwierige, einsame, verwirrende Zeit - die allerdings seine spätere Performance auf der Enterprise nicht sonderlich zu beeinflussen scheint.

Burnham und Sarek können sich schließlich gegen Amanda durchsetzen. Spock wird von seiner Schwester auf das Schiff der Sektion 31 unter Kommandant Leland gebracht. Dort sichert man ihr die beste Versorgung von Spock zu, doch sie möge doch bitte schon einmal mit einem Shuttle zur Basis voraus fliegen, immerhin seien die Räumlichkeiten der Sektion 31 streng geheim. Leland scheint sehr vertrauenserweckend zu sein, denn überraschenderweise fügt sich Burnham. Doch ausgerechnet Georgiou eilt zur Rettung - mit einem ausgeklügelten Plan inklusive Kampfeinlage warnt sie Burnham: Es ist geplant, Spocks Erinnerungen gewaltsam zu gewinnen und dabei sicherlich keine Rücksicht auf sein Wohlbefinden zu nehmen.

Zum Glück hat aber nicht nur die Discovery, sondern auch die Sektion 31 lausige Sicherheitsvorkehrungen, so dass Burnham mit Spock die Flucht gelingt. Es braucht dann auch nur noch einen kurzen Moment, ehe Burnham die Offenbarung, dass Spock Dyslexie hat(te), auf die Idee bringt, die Zahlenreihe mal in umgekehrter Reihenfolge durch den Computer zu jagen. Und Bingo, es sind Koordinaten: Auf nach Talos IV.

Gruß aus der Vergangenheit

Spannend, dass der Bordcomputer nicht sofort Alarm schlägt. Neu-Trekkies und solchen, die nie die Klassikserie gesehen haben, sagt der Planet vermutlich nichts. Beim Rest dürfte es in dem Moment gehörig geklingelt haben. Spock war schon einmal auf Talos IV. Zusammen mit Captain Pike. Zur Zeit der zweiten Staffel Star Trek: Discovery liegen die Geschehnisse der Pilotepisode von Raumschiff Enterprise erst etwa 5 Jahre zurück.

Ohne an dieser Stelle den kompletten Inhalt von “Der Käfig” zu erzählen eine kurze Erinnerung: Die Talosianer sind geistig weit fortentwickelte Telepathen und leben in selbstkreierten Traumwelten, die sie auch für andere schaffen können. Darüber haben sie jedoch nahezu alle anderen Fähigkeiten verloren und brauchen nun ein anderes Volk, das ihren Planeten bewirtschaften kann. Dabei fragen sie aber nicht einfach nett, sondern schaffen ein scheinbar sehr angenehmes Gefängnis aus Traumwelten. Pike und Team eignen sich aber nicht so recht als Sklaven, die Menschen haben einfach einen zu großen Freiheitsdrang.

Da die Talosianer auch über weite Entfernungen ihre telepathischen Fähigkeiten nutzen können, erklärt die Sternenflotte später das Gebiet rund um Talos IV weiträumig als Sperrzone. Das Betreten kann gar mit dem Tode bestraft werden. Etwas, dem sich Spock zu späterer Zeit schuldig macht. In “Talos IV - Tabu Teil 1 + 2” bringt er den schwer verbrannten, gelähmten Pike nach Talos, um ihn da ein besseres Leben in den Traumwelten zu ermöglichen. Dafür setzt sich Spock über sämtliche Befehle hinweg und kapert sogar die Enterprise.

Wenn man nun noch die Produktionsgeschichte bedenkt, heißt es in Bezug zu Star Trek: Discovery einmal kräftig Luft anhalten. Ursprünglich sollte Nummer 1 (Majel Barrett Roddenberry) die kühle-sachliche Offizierin in Raumschiff Enterprise sein. Nach dem Piloten wünschten die Produzenten aber auch personelle Veränderung und Gene Roddenberry musste sich entscheiden: Entweder Spock oder Nummer 1. Tja, und so wurden Vulkanier zu dem logikfokussierten Völkchen.

An der Stelle bleibt also zu hoffen, dass die Serienmacher wissen, was sie tun. Dass Star Trek: Discovery eine Prequel-Serie ist bietet so ja schon viele Stolpersteine. Die Geschichten und einen der beliebtesten Trek-Charaktere in der Form einzubauen, erfordert schon ein ziemliches Fingerspitzengefühl.

Hallo aus der Zukunft

Natürlich bleibt die Discovery-Crew diese Woche nicht unbeschäftigt. Wofür gibt es denn den B-Plot. Und der hat es in sich. Alles ist besser, wenn man den Faktor “Zeit” hinzunimmt. Frei nach Kadett Tilly. Die Discovery ist noch in der Nähe von Kaminar geblieben. Nicht unbedingt um zu gucken, dass sich Kelpien und Ba’ul nicht gleich an die Gurgel gehen, sondern vor allem um die aufgetretenen Erscheinungen rund um den Roten Engel zu untersuchen. Dabei stoßen sie auf einen Zeitriss mit enormen Messwerten, die Tilly ganz euphorisch stimmen.

Trotz eines kurzen Einwands von Saru lässt es sich Pike nicht nehmen, sich selbst hinter die Shuttle-Steuerung zu setzen und die Untersuchungssonde persönlich zu platzieren. Immerhin war er mal Testpilot und ist einfach am besten qualifiziert. Seinen Unmut, dass Agent Tyler ihm dabei nicht von der Seite weicht, tut er dabei erneut lautstark kund.

Es kommt, wie es kommen muss: Das Shuttle gerät in die Unwägbarkeiten des Zeitrisses und scheint verloren. Wo und vor allem wann soll man sie schon finden? Doch mit Hilfe von cleveren Flugschultricks und dem Timelord-Teil-Tardigrade Stamets unter der sicheren Führung von Captain Saru gelingt die Rettungsmission.

Nun war das aber nicht einfach nur ein schicker Zeit-Nebenplot. Während Tyler und Pike im Zeitriss herumirren begegnen sie der Sonde, die sie zuvor abgeschossen haben. Diese hat ein Matrix-Terminator-Upgrade erfahren und greift das Shuttle an, um sämtliche Inhalte des Bordcomputers zu sichern. Ein kurzer Scan zeigt: Das Ding kommt 500 Jahre aus der Zukunft. Und scheint unbemerkt Airiam (die Cyborg-Android-Irgendwas auf der Brücke der Discovery) infiziert zu haben. Das dürfte sicherlich noch relevant werden.

Das gemeinsame Erlebnis lässt Pikes Abneigung Tyler gegenüber deutlich abbauen und er stimmt ihm schließlich gar zu: womöglich ist der Rote Engel eine große Gefahr für die Sternenflotte. Jedoch könnte es natürlich auch sein, dass in der Zukunft Krieg herrscht und ein Teil die Discovery/Föderation zerstören will, während der andere - Rote Engel - beschützt.

Fazit

“Licht und Schatten” ist eine reichlich vollgepackte Episode, die zwar noch keine wirkliche Aufklärung bietet, jedoch sowohl die Geschichte rund um Spock als auch des Roten Engels ein ganzes Stück voranbringt. Dabei bleibt kaum Zeit zum Durchatmen, was zur Abwechslung auch mal wieder ganz nett ist, aber emotional nicht so recht zu fesseln vermag. Die Folge macht dennoch auf jeden Fall Lust auf mehr.

Star Trek Discovery - Trailer 2x08 - If Memory Serves S2-E8 Sottotitolato in Italiano

Star Trek: Discovery

Originaltitel: Star Trek: Discovery
Erstaustrahlung 24. September 2017 bei CBS All Access / 25. September 2017 bei Netflix
Darsteller: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca), Michelle Yeoh (Captain Georgiou), Doug Jones (Lt. Saru), Anthony Rapp (Lt. Stamets), Shazad Latif (Lt. Tyler), Maulik Pancholy (Dr. Nambue), Chris Obi (T’Kuvma), Shazad Latif (Kol), Mary Chieffo (L’Rell), Rekha Sharma (Commander Landry), Rainn Wilson (Harry Mudd), James Frain (Sarek)
Produzenten: Gretchen Berg & Aaron Harberts, Alex Kurtzman, Eugene Roddenberry, Trevor Roth, Kirsten Beyer
Entwickelt von: Bryan Fuller & Alex Kurtzman
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 42+


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