Kapitel 9: Der Marshal - Kritik zu The Mandalorian 2.01

SPOILER

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The Mandalorian

Am Ende der 1. Staffel hat sich der Mandalorian entschieden, Baby Yoda (aka Das Kind) zurück zu seinem Volk zu bringen. Dafür begibt er sich zunächst einmal auf die Suche nach weiteren Mandalorianern, in der Hoffnung, dass diese ihm mit Informationen weiterhelfen können. Nach einem kurzen und eher gewalttätigen Zwischenstopp erfährt der titelgebende Kopfgeldjäger, dass sich ein solcher auf Tatooine aufhalten soll. Kurzerhand macht sich das Duo auf und reist zum wohlbekannten Wüstenplaneten, nur um dort wieder einmal in die Probleme der lokalen Bevölkerung hineingezogen zu werden.

Mit dem Auftakt von Staffel 2 nahm Serienschöpfer Jon Favreau persönlich auf dem Regiestuhl Platz und schrieb auch gleich das Drehbuch zur Episode. In Staffel 1 musste sich Favreau noch auf die Produzenten- und Autorenrolle beschränken, da ihm die Arbeit an Der König der Löwen nicht die Zeit für eine Inszenierung ließ. Nun konnte sich der Regisseur vollkommen seiner Serie widmen und schießt zum Auftakt direkt aus allen Rohren. "Der Marshal" ist vor allem optisch ein echtes Highlight und bietet zum Start in die neue Staffel einige tolle Schauwerte.

Auch in Hinblick auf die Atmosphäre spielt die erste Folge wieder die bekannten Stärken aus. The Mandalorian versucht schon seit Beginn, eine Art Western mit Blastern und Raumschiffen zu sein, und "Der Marshal" ist die wohl westernigeste Episode der Serie bisher. Allein die Plot-Zusammenfassung "Outlaw kommt in eine abgelegene Wüstenstadt und hilft den Bewohnern, sich gegen eine Gefahr zu verteidigen", könnte auch direkt einem Sergio-Leone-Film stammen. Dazu trägt auch erneut der exzellente Soundtrack von Ludwig Göransson bei, der zum Start ebenfalls wieder in Bestform erscheint.

Erzählerisch eher seicht unterwegs

The Mandalorian bleibt sich in Staffel 2 auch in einem weiteren Punkt treu: die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird. Die Star-Wars-Serie wird sehr wahrscheinlich nicht für ihre komplexe Handlung in die Geschichte eingehen. Wer nach dem Finale der 1. Staffel darauf gehofft hatte, dass nun ein stärkerer Fokus auf eine übergeordnete Handlung gelegt wird, der dürfte enttäuscht sein. Die Episoden scheinen weiterhin relativ für sich zu stehen und vergleichsweise abgeschlossene Handlungen zu erzählen. Dies alles wird von einem kleinen übergeordneten Strang zusammengehalten, der aber in den meisten Folgen nur eine kleine Rolle zu spielen scheint.

Auch innerhalb der Episode bleibt die Handlung relativ simpel. Wüstenstadt – Monster – schwierige Allianz – Monsterkampf, das ist es auch dann schon. Letztendlich ging das Konzept für die Macher in Staffel 1 aber bereits auf, schließlich wurde The Mandalorian gerade in der Fanbase sehr groß gefeiert, also gab es auch keinen Grund, etwas groß zu ändern. Im Vergleich zur 1. Staffel bekam "Der Marshal" aber zumindest ein paar Minuten mehr Laufzeit spendiert. Dies gab Jon Favreau die Möglichkeit, dem Gast der Woche etwas mehr Zeit einzuräumen und dessen Vorgeschichte kurz zu erläutern.

Der Gast der Woche

Für eine so westernlastige Episode, in der ein Marshal im Mittelpunkt steht, scheint Timothy Olyphant tatsächlich eine sehr gute Wahl. Der Darsteller hat mit Justified bereits eine gewisse Westernvergangenheit und kann in "Der Marshal" direkt einige Sympathiepunkte für sich verbuchen. Zugegeben, die Rüstung von Boba Fett mag nicht unbedingt auf ihn zugeschnitten sein. So wirkt er in dem Outfit irgendwie alles andere als bedrohlich, was gerade auch der Rückblickszene etwas ihren Coolheitsfaktor nimmt.

Was zudem auch wieder gut funktioniert, ist das Zusammenspiel mit dem titelgebenden Mandalorian. Grundsätzlich haben es die Gastdarsteller in der Serie in dieser Hinsicht nicht immer einfach, schließlich ist ihr Gegenpart faktisch immer hinter einer Maske versteckt und zeigt kaum Emotionen, auf die man als Darsteller irgendwie reagieren kann. Trotzdem schaffte es die Serie wiederholt, gute Kombinationen mit verschiedenen Gästen und dem eher wortkargen und ausdruckslosen Kopfgeldjäger zu schaffen.

Ein alter Bekannter schaut vorbei

Natürlich darf auch Baby Yoda in "Der Marshal" nicht fehlen, die Figur, die in nicht zu unterschätzendem Maße zur Popularität von The Mandalorian beigetragen hat. Auch im Staffelauftakt macht der Kleine wieder das, was er besonders gut kann: Möglichst süß und knuffig aussehen. Gefühlt lässt sich hier auch eine erste Veränderung zur 1. Staffel beobachten. So ließ der Mandalorian Baby Yoda bei seinem ersten Tatooine-Besuch noch in der Obhut von Peli Motto zurück, nun nimmt er ihn auf sein Abenteuer mit. Dadurch konnte man natürlich noch ein paar mehr knuffige Szenen mit dem kleinen Wesen einbauen, und irgendwie wurde Baby Yoda in dieser Folge auch fast ausschließlich auf diesen Punkt reduziert. Die Macher sollten daher aufpassen, dass der Kleine nicht zu einem reinen Gimmick wird.

Abschließend muss natürlich noch das Ende angesprochen werden. Für Star-Wars-Fans schrillen natürlich bei den Worten Tatooine und Mandalorian sofort alle Alarmglocken. Auch wenn die Episode einen zunächst auf die falsche Fährte führt, am Ende ist Boba Fett dann doch zu sehen, was natürlich direkt die Vorfreude auf die nächsten Episoden steigert. Der kurze Auftritt macht in jedem Falle Lust auf mehr und sicherlich dürfte es nicht lange dauern, bis es zu einem Aufeinandertreffen der beiden Mandalorianer kommt.

Fazit

Zum Auftakt fokussiert sich The Mandalorian auf seine bekannte Stärken. Atmosphäre, Optik und Musik sorgen dafür, dass Jon Favreau ein sehr guter Start gelingt. Erzähltechnisch reißt sich die Serie weiterhin kein Bein aus. An diesem Punkt dürfte sich aber festhalten lassen, dass dies gewollt ist und sich vermutlich nicht mehr ändern wird. Die Star-Wars-Serie hat sich gefunden und weiß, was sie sein will.

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