Robots & Dragons: Die Entdeckungen der Redaktion 2020

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Uncharted

Das Jahr 2020 brachte für viele Menschen überraschend viel Zeit, die sie unter anderem dafür nutzen konnten, Filme, Bücher, Serien, Comic, Hörspiele oder Computerspiele zu entdecken, die bisher aus verschiedenen Gründen an ihnen vorbeigegangen waren. Auch bei in der Redaktion von Robots & Dragons gab es so einige Entdeckungen, die uns das Jahr 2020 verbessert haben.

Florian Rinke

Erst dieses Jahr habe ich begonnen, die bereits 2002 erschienene Comicserie Y: The Last Man zu lesen. Die Geschichte von Autor Brian K. Vaughan startet mit dem Ausbruch einer weltweiten Seuche, welche innerhalb weniger Stunden alle Männer auf der Erde dahin rafft – bis auf einen. Auf rätselhafte Weise hat Yorick die Pandemie als einziger Mann überlebt. Zusammen mit der Geheimagentin 355 und der Wissenschaftlerin Dr. Mann macht er sich auf den Weg von der Ostküste der USA zum Institut von Dr. Mann an der Westküste. Dort hoffen sie eine Erklärung für Yoricks Immunität sowie ein Heilmittel zu finden. Y: The Last Man besticht vor allen durch seine interessante und spannend erzählte Geschichte. Die Zeichnungen fallen im Vergleich ein wenig ab und hätten ein weniger kreativer sein können. Insgesamt fügen sich Handlung und Zeichnungen aber zu einem runden Gesamtbild zusammen. Da ich ab März irgendwie wenig Lust hatte, eine Comicserie über eine weltweite Pandemie zu lesen, habe ich bisher nur die Hälfte der zehn Sammelbände gelesen.

Auch in der Comicserie Gung-Ho von Benjamin von Eckartsberg und Thomas von Kummant gibt eine weltweite Bedrohung, welche die menschliche Zivilisation an den Rande des Untergangs gebracht hat. Grund ist diesmal kein weltweiter Ausbruch einer Seuche und auch keine derzeit so beliebte Zombie-Apokalypse. Die Menschheit wurde von weißen affenartigen Monstern angegriffen und fristet ihr Dasein nun in wenigen befestigten Städten. Viel wird über die Herkunft dieser Monster nicht verraten. Der Leser erfährt nur, dass es verschiedene spezialisierte Unterarten gibt und sie ihre Angriffe koordinieren können. Im Mittelpunkt stehen die Brüder Zack und Archer, welche wegen mehrere Vergehen in einem abgelegen kleinen Ort abgeschoben werden. Dort müssen die beiden lernen, sich einzufügen. Zack gelingt es, schnell neue Freunde zu finden und sich in die strenge Gesellschaft einzufügen. Archer legt sich dagegen mit den herrschenden Autoritäten an und wird schließlich aus der Gemeinschaft ins Monsterland verbannt. Derweilen häuften sich die Angriffe der weißen Bestien. Aber nicht nur die spannende und ausgefallene Handlung begeistert. Auch die Zeichnungen in Gung-Ho besitzen ihren ganz eigenen Reiz und transportieren die unterschiedlichen Stimmungen den Comics bestens. Seit 2014 sind vier Bände der Serie erschienen. Der fünfte Teil "Die weiße Flut" soll im Mai nächsten Jahres folgen.

Johannes Hahn

Natürlich kannte ich Stardew Valley schon vor der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Zeit, die man vermehrt zuhause verbringt. Das Spiel erschien immerhin schon 2016. Aber erst während der Zeit im Homeoffice habe ich entdeckt, wieviel Spaß die Pflege und der Aufbau der eigenen Farm macht. Während andere mit Animal Crossing: New Horizons ihr Wohlfühlspiel entdeckt haben, war es bei mir eben Stardew Valley. Ich glaube, in diesen seltsamen Zeiten brauchen wir alle unsere Rückzugs- oder sogar Fluchtpunkte aus einem sich als Bedrohung präsentierenden Alltag. Das können Videospiele, Filme, Serien, Podcasts oder Hobbys wie Stricken, Zeichnen und Schreiben sein.

Für mich fielen mit der Pandemie beispielsweise meine regelmäßigen Pen&Paper-Rollenspielrunden weg, die ich schmerzlich vermisse. Umso schöner ist es, dass ich mit einigen Menschen aus dieser Runde bereits seit zwei Jahren das Spiel Divinity: Original Sin 2 kooperativ Spiele und das sehr viel Spaß macht. Mit meinen Mitspielern und einigen weiteren Leuten spielen wir auch hin und wieder Among Us - das ist dann wohl eher die eigentlich Entdeckung dieses Jahr. Denn die relativ simple Gestaltung - von der Grafik bis zum unverwüstlichen Werwolf-Prinzip des Gameplays - sorgt sowohl dafür, dass das Spiel vielen Menschen zugänglich ist, als auch, dass man viel Spaß damit haben kann. Beide Spiele sind natürlich kein Ersatz für eine Runde an echten menschlichen Kontakten, aber wir nutzen einfach die Räume, die wir haben.

Anne Jerratsch

Manchmal bin ich auch mir selbst gegenüber ein klein wenig sadistisch angelegt. So habe ich mir pünktlich zum ersten Lockdown The Stand von Stephen King bestellt - ein echter Ziegelstein im Taschenbuchformat mit über 1700 Seiten Lesevergnügen. Meine erste Aktion war also, die beiden Coverseiten mit ein ein paar Bögen anständig dicker Pappe auszukleiden. Begleitend zu Covid 19 über Captain Trips, wie die pandemische Supergrippe in Kings Geschichte genannt wird, zu lesen, war nicht immer ein Spaß, aber definitiv ein Erlebnis. Oder ist es noch, denn ich bin noch nicht mal bei der Hälfte angekommen - war wohl zuviel mit Doomscrolling beschäftigt zwischendurch. Aber solange Corona noch wütet, habe ich ja eine realistische Chance. Zumindest kann man sich so ein klein wenig in das kingsche Reich der Fantasie flüchten, in dem eine Gruppe Überlebender in einem fast vollkommen entvölkerten Amerika die Hauptrolle spielt, ohne einen wahnwitzigen US-Präsidenten, ohne Klimakrisen und ohne irgendwelche Maskenverweigerer. Immerhin.

Ein wenig heiterer geht es bei der Netflix-Serie Living with Yourself zu, in der Paul Rudd als Miles einer geklonten Version von sich selbst begegnet. Wie gewohnt ist die Rolle von Miles oberflächlich als sympathischer Tollpatsch angelegt, darunter gibt sich im Laufe der Staffel eine Person zu erkennen, die sich nicht nur mit ihrer eigenen Frustration über nicht erreichte Ziele beschäftigen muss, sondern diese auch passiv-aggressiv nach außen trägt. Miles ist Opfer und gleichermaßen Mitträger der Leistungsgesellschaft, die er zutiefst verachtet. Kein Wunder also, dass er bald versucht, deine Klon-Version für alle unangenehmen Aufgaben einzuspannen, auf die er keine rechte Lust hat.

Doch der Klon-Miles ist bald in Sachen Liebe, Freunden, Job und der allgemeinen Einstellung zum Leben so viel erfolgreicher und glücklicher als der echte, dass es bald zu den erwartbaren Spannungen kommt. Das klassische Genre der Zwillings- beziehungsweise Verwechslungskomödie wird bei Living with Yourself in erwartbarer Weise umgesetzt. Natürlich hilft ein Sympathieträger wie Paul Rudd in seiner Doppelrolle enorm, den manchmal etwas vorhersehbaren Plot aufzufrischen. Die Scifi-Elemente, die die Klon-Idee aufgreifen, wirken manchmal sogar fast wie aus einem Universum, das David Lynch geschaffen hat und aus dem auch Serien wie Maniac stammen könnten. Das hat doch schon ganz gut geklappt. Vielleicht traut sich Netflix so etwas künftig ja öfter mal.

Katrin Hemmerling

The Witcher ist bekanntlich ja bereits im letzten Dezember gestartet - bei mir hat es bis zum Oktober diesen Jahres gedauert, bis ich mir die erste Staffel an einem Tag reingezogen habe. Und warum bitte hat mich niemand von euch früher darauf hingewiesen, was ich verpasst habe?! Gut, manche Castingentscheidung finde ich jetzt nicht optimal - die Chemie zwischen Henry Cavill und Anya Chalotra passt für mich einfach nicht - aber der Rest? Grandios. So grandios, dass ich mich mit neuem Elan an The Witcher 3 geworfen habe (Katrin und Sidequests ... eine abendfüllende Tragödie). Als ich zu meinem Glück beim Aufräumen meines Schreibtisches dann auch noch einen Gutschein wiedergefunden habe, war "Der letzte Wunsch" auch mein. Long story short: Ich gestehe offen, seit Oktober im Witcher-Fieber zu sein. Besser später als nie.

Ich hatte bereits erwähnt, dass der Lockdown mit der Kurzarbeit im Hauptbroterwerb immerhin einen positiven Aspekt hatte: Endlich hatte ich Zeit, mir all die Serien anzugucken, die ich zuvor verpasst hatte. Vielleicht habt ihr schon herausgefunden, dass Hannes mein bester Tippgeber ist und auch mit einer Engelsgeduld auch meine Guck- und Spielelisten mehr oder weniger priorisiert. So bin ich dann auch zu The Boys gekommen. Zwar habe ich Staffel 2 noch nicht angefangen, aber mit Staffel 1 bin ich durch - und bereits in Folge 1 wusste ich, dass es die große Liebe. Endlich einmal eine andere Prämisse für Superhelden, dazu noch der großartige Cast ... ich bin zwar mit einem Jahr Verspätung dabei, aber froh, dass ich die Serie noch für mich entdeckt habe.

Der Lockdown im April brachte mich auch dazu, meine Playstation zu entstauben, nachdem ich - ja, richtig geraten - von Hannes den Tipp bekommen habe, dass Uncharted 4 im Playstation-Plus-Store kostenlos war. Fürs Protokoll: Ich hatte als Teenie nie einen Gameboy, ich hatte auch nie einen 486, um Prince of Persia und dergleichen zu spielen - entsprechend ungeübt war ich, was Konsolen und die dazugehörigen Controller betrifft. Mein erstes Spiel war The Witcher 3, wo mich anfangs am meisten frustrierte, dass Plötze nie geradeaus gelaufen ist, da ich mit dem Controller anfangs überfordert war. Uncharted 4 war dann das Spiel, das mich aber endgültig in die Spielewelt reingezogen hat. Zwar ist Nate am Anfang unanständig oft in die Tiefe gestürzt, weil ich manch Taste einfach zu spät gedrückt habe, aber nach den ersten paar Kapiteln waren Nate und ich ein eingespieltes Team. Das Spiel hat mich so in seinen Bann gezogen, dass ich nach 1,5 Tagen morgens um 7 hoch emotional den Prolog erlangt hatte. Und tags drauf gehörte auch die Nathan-Drake-Collection mir - die große Liebe. Mit ebenfalls gewaltiger Verspätung, Und eventuell bin ich jetzt ein biiiiiiiiiiiisschen mehr im Vorfreude-Modus auf den Uncharted-Film, Denn wir sind hier ja unter uns, also kann ich es auch erzählen: Nathan Drake ist mein offizieller Gaming-Crush ...

Hannes Könitzer

In diesem Jahr ging in Deutschland auch Disney+ an den Start und brachte gebündelt die Welt von Marvel, Disney und Star Wars auf einem Streaming-Dienst. Die größte Entdeckung war für mich allerdings keine große Blockbusterproduktion, sondern die Animationsserie Gravity Falls. Während der Zeichenstil mir zunächst nicht ganz zusagte, war ich inhaltlich schnell überzeugt. Gravity Falls erzählt eine tolle Geschichte mit vielen Rätseln und Mysterien, die zudem alle eine runde Auflösung haben. Einzige Wehmutstropfen ist die Tatsache, dass nur zwei Staffeln produziert wurden. Dafür ist die Serie aber in sich abgeschlossen und hat keine losen Enden. Fans von Gravity Falls, die auf der Suche nach ähnlichen Serien sind, kann ich zudem Amphibia und Willkommen im Haus der Eulen ans Herz legen.

Neben Serien und Filmen bin ich auch ein großer Fan von Fantasy in geschriebener Form. Gerade Urban Fantasy ist eines meiner Lieblingsgenre, wobei ich da so langsam schon sehr viel kennen. Um so mehr freue ich, wenn ich auf neue Autoren stoße, von denen ich bisher noch nichts gehört habe. Im Jahr 2020 war dies mit Ilona Andrews der Fall. Hinter dem Namen versteckt sich ein Ehepaar, das gemeinsam Fantasybücher schreibt. Gestoßen bin ich auf Andrews durch die Kate-Daniels-Serie, deren Hörbücher ich in einem Rutsch durchgehört habe. Anschließend habe ich mich direkt durch die weiteren Reihen gearbeitet und wurde bei keiner enttäuscht.

In Bereich der Computerspiele war Gears of War meine Entdeckung des Jahres. Bisher hielt ich die Serie eigentlich immer für einen relativ simplen Shooter und mein Interesse hielt sich in Grenzen. Im Zuge des Xbox Game Pass (#keineWerbung) gab es ich der Reihe aber mal eine Chance und wurde schnell überzeugt. Ja, es wird viel geballert, aber trotzdem schließt man die Figuren schnell ins Herz. Auch gelang der Reihe mit Teil 4 eine gute Neuausrichtung und man merkte, dass der Entwicklerwechsel Gears of War durchaus gut getan hat. Jetzt muss ich nur noch hardwaretechnisch nachrüsten, um auch den fünften Teil in vernünftiger grafischer Qualität spielen zu können.

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