Scavengers - Kritik zu Star Trek: Discovery 3.06

SPOILER

Star Trek: Discovery 3.06 ist eine klassische Füllerepisode, die noch einmal die Spielfiguren zurecht rückt. Douglas Aarniokoski führte die Regie bei “Aasgeier” (OT: “Scavengers”) nach einem Drehbuch von Anne Cofell Saunders. Beide sind schon zuvor bei Star Trek: Discovery und vor allem auch Star Trek: Picard tätig gewesen, unter anderem als ausführende Produzenten.

Pimp My Ride

Wie erwartet bekommt die Discovery eine Rundum-Erfrischungs-Kur und wird technisch auf den neuesten Stand gebracht. Obwohl es ja eher eine Sanierung als ein Neubau ist, bekommt das Schiff auch eine neue Kennung verpasst: NCC-1031-A.

Die beibehaltene Optik erklärt Lt. Willa damit, dass man die Umstellung für die Besatzung so einfach wie möglich halten wolle. Ist das auch der Grund, warum sie noch ihre alten Uniformen behalten dürfen? Die Crew ist jedenfalls überwiegend komplett begeistert und in Spiellaune beim Ausprobieren ihrer neuen Arbeitsstationen, aller Funktionen und stylischen Bedienfelder. Bisschen blöd für Merchandise-Hersteller: Aus mehreren Geräten wurde ein kleiner Badge, der alles holographisch erzeugen kann - inklusive persönlichem Transporter, dessen problematische Bedienung Linus vielleicht ein- bis zweimal zu viel demonstriert.

Admiral Vance scheint seine kleine Rest-Sternenflotte gut im Griff zu haben. Nach wie vor trifft er nachvollziehbare Entscheidungen und gibt verständliche Anweisungen - etwa, dass erstmal nur ein sehr kleiner Kreis über den Sporenantrieb der Discovery Bescheid wissen soll. Durch die Nähe zueinander wirkt das Treffen der Captains zur Planung der nächsten Schritte wie ein ziemlich durchschnittliches Wochenmeeting der Führungsriege.

Wie Vance später noch erklärt, geht es erstmal darum, die ganzen kleinen eiligen Krisenherde und Notfälle zu erledigen, man habe keine Ressourcen für längerfristige Aktionen, wie etwa das Mysterium des Burns zu lösen. So sehen wir, wie in der illustren Runde die Aufgaben verteilt werden.

Für Captain Kardashev geht es nach Reiling VII, um Schutzschilde gegen Sonneneruptionen zu installieren (im Deutschen spricht er wirklich von “Sonnenbrillen”). Captain Bandra von der USS Le Guin wird auf eine zweimonatigen Versorgungstour nach Na’Seth geschickt, und Captain Rahma (Osnullus) bringt wegen einer Nahrungsknappheit Replikatoren nach Kaijur XII. Derweil soll sich die Discovery als schnelle Eingreiftruppe bereit halten, falls die diplomatischen Gespräche auf Argeth entgleiten und die Smaragdkette des orionisch-andorianische Syndikats den Konflikt lieber gewaltsam lösen wollen.

Auf eigene Faust

Warten ist nicht so Burnhams Ding. Sternenflottenprotokoll einhalten und Befehle befolgen auch nicht. Also wird erst gar nicht gezögert und irgendein Gewissenskonflikt aufgebauscht. Nachdem Grudge in bester Home-Office-Videokonferenz-Manier ihren Cat-Call abgesetzt hat, ist für Michael die Sache doch schon klar: Sie wird Book retten, egal was Saru sagt. Wobei man ihr vielleicht noch zugute halten könnte, dass die Blackbox der Schiffe, die beim Burn zerstört wurden, tatsächlich interessant sein könnten und Saru mit dieser neuen Information ja zumindest mal beim Admiral nachfragen sollte. Und dass sie niemanden sonst aus der Crew mit reinziehen will - außer Tilly zum Katzensitten.

Erstaunlich, dass Georgiou überhaupt erstmal Michael nochmal klar macht, was ihre Aktion für ihren Stand in der Sternenflotte und vor allem gegenüber Saru bedeutet. Aber natürlich ist sie bei einer unerlaubten Außenmission sofort dabei. Also geht es für die beiden in Books Schiff auf zum Ruhrpott-Planeten, auf dem einst Bergbau betrieben wurde, nun aber vor allem eine recht eindrucksvolle Kulisse für den Schrottplatz und Wertstoffhof der Smaragdkette bildet.

Alles in allem eine sehr klassisch aufgebaute Alien-der-Woche-Handlung. Der namenlose orionische Neffe der gefürchteten Osyra schmeißt den Laden, ist aber nicht die hellste Leuchte und einer Georgiou schon gar nicht gewachsen. Die Orioner halten sich Zwangsarbeiter zur Werstoffgewinnung (inklusive allerlei Sternenflottenmemorabilia) und sind super böse, was durch die Exekution eines armen Gefangenen gezeigt werden muss. Book wird schnell gefunden und in Sekunden ein Plan ausgeheckt, um alle zu retten. Natürlich wird der eigentlich ziemlich egale Andorianer Ryn mit einbezogen (ob wir ihn jemals wiedersehen? Theoretisch ist er ja auf der Discovery). Burnham, Book, Georgiou und Ryn retten den Tag, die Bösen sind besiegt, Michael bekommt ihre Blackbox, alle freuen sich. Was wird sich nun eigentlich von den Blackboxen versprochen? So richtig eingängig ist die Erklärung bislang noch nicht.

Immerhin wird Georgious mysteriöser Zustand nicht über mehrere Folgen ohne Ansprache hinweggezogen - Michael merkt schnell, dass etwas nicht stimmt und auch, dass Georgiou selber noch nicht so recht weiß, was los ist. Für den Zuschauer ist klar, dass es sich um Flashbacks zu einem blutigen Ereignis im Spiegeluniversum handelt. Allerdings dürfte das dort ja ein alltägliches Geschehen sein.Optisch war das Ganze schon ziemlich ansehnlich, inhaltlich eher Dosenfutter, aber das ist auch mal okay. Highlight: Als Tarnung geben Georgiou und Michael an, nach selbstdichtenden Schaftbolzen zu suchen - eine Erinnerung an Nog und Jake in Deep Space Nine.

Logische Konsequenzen

Burnham ist einfach kein Sternenflottenmaterial. Das hat sie in diversen Universen und Zeiten mehr als deutlich gemacht und weiß es doch eigentlich auch selbst. Die Übernahme des Postens als Erster Offizier geschah ja nun auch mit viel wenn und aber. Nach dieser eklatanten Befehlsverweigerung ist klar, dass sie degradiert wird, werden muss - und sie damit sogar noch gut wegkommt. Es verstärkt noch einmal mein Gefühl, dass Sonequa Martin-Green zum Ende der Staffel aussteigen könnte und sich Michael verabschiedet, um mit Booker wilde Abenteuer zu erleben und das Universum auf eigene Faust zu retten.

Nachdem in dieser Staffel die gute Verbindung und das Vertrauen zwischen Tilly und Saru recht präsent ist, ist meine Vermutung, dass auf übliche Laufbahnen geschissen wird und Tilly direkt von Ensign zum Ersten Offizier aufsteigt. Auch wenn theoretisch erstmal Lt. Nielsson dran wäre, oder? Allerdings hat sich Tilly ja sowohl als gute Befehls- und Ratschlaggeberin für Saru erwiesen: “But she made a choice, and now because of that, you don't have one”.

In einem komplett abgetrennten kleinen Nebenhandlungsstrang nähern sich an Bord der Discovery Adira, Gray und Stamets weiter an. Adira befreit Stamets von den gehassten Implantaten und macht die Steuerelemente für den Sporenantrieb angenehmer. Dafür setzt sich Stamets zu ihr in der Messe, als er sie alleine und scheinbar mit sich selbst redend sieht. Sie unterhalten sich über untote Partner und lachen zusammen. Dann bekommen wir noch eine Pyjama-Szene mit Culber und Stamets. Alles ist gut.

Fazit

“Aasgeier” kommt zwar nicht mit einer cleveren Geschichte oder großen Sprüngen für die Handlung daher, ist aber doch eine solide Füllerepisode. Sie kann unterhalten, tut nicht weh und geht als Zwischenspiel, um Figuren nochmal in Position zu bringen, klar.

Von der nächsten Folge mit dem großen Titel “Unification III” (Star Trek: The Next Generation lässt grüßen) erwarte ich mir aber freilich deutlich mehr.

Star Trek: Discovery

Originaltitel: Star Trek: Discovery
Erstaustrahlung 24. September 2017 bei CBS All Access / 25. September 2017 bei Netflix
Darsteller: Sonequa Martin-Green (Michael Burnham), Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca), Michelle Yeoh (Captain Georgiou), Doug Jones (Lt. Saru), Anthony Rapp (Lt. Stamets), Shazad Latif (Lt. Tyler), Maulik Pancholy (Dr. Nambue), Chris Obi (T’Kuvma), Shazad Latif (Kol), Mary Chieffo (L’Rell), Rekha Sharma (Commander Landry), Rainn Wilson (Harry Mudd), James Frain (Sarek)
Produzenten: Gretchen Berg & Aaron Harberts, Alex Kurtzman, Eugene Roddenberry, Trevor Roth, Kirsten Beyer
Entwickelt von: Bryan Fuller & Alex Kurtzman
Staffeln: 4+
Anzahl der Episoden: 42+


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