Robots & Dragons kocht: Wir testen das Gamer-Kochbuch

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Gamer-Kochen Anne

Ein Kochbuch für Gamer? Da müssen wir doch einmal einen Blick hineinwerfen. In seinem neuesten Werk Gamer-Kochbuch: Rezepte zu Euren Lieblingsvideospielen stellt der französische Koch Liguori Lecomte eine ganze Reihe von Rezepten vor, die von bekannten Videospielen inspiriert wurden. Anne, Johannes, Hannes und Katrin haben das Buch einmal genauer unter die Lupe genommen und anschließend den Herd angeschmissen. Folgend fassen sie ihre Eindrücke zu ihren jeweiligen Rezepten zusammen, und abschließend gibt es dann noch ein kleines Fazit. Wir bedanken uns an dieser Stelle auch herzlich beim Zauberfeder-Verlag für das Rezensionsexemplar!

Johannes: Assassin's Creed Origins - Bayeks Falafel

Bei Falafel schwanke ich immer zwischen: Eigentlich ist das kein schwieriges Gericht, aber gleichzeitig sollte man ganz viele Dinge beachten. So sind rohe Kichererbsen nämlich giftig (Einweichen wie im Rezept ist daher extrem wichtig) und beim Frittieren im Topf sollte die Temperatur von 170° C grob eingehalten werden, damit einerseits keine Schadstoffe entstehen und andererseits kein Fettbrand droht.

An und für sich aber: Die Falafel sind lecker und recht einfach zu machen. Am besten allerdings zu zweit, da das Formen der Teigbällchen und das Frittieren sowie die Temperaturkontrolle des Fetts sehr stressig ist, wenn man alleine kocht. Auf den Wirsing habe ich bei der Zubereitung verzichtet, da so ein Wirsingkohl recht groß ist und keinen Platz in meinem Essensplan fand. Im Teig habe ich Salz ergänzt und außerdem sollte man auf jeden Fall etwas Hummus oder etwas Ähnliches (zum Beispiel einfach Joghurt und Tahin zusammenrühren) dazu servieren. Die Falafeln sind nämlich etwas trocken, was aber nicht am Rezept liegt, sondern am Gericht selbst.

Schade ist allerdings, dass Falafel eines der wenigen vegetarischen oder veganen Gerichte im Gamer-Kochbuch ist. Klar, viele Rezepte lassen sich relativ problemlos anpassen (statt echtem Hackfleisch zum Beispiel Sojaschnetzel oder ähnliches benutzen), aber ein bisschen mehr Präsenz von Gemüse oder anderen Alternativen hätte nicht nur mich als Vegetarier gefreut, sondern vielleicht auch die Zielgruppe.

Gamer Kochbuch Johannes

Anne: GTA V - Die Tacos von Attack-a-Taco: Rindfleisch-Burritos

Eine Mahlzeit, die man mit einer Hand mal eben nebenher snacken kann - klingt nach dem perfekten Gamerfood. Oder generell dem perfekten Essen. Dass man für die Rindfleisch-Burritos allerdings insgesamt 15 Zutaten braucht, und ein paar davon sehr frisch - okay, eigentlich nur das Rinderhack, sowas wie Kidneybohnen, Reis und Zwiebeln sollte in jedem anständigen Vorratsschrank vorhanden sein - mag den einen oder anderen vielleicht abschrecken. Einen Versuch ist es allerdings definitiv wert.

Die Füllung aus Gemüse, Hack und Reis ist so lecker wie simpel, kann allerdings ein wenig mehr Würze und Flüssigkeit vertragen, als das Rezept vorgibt. Mangels Paprikapulver (was normalerweise jeder jahrelang unbenutzt zu Hause herumstehen hat, ja, genau, diese unbeachtete Dose), habe ich mit ein, zwei Prisen Gemüsebrühepulver dem Geschmack nachgeholfen. Auch ein Spritzer Zitrone auf die angebratene Füllung schadet nicht. Wer es weniger scharf mag, kann auch das Chilipulver weglassen und ein bisschen mit Feta oder was sonst so im Kühlschrank ist, improvisieren.

Die Kochbuchautoren schlagen außerdem vor, die Tortillas selbst herzustellen - aufgrund von fehlendem Maismehl (und ehrlich gesagt auch mangels Zeit und Lust) habe ich auf fertige Wraps aus dem Supermarkt zurückgegriffen. Dem Geschmack tut dies auf jeden Fall keinen Abbruch. Warum man die Teigfladen dabei in der Mikrowelle zubereiten soll, ist nicht ganz nachvollziehbar - im Ofen kurz aufbacken tut es ebenso, auch wenn man hier ein wenig aufpassen muss, dass der Wrapfladen nicht zu knusprig wird, sonst droht hinterher das große Bröseln. Die Zeit im Blick behalten muss man auch beim Reis, damit er gleichzeitig mit der Gemüse-Hack-Füllung fertig wird. Wenn man mit dem Timing nicht hinterherkommt: Nicht so schlimm. Als Mitternachtssnack schmecken die Burritos auch kalt sehr lecker.

Gamer Kochbuch Anne

Hannes: Sonic – Hot Chili Dogs mit goldenen Ringen

Da mein Rezept vermutlich am simpelsten von allen war, habe ich es mit den Burger-Buns eines anderen Rezepts aus dem Gamer Kochbuch kombiniert, um den Schwierigkeitsgrad zumindest etwas zu erhöhen. Der Plan war, die Buns aus dem Burgerrezept für die Hot Chili Dogs zu formen, was allerdings nur bedingt aufging.

Grundsätzlich habe ich einige Erfahrung mit Sandwichbroten und Burgerbrötchen, aber ich dachte, ich halte mich streng an das Rezept. Die Folge war leider, dass der Teig viel zu viel Flüssigkeit enthielt und zunächst eher einem Brei glich. Dem Rezept zufolge sollte man den "Teig" nun entweder mit einer Küchenmaschine oder per Hand gut kneten. Da ich keine Küchenmaschine besitze, musste ich per Hand ran, was ohne weiteres Mehl unmöglich war. Der Teig klebte einfach nur an den Händen, und auch als er dann einmal geformt war und wie angegeben im Ofen gehen sollte, zerlief er eher als wirklich zu wachsen.

Trotzdem entstanden am Ende halbwegs nutzbare Hot-Dog-Brötchen, auch wenn diese ziemlich flach ausfielen. Danach lief es aber deutlich besser. Die Chili-Hackfleisch-Soße erwies sich auf Hot Dogs als ziemlich lecker und auch die frittierten Zwiebelringe runden die Nummer sehr gut ab. Weggelassen habe ich allerdings die frittierten Tintenfischstückchen. Als jemand, der grundsätzlich kein großer Fisch-Fan ist, wollte ich mir das Experiment sparen (abgesehen davon, dass ich gar nicht wusste, ob man Tintenfisch überhaupt so einfach bekommt).

Gamer Kochbuch Hannes

Katrin: Red Dead Redemption - Büffelragout mit Honig

Mein Rezept hat mich in den Wilden Westen verschlagen - allerdings hat Lecomte vorausgesehen, dass nicht jeder einfach mal in die Prärie reiten kann, um einen Tatonka zu erlegen. Glück für mich, so muss ich keine rohe Leber nach der erfolgreichen Jagd essen. Als Alternative schlägt Lecomte Rindfleisch vor, sodass mich mein Weg lediglich zum örtlichen Metzger führt, um dort Rindergulasch zu kaufen.

Ein Spontanrezept ist das Ragout nicht, in diesem Fall möchte gut Ding Weile haben. Das Fleisch wird mit Senf, Honig, Knoblauch, Paprikapulver und Whiskey mariniert und darf über Nacht ziehen. Der Whiskey macht das Rezept in dem Sinne spannend, da ich in diesem Fall mit dem Single Malt von Slyrs einen vergleichsweisen zahmen Whiskey genommen habe - beim nächsten Versuch darf mal ein Schuss Tallisker ran, um auszuprobieren, wie sich das Rezept mit rauchigem Whiskey so macht.

Beim Anbraten habe ich mich über die Anweisungen von Lecomte hinweggesetzt. Er möchte das Fleisch mit der restlichen Marinade scharf angebraten haben. Das war für mich ein nicht schlüssig, da ich in der Menge an Flüssigkeit nicht scharf anbraten konnte. Also habe ich die Marinade vorher in eine Schlüssel abgegossen, das Fleisch scharf angebraten, Zwiebeln und Karotten dazu gegeben und das Ganze dann mit der Marinade und Rinderfonds aufgegossen. Dann hieß es wieder: Geduld. Schließlich möchte Fleisch, das später auseinander fällt, lange auf kleiner Flamme schmoren. Ihr seht ... mal eben schnell ein Büffel-Ragout auf den Tisch bringen, geht nicht.

Lecomte reicht als Gemüse Kartoffeln und Maiskolben dazu, die gekocht und anschließend in die Pfanne wandern dürfen. Da mir die Sauce nach knapp 2,5 Stunden leisem Köcheln noch etwas zu dünn war, habe ich mich entschieden, die rohen Kartoffeln direkt im Ragout zu kochen. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte, als ich dann endlich das Gesamtergebnis kosten konnte. Das Fleisch war butterzart und ließ sich mit einem Löffel zerteilen, die Sauce war dank der Kartoffeln wunderbar sämig. Tipp: Am nächsten Tag schmeckt es aufgewärmt noch besser! Ich schwinge mich mal auf mein Pferd und reite in die Prärie. Auf der Suche nach Tatonka ...

Gamer Kochbuch Katrin

Fazit

Grundsätzlich können wir festhalten, dass die Rezepte, die wir getestet haben, alle empfehlenswert sind und es wenig Grund zum Meckern gibt. Kritikpunkte haben wir eher bei den Rezepten, für die wir uns nicht entschieden haben. Zum einen lässt sich festhalten, dass die Verbindung zu den jeweiligen Spielen teilweise sehr lose ist. Beispielsweise gibt es ein Hirschrezept zu The Last of Us, das nur auf der Tatsache basiert, dass Hauptfigur Ellie in dem Spiel einmal einen Hirsch erlegt. Hier hätten wir uns ein paar mehr Rezepte gewünscht, die sich auch stärker mit den Spielen im Zusammenhang stehen.

Darüber hinaus wird es in manchen Fällen etwas unnötig kompliziert. Teils werden Zutaten benötigt, die man nicht unbedingt in einem Supermarkt findet, teils werden scheinbar einfache Rezepte durch zusätzliche technische Gimmicks (Kaninchen am Drehspieß) erschwert. Dadurch stellt sich auch die Frage, wer genau die Zielgruppe für das Kochbuch sein soll. Kochanfänger, die durch das Thema vielleicht für das Kochen begeistert werden sollen, dürften vielen Rezepten nicht unbedingt angesprochen werden. Erfahrene Gamer-Köche vermissen dagegen vermutlich die engere Bindung zu den Spielen, bekommen aber immerhin ein paar nette Rezeptideen.

Abschließend können wir festhalten, dass wir alle Spaß beim Kochen mit den Rezepten hatten. Das Kochbuch für Gamer ist eine nette Idee, die allerdings auch noch ausbaufähig ist. Vielleicht kommt ja irgendwann ein zweiter Band.

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zusätzlicher Bildnachweis: 
© Johannes Hahn, Anne Jerratsch, Hannes Könitzer, Katrin Hemmerling

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